Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
nicht zu einer ausreichenden Kohlendioxidkonzentration«, murrte Gillbret. Dennoch ließ er den Sichtschirm nicht aus den Augen.
Biron hoffte plötzlich, daß es sich tatsächlich um die falsche Welt handeln möge. Er konnte nicht mehr länger warten. Er mußte klare Verhältnisse schaffen, und zwar jetzt!
Es war ein merkwürdiges Gefühl.
Das künstliche Licht war abgeschaltet, durch die Bullaugen drang ungehindert das Sonnenlicht herein. Eigentlich war diese Methode der Schiffsbeleuchtung weniger effektiv, aber das glich der Reiz des Neuen wieder aus. Die Bullaugen standen sogar offen, denn die Atmosphäre des Planeten war atembar.
Rizzett hatte davon abgeraten, mit der Begründung, das fehlende Kohlendioxid würde sich störend auf die körpergesteuerte Atmungskontrolle auswirken, aber Biron vertrat die Ansicht, für kurze Zeit sei das sicher zu verschmerzen.
Gillbret überraschte die beiden, als sie die Köpfe zusammensteckten. Sie schauten erschrocken auf und rückten auseinander.
Gillbret lachte. Dann schaute er aus dem offenen Bullauge und seufzte: »Nichts als Felsen!«
»Wir wollen auf dieser Anhöhe einen Sender aufstellen«, erklärte Biron geduldig. »Damit vergrößern wir die Reichweite und sollten auf jeden Fall die gesamte Hemisphäre erfassen können. Und wenn das Ergebnis negativ ist, probieren wir es auf der anderen Seite des Planeten.«
»Hast du darüber eben mit Rizzett gesprochen?«
»Genau. Den Aufbau der Anlage übernehmen der Autarch und ich. Der Vorschlag kommt zum Glück von ihm, sonst hätte nämlich ich die Initiative ergreifen müssen.« Er streifte Rizzett mit einem flüchtigen Blick. Der andere verzog keine Miene.
Biron stand auf. »Ich trenne wohl am besten das Innenfutter meines Raumanzugs heraus und ziehe es an.«
Rizzett pflichtete ihm bei. Auf dem Planeten schien die Sonne, der Wassergehalt der Luft war sehr niedrig, und am Himmel standen keine Wolken, aber es war klirrend kalt.
Der Autarch stand an der Hauptschleuse der Gnadenlos. Er trug einen Mantel aus dünnem Schaumstoff, der nur wenige Gramm wog, aber hervorragende Isolationseigenschaften besaß. Um den Oberkörper hatte er sich einen kleinen Kohlendioxidzylinder geschnallt, der so eingestellt war, daß er langsam geringe Gasmengen austreten ließ und auf diese Weise in seiner unmittelbaren Umgebung eine ausreichend gesättigte CO2-Hülle aufbaute.
»Legen Sie Wert auf eine Leibesvisitation, Farrill?« fragte er. Dann hob er die Hände und wartete. Leiser Spott stand in seinem hageren Gesicht.
»Nein«, sagte Biron. »Möchten Sie sich vergewissern, ob ich unbewaffnet bin?«
»Ich denke gar nicht daran.«
Die Höflichkeitsfloskeln standen den Außentemperaturen an Kälte nicht nach.
Biron trat ins grelle Sonnenlicht und schnappte sich einen der zwei Griffe des Koffers mit der Funkausrüstung. Der Autarch packte den anderen.
»Nicht allzu schwer«, konstatierte Biron. Als er sich umdrehte, sah er Artemisia stumm im Eingang des Raumschiffs stehen.
Ihr schlichtes, weißes, weitgeschnittenes Kleid flatterte im Wind. Die halbtransparenten Ärmel hafteten wie eine silberne Haut an ihren Armen.
Birons Entschlossenheit geriet bedrohlich ins Wanken. Am liebsten wäre er umgekehrt, zum Schiff zurückgelaufen und hineingesprungen, um sie so fest zu packen, daß seine Finger auf ihren Schultern blaue Flecken hinterließen, um seine Lippen auf ihren Mund zu pressen…
Statt dessen nickte er ihr nur kurz zu, denn ihr Lächeln, das kokette Winken galten dem Autarchen.
Als Biron sich fünf Minuten später abermals umdrehte, schimmerte noch immer ein weißer Fleck an der offenen Luke, dann stiegen sie einen Abhang hinunter, der das Schiff seinen Blicken entzog. Am Horizont waren nur noch schroffe, kahle Felsen zu sehen.
Biron dachte an das, was vor ihm lag. Ob er Artemisia wohl jemals wiedersehen würde – und ob sie wohl um ihn trauern würde, wenn er nicht zurückkehrte?
18
AM RANDE DES ABGRUNDS
Artemisia sah ihnen nach. Die beiden Gestalten stiegen den kahlen Granithang hinauf, erreichten die Kuppe, wurden immer kleiner und entschwanden endlich ihren Blicken. Kurz zuvor hatte sich eine von ihnen noch umgedreht. Sie konnte nicht genau erkennen, wer es war, und mit einem Mal lag ihr das Herz wie ein Stein in der Brust.
Er hatte sich mit keinem Wort von ihr verabschiedet. Mit keinem einzigen Wort. Sie ließ Sonne und Felsen hinter sich zurück und flüchtete in die metallene Enge des
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