Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Raumschiffs. Wie von aller Welt verlassen kam sie sich vor, sie hatte sich in ihrem ganzem Leben noch nicht so einsam gefühlt.
Vielleicht war es das, was sie frösteln ließ, doch sie hätte niemals zugegeben, daß es nicht nur die Kälte war. Ein solches Eingeständnis der Schwäche wäre ihr unerträglich gewesen.
So jammerte sie nur: »Onkel Gil! Warum machst du nicht endlich die Bullaugen zu? Man friert sich ja zu Tode.« Das Thermometer zeigte sieben Grad über Null, und die Schiffsheizung lief auf vollen Touren.
»Meine liebe Arta«, sagte Gillbret sanft, »wenn du unbedingt darauf bestehst, nur mit ein paar Nebelfetzen am Leib herumzulaufen, ist es unvermeidlich, daß du frierst.« Dennoch drückte er auf einige Knöpfe, die Luftschleuse schloß sich mit leisem Klicken, und die Bullaugen glitten nach innen und verschmolzen mit dem glatten, glänzenden Rumpf. Das dicke Glas polarisierte und wurde undurchsichtig. Dann ging die Schiffsbeleuchtung an und vertrieb die Schatten.
Artemisia nahm in dem gepolsterten Pilotensessel Platz und strich mit fahrigen Bewegungen über die Armlehnen. Hier hatten seine Hände oft geruht. Bei dem Gedanken wurde ihr ein wenig wärmer, aber (so redete sie sich wenigstens ein) das lag gewiß nur daran, daß die Heizung jetzt, nachdem der kalte Wind ausgesperrt war, erst richtig zur Wirkung kommen konnte.
Minuten vergingen, dann hielt sie es auf ihrem Sessel nicht mehr aus. Warum war sie nicht mit ihm gegangen! Sie verbesserte sich, noch ehe der aufrührerische Gedanke zu Ende gedacht war, indem sie den Singular ›ihm‹ durch den Plural ›ihnen‹ ersetzte.
»Wozu wollen sie diesen Sender denn überhaupt aufstellen, Onkel Gil?«
Er saß vor dem Sichtschirm und drehte mit viel Gefühl an den Knöpfen. Nun sah er auf. »Wie?«
»Wir haben versucht, vom Weltraum aus Kontakt aufzunehmen«, sagte sie, »ohne jemanden zu erreichen. Was kann ein Sender auf der Planetenoberfläche denn mehr ausrichten?«
Gillbret wirkte verstört. »Wir dürfen einfach nicht aufgeben, meine Liebe. Wir müssen die Rebellenwelt wiederfinden.« Und mit zusammengebissenen Zähnen wiederholte er leise: »Wir müssen!«
Eine Pause trat ein, dann sagte er: »Ich habe sie verloren.«
»Wen hast du verloren?«
»Biron und den Autarchen. Diese Felswand ist unüberwindlich, ich kann die Außenspiegel drehen, wie ich will. Siehst du?«
Sie sah nur den sonnenbeschienenen Felsen vorüberflitzen.
Endlich nahm Gillbret die Finger von den Rädchen und sagte: »Da hätten wir immerhin das Raumschiff des Autarchen.«
Artemisia gönnte ihm nur einen flüchtigen Blick. Es lag tiefer im Innern des Tals, vielleicht zwei Kilometer weit entfernt, und glitzerte so grell in der Sonne, daß man nicht hinschauen konnte. Auf einmal schien ihr dieses Schiff der eigentliche Feind zu sein. Dieses Schiff, nicht die Tyranni. Jetzt wünschte sie, sie wären niemals nach Lingane geflogen. Warum waren sie nicht zu dritt allein im Raum geblieben? Die ersten Tage waren schön gewesen, mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden, aber doch auch voller Wärme und Herzlichkeit. Und jetzt konnte sie nicht anders, als ihm weh zu tun. Irgend etwas zwang sie dazu, obwohl sie doch viel lieber…
»Was hat er denn vor?« fragte Gillbret.
Artemisia blickte auf. Gillbret erschien ihr merkwürdig unscharf, und sie mußte kräftig blinzeln, bis der wässerige Nebel vor ihren Augen verschwand. »Wer?«
»Rizzett! Ich glaube wenigstens, daß es Rizzett ist. Auf jeden Fall ist er nicht auf dem Weg hierher.«
Artemisia stand schon am Sichtschirm. »Vergrößerung«, verlangte sie.
»Auf diese kurze Entfernung?« widersprach Gillbret. »Dann erkennst du gar nichts mehr. Wie soll ich das Bild denn zentrieren?«
»Größer, Onkel Gil.«
Murrend schaltete er das Teleskop zu und suchte die aufgeblähten Felsknubbel ab, die nun den Schirm erfüllten. Schon bei der leisesten Berührung der Knöpfe rasten die Blöcke so schnell vorbei, daß ihnen das Auge nicht zu folgen vermochte. Rizzett kam, eine verschwommene Riesengestalt, ins Bild geschossen, war für einen Moment deutlich zu erkennen. Gillbret drehte hastig zurück, fand ihn wieder und konnte ihn kurz festhalten. »Er ist bewaffnet«, sagte Artemisia. »Hast du gesehen?«
»Nein.«
»Ich sage dir, er hat einen Blaster mit großer Reichweite!«
Sie war aufgesprungen und hatte die Spindtür aufgerissen.
»Arta! Was machst du da?«
Sie war bereits dabei, das Futter aus einem Raumanzug
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