Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Sein Atem ging in keuchenden Stößen. Terens war kaum weniger aufgeregt.
»Da«, sagte Rik. »Dieser Teil ist immer enthalten.«
Er las laut vor, stockend, aber doch sehr viel sicherer, als es Valonas unzulänglicher Leseunterricht rechtfertigen konnte: »>So ist es nicht überraschend, daß der Weltraumanalytiker vom Temperament her als introvertiertes und oft genug sogar sozial unverträgliches Individuum bezeichnet werden muß. Von einem Erwachsenen, der den größten Teil seines Lebens damit verbringt, ganz auf sich allein gestellt die schreckliche Leere zwischen den Sternen zu erkunden, kann niemand erwarten, daß er völlig normal bleibt. Vielleicht hat das Institut für Weltraumanalyse aufgrund dieser Erkenntnis die etwas zynische Feststellung ›Wir analysieren Nichts‹ zu seinem offiziellen Motto erkoren.<«
Gegen Ende wäre Rik fast die Stimme übergeschnappt.
»Verstehst du, was du gelesen hast?« fragte Terens.
Sein Schützling schaute mit blitzenden Augen zu ihm auf. »Da steht ›Wir analysieren Nichts‹. An diesen Satz hatte ich mich erinnert. Ich war einer von diesen Leuten.«
»Du warst Weltraumanalytiker?«
»Ja«, schrie Rik. Dann klagte er leise: »Mir tut der Kopf weh.«
»Von den Erinnerungen?«
»Wahrscheinlich.« Er runzelte die Stirn. »Aber was ich weiß, genügt noch nicht. Es droht eine Gefahr. Eine schreckliche Gefahr! Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Uns steht die ganze Bibliothek zur Verfügung, Rik.« Terens beobachtete ihn scharf und wog jedes Wort sorgfältig ab. »Warum benützt du nicht selbst den Katalog, um dir ein paar Texte über Weltraumanalyse herauszusuchen. Dann werden wir ja sehen, ob dich das weiterbringt.«
Rik stürzte sich förmlich auf den Leser. Er zitterte wie im Fieber. Terens rückte zur Seite, um ihm Platz zu machen.
»Wie wär’s mit Wrijts Das Instrumentarium des Weltraumanalytikers?« fragte Rik. »Das klingt doch recht verheißungsvoll?«
»Die Entscheidung liegt ganz bei dir.«
Rik gab die Katalognummer ein, doch der Bildschirm blieb hell und zeigte nur die Aufforderung: »Sie werden gebeten, sich wegen des gewünschten Buches an den diensthabenden Bibliothekar zu wenden.«
Terens drückte rasch auf einen Knopf und widerrief die Bestellung. »Versuch es lieber mit einem anderen Werk, Rik.«
»Aber…« Rik zögerte, dann fügte er sich und wählte nach einer weiteren Suche im Katalog Ennings Aufbau des Weltalls.
Wieder erschien auf dem Schirm die Anweisung, den Bibliothekar zu konsultieren. »Verdammt!« sagte Terens und zog auch diese Anfrage zurück.
»Was ist los?« fragte Rik.
»Nichts, nichts«, beruhigte ihn Terens. »Keine Panik, Rik. Ich begreife nur nicht…«
Hinter einem Gitter an der Seite des Lesegeräts befand sich ein kleiner Lautsprecher, der plötzlich zum Leben erwachte. Die dünne, trockene Stimme der Bibliothekarin ließ die beiden erstarren.
»Zimmer 242! Ist Zimmer 242 besetzt?«
»Worum geht es?« fragte Terens schroff.
»Welches Buch wünschen Sie?« erkundigte sich die Stimme.
»Gar keines, vielen Dank. Wir haben nur den Leser ausprobiert.«
Eine Pause trat ein, als würde sich die Stimme irgendwo Rat holen. Als sie sich wieder vernehmen ließ, klang sie noch schärfer: »Uns liegen Vormerkungen für einen Zugriff auf Wrijts Das Instrumentarium des Weltraumanalytikers und für Ennings Zusammensetzung des Weltalls vor. Ist das richtig?«
»Wir haben nur willkürlich irgendwelche Katalognummern eingegeben«, behauptete Terens.
»Darf ich fragen, warum Sie an diesen Büchern interessiert sind?« Die Stimme war unerbittlich.
»Ich sage Ihnen doch, wir wollen sie gar nicht haben… Hör sofort damit auf.« Letzteres galt Rik, der zu wimmern angefangen hatte.
Wieder eine Pause. Dann sagte die Stimme: »Wenn Sie sich zum Empfang bemühen, werden wir Ihnen die Bücher zugänglich machen. Da sie bereits reserviert wurden, müssen Sie ein besonderes Formular ausfüllen.«
Terens nahm Rik an der Hand. »Komm, wir gehen.«
»Vielleicht haben wir gegen eine Vorschrift verstoßen«, jammerte Rik.
»Unsinn. Wir verschwinden von hier.«
»Wir füllen dieses Formular nicht aus?«
»Nein. Die Bücher bekommen wir auch ein andermal.«
Terens hastete im Laufschritt durch die Eingangshalle und zog Rik hinter sich her. Die Bibliothekarin blickte auf.
»Hallo«, rief sie, erhob sich und verließ ihren Schreibtisch. »Einen Augenblick. So warten Sie doch!«
Die beiden ließen sich nicht aufhalten.
Sie blieben
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