Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
kein gängiges Wort, und so verwendete er ein anderes, das ihm gerade in den Sinn kam. Valona verstand nicht, was er meinte.
»Tut es weh?« fragte sie.
»Es wird sehr unangenehm werden«, sagte er, »weil wir keine Anti-Beschleunigungs-Vorrichtung haben, die den Druck abfängt, aber es wird nicht lange dauern. Du stellst dich am besten mit dem Rücken zur Wand, und wenn du spürst, daß dich etwas dagegenpreßt, entspannst du dich. Siehst du, es fängt schon an.«
Er hatte die rechte Wand gewählt, und als nun das Dröhnen der Hyperatomtriebwerke anschwoll, veränderte sich sein Schwerkraftempfinden, und die senkrechte Wand schien unter ihm wegzukippen.
Valona stieß ein Wimmern aus, dann verstummte sie keuchend. Mit lautem Rasseln wurde die Luft durch die Kehle gepreßt. Der weder von Gurten, noch von hydraulischen Stoßdämpfern geschützte Brustkorb dehnte sich unter Qualen, um den Lungen ein wenig Raum zum Einatmen zu verschaffen.
Rik stieß weiterhin Worte hervor, sinnloses Zeug, nur um Valona zu zeigen, daß er noch da war, und um die schreckliche Angst vor dem Unbekannten zu mildern, an der sie mit Sicherheit fast erstickte. Es war nur ein Schiff, ein großartiges Raumschiff, aber sie war nie zuvor auf einem Raumschiff gewesen.
»Der Sprung steht uns natürlich noch bevor«, sagte er. »Wir gehen in den Hyperraum, um den größten Teil der Strecke zwischen den Sternen kurzerhand abzuschneiden. Aber das macht dir sicher nichts aus. Du wirst gar nichts davon merken. Verglichen mit dem, was du jetzt spürst, ist es gar nichts. Ein leichtes Zucken in den Eingeweiden, und schon ist es vorüber.« Ächzend rang er sich die Worte Silbe für Silbe ab. Es dauerte lange, bis er zu Ende war.
Endlich hob sich die zentnerschwere Last von ihrer Brust, die unsichtbare Kette, die sie an die Wand fesselte, lockerte sich und fiel schließlich ganz ab. Sie sanken zu Boden und rangen nach Luft.
Nach einer Weile fragte Valona: »Bist du verletzt, Rik?«
»Ich, verletzt?« Obwohl er noch nicht wieder zu Atem gekommen war, mußte er lachen. Die Vorstellung, er könnte auf einem Schiff verletzt werden, war einfach absurd.
»Früher habe ich jahrelang auf Schiffen gelebt«, sagte er, »und manchmal habe ich über Monate keinen Planeten zu Gesicht bekommen.«
»Und wozu?« fragte sie. Sie war auf ihn zugekrochen und berührte nun mit einer Hand seine Wange, um sich zu vergewissern, daß er noch da war.
Er legte ihr den Arm um die Schultern, und sie wehrte sich nicht, sondern fügte sich in den Rollentausch.
»Wozu?« wiederholte sie.
Rik wußte nicht mehr, wozu. Es war eben so gewesen, er hatte Landungen gehaßt. Irgendeinen Grund mußte es wohl gegeben haben, im All zu bleiben, aber er hatte ihn eben vergessen. Wieder machte er einen weiten Bogen um die Gedächtnislücke.
»Ich hatte einen Beruf«, lautete seine Erklärung.
»Ich weiß«, bestätigte sie. »Du hast Nichts analysiert.«
»So ist es.« Er war stolz darauf. »Genau das habe ich getan. Weißt du auch, was es bedeutet?«
»Nein.«
Er konnte nicht erwarten, daß sie ihn verstand, aber er mußte mit jemandem reden. Er mußte in Erinnerungen schwelgen, mußte sich an der Tatsache berauschen, daß er im Geiste nur mit den Fingern zu schnippen brauchte, um die Vergangenheit abzurufen.
»Es ist folgendermaßen«, begann er. »Die Materie im Universum setzt sich aus hundert verschiedenen Substanzen zusammen. Diese Substanzen nennen wir Elemente. Eisen und Kupfer sind solche Elemente.«
»Ich dachte, das seien Metalle?«
»Das ist richtig, aber es sind auch Elemente. Genau wie Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenstoff und Palladium. Am wichtigsten von allen sind Wasserstoff und Helium. Sie sind die einfachsten Elemente, und sie kommen am häufigsten vor.«
»Ich habe noch nie von ihnen gehört«, gestand Valona verschämt.
»Fünfundneunzig Prozent des Universums bestehen aus Wasserstoff, und der Rest ist zum größten Teil Helium. Das ist sogar im Weltall so.«
»Man hat mir einmal beigebracht«, erinnerte sich Valona, »das Weltall ist ein Vakuum, und das bedeutet, daß es dort nichts gibt. War das nicht richtig?«
»Nicht ganz. Es gibt fast nichts. Aber ich war Weltraumanalytiker, und das heißt, ich habe mich im All herumgetrieben, habe von den winzigen Mengen von Stoffen, die doch herumfliegen, Proben genommen und sie analysiert. Das heißt, ich habe festgestellt, wieviel davon Wasserstoff war, wieviel Helium und wieviel andere
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