Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
unmöglich, Rik, das schaffen wir niemals.«
Er ließ nicht locker, verhaspelte sich in seinem Eifer. »Aber es wäre das beste. Damit würde kein Mensch rechnen. Wir würden natürlich nicht das Schiff nehmen, das er vorgesehen hatte. Das wird sicher überwacht. Wir würden uns ein anderes Raumschiff suchen. Irgendeines.«
Ein Schiff. Irgendein Schiff. Die Worte gellten ihm in den Ohren. Es kümmerte ihn nicht, ob die Idee gut war oder nicht. Er wollte nur auf ein Schiff, um wieder ins All zu fliegen.
»Lona, bitte!«
»Na schön«, sagte sie. »Wenn du unbedingt willst. Ich weiß, wo der Raumhafen ist. Als ich noch ein kleines Mädchen war, sind wir an Mußetagen manchmal hingegangen und haben von weitem zugesehen, wie die Raumschiffe in den Himmel stiegen.«
Und schon waren sie wieder unterwegs. Eine leise Unruhe begehrte vergebens Einlaß in Riks Bewußtsein, eine Beobachtung, nicht aus der fernen, sondern aus der allerjüngsten Vergangenheit. Eine Kleinigkeit, fast mit Händen zu greifen. Sie wäre wichtig gewesen, aber er bekam sie nicht zu fassen.
Er schob den Gedanken beiseite und beschäftigte sich mit dem Schiff, das auf sie wartete.
Der Floriner am Tor konnte sich an diesem Tag nicht über Langeweile beklagen, auch wenn er die Aufregung nur von ferne mitbekam. Schon am Abend zuvor waren wilde Geschichten von überfallenen Gendarmen und waghalsigen Fluchtmanövern im Umlauf gewesen. An diesem Morgen war noch mehr dazugekommen, jetzt wurde gar von ermordeten Gendarmen geflüstert.
Er wagte nicht, seinen Posten zu verlassen, aber er verrenkte sich fast den Hals, als ein Luftwagen nach dem anderen durch das Tor glitt und immer mehr grimmig dreinblickende Gendarmen von der Raumhafenwache abgezogen wurden, bis kaum noch jemand zurückblieb.
Sie pumpen die Stadt mit Gendarmen voll, dachte er erschrocken, aber zugleich wie im Glücksrausch. Warum dieser Jubel, wenn er an die getöteten Gendarmen dachte? Sie hatten ihn doch nie belästigt. Jedenfalls nicht allzu sehr. Er hatte einen guten Posten, war schließlich kein dummer Bauerntölpel.
Dennoch war er glücklich.
Er nahm sich kaum Zeit für das Pärchen, das vor ihm stand. Die beiden waren schon an ihrer Kleidung als Ausländer zu erkennen, sie schwitzten stark und fühlten sich in ihrer exotischen Aufmachung hier sichtlich unwohl. Die Frau schob einen Paß durch den Schlitz.
Ein Blick auf sie, ein Blick auf den Paß, ein Blick auf die Reservierungsliste, dann drückte er einen Knopf, und zwei durchsichtige Filmstreifen wurden ausgeworfen.
»Los, los«, mahnte er ungeduldig. »Legen Sie sich die Streifen ums Handgelenk und gehen Sie weiter.«
»Welches ist bitte unser Schiff?« flüsterte die Frau in verbindlichem Ton.
Das gefiel ihm. Auf florinischen Raumhäfen waren Ausländer dünn gesät, und in den letzten Jahren waren sie noch seltener geworden. Aber wenn welche kamen, waren es weder Gendarmen noch ›Herren‹, und sie schienen nicht zu begreifen, daß man selbst nur ein Eingeborener war. Deshalb waren sie ungewohnt höflich.
Er fühlte sich gleich fünf Zentimeter größer. »Sie finden es auf Dock 17, Gnädigste«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise nach Wotex.« Das hörte sich sehr weltmännisch an.
Dann wandte er sich wieder seiner ursprünglichen Beschäftigung zu, die darin bestand, heimlich Freunde in der Stadt anzurufen, um zu erfahren, was dort vorging, und, möglichst noch unauffälliger, die Privatgespräche abzuhören, die in der Oberen Stadt über Energiestrahl geführt wurden.
Auf diese Weise dauerte es Stunden, bis er dahinterkam, daß er einen entsetzlichen Fehler begangen hatte.
»Lona!« sagte Rik.
Er zupfte sie am Ärmel, deutete mit dem Finger auf ein Schiff und flüsterte: »Das da!«
Valona war skeptisch. Dieses Raumschiff war viel kleiner als das auf Dock 17, für das sie gültige Flugscheine hatten, aber dafür war es spiegelblank. Vier Luftschleusen standen weit offen, die Hauptluke gähnte wie ein riesiges Maul, eine Rampe war ausgefahren und reichte wie eine lange Zunge bis zum Boden herab.
»Das Schiff wird belüftet«, erklärte Rik. »Das ist bei Passagierschiffen vor dem Start so üblich, um den Geruch nach konserviertem und mehrfach wiederaufbereitetem Sauerstoff loszuwerden.«
Valona starrte ihn an. »Woher weißt du das?«
Rik wurde rot vor Stolz. »Ich weiß es eben. Verstehst du, das heißt, daß sich im Moment niemand im Schiff aufhält. Durch die Zugluft ist es dort
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