Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
einer roten Feuersäule nach oben und fiel mit lautem Klicken in den Kasten, wo er, ein toter Krieger, bis zum nächsten Spiel liegenbleiben durfte. Und dann fiel der siegreiche Springer auch schon Schwartz’ Dame zum Opfer. Im ersten Schrecken geriet Grews Angriff ins Stocken, er fuhr seinen verbliebenen Springer nach e1 zurück in den schützenden Hafen, wo er wenig ausrichten konnte. Nun wiederholte Schwartz’ Springer das erste Manöver, schlug den Läufer und wurde seinerseits vom Turmbauern geschlagen.
Wieder trat eine Pause ein, und Schwartz erkundigte sich freundlich: »Was heißt G.Ä.?«
»Wie?« knurrte Grew. »Ach so – es geht immer noch darum, in welchem Jahr wir leben? Was für ein Blöd… Tja, ich vergesse immer wieder, daß du erst vor etwa einem Monat sprechen gelernt hast. Aber du bist doch intelligent. Weißt du es wirklich nicht? Schön, wir leben im Jahr 827 der Galaktischen Ära. Galaktische Ära: G.Ä. – verstanden? Vor 827 Jahren wurde das Galaktische Imperium gegründet; seit der Krönung Frankenns des Ersten sind 827 Jahre vergangen. Und jetzt sei so gut und mach deinen Zug.«
Doch Schwartz behielt den Springer zunächst noch in der Hand. Er wußte nicht mehr ein noch aus. »Augenblick noch«, bat er und stellte den Springer auf d7. »Ist dir einer der folgenden Namen bekannt? Amerika, Asien, die Vereinigten Staaten, Rußland, Europa…?« Es mußte doch irgendeine Übereinstimmung geben.
Grews Pfeife glühte mürrisch durch die Nacht, sein Schatten kauerte so reglos über dem leuchtenden Schachbrett, als sei alles Leben aus ihm gewichen. Vielleicht hatte er kurz den Kopf geschüttelt, aber das konnte Schwartz nicht sehen. Und er brauchte es auch nicht zu sehen. Er spürte das Nein des anderen so deutlich, als habe der es laut ausgesprochen.
Schwartz unternahm einen neuen Vorstoß. »Kannst du mir sagen, wo ich eine Landkarte herbekomme?«
»Keine Karten«, knurrte Grew, »wenn du in Chica nicht Kopf und Kragen riskieren willst. Ich verstehe nichts von Geographie, und die Namen, die du genannt hast, habe ich auch noch nie gehört. Was sind das? Menschen?«
Kopf und Kragen riskieren? Wieso denn das? Schwartz überlief es eiskalt. Hatte er etwa ein Verbrechen begangen? Und Grew wußte davon?
Mißtrauisch fragte er: »Die Sonne hat neun Planeten, nicht wahr?«
»Zehn«, kam es kompromißlos zurück.
Schwartz zögerte. Es wäre immerhin möglich, daß noch ein zehnter entdeckt worden war, ohne daß er davon gehört hatte. Aber wie sollte Grew davon erfahren haben? Er zählte die Planeten an den Fingern ab und fragte weiter: »Was ist mit dem sechsten? Hat er Ringe?«
Grew zog seinen Bauern langsam von f2 nach f4, und Schwartz machte spiegelbildlich den gleichen Zug.
»Du meinst den Saturn?« vergewisserte sich Grew. »Natürlich hat er Ringe.« Er war unschlüssig, denn er hatte die Wahl, nach e5 oder nach f5 zu schlagen, aber es fiel ihm schwer, die Konsequenzen der einen wie der anderen Entscheidung bis ins letzte zu überblicken.
»Und es gibt einen Asteroidengürtel – viele kleine Planeten – zwischen Mars und Jupiter? Ich meine, zwischen dem vierten und dem fünften Planeten?«
»Ja«, murmelte Grew. Er hatte seine Pfeife wieder angezündet und überlegte fieberhaft. Schwartz spürte, wie ihn die Unsicherheit quälte, und ärgerte sich darüber. Für ihn selbst hatte das Schachspiel jetzt, da er sicher sein konnte, sich wirklich auf der Erde zu befinden, jede Bedeutung verloren. Tausend Fragen gingen ihm im Kopf herum, und eine davon kam ihm auch über die Lippen.
»Dann sagen deine Buchfilme die Wahrheit? Es gibt andere Welten? Mit Menschen darauf?«
Jetzt hob Grew doch den Kopf vom Brett und bemühte sich vergeblich, im Dunkeln das Gesicht seines Gegenübers zu erkennen. »Ist das dein Ernst?«
»Gibt es sie?«
»Bei der unendlichen Galaxis? Ich glaube, du weißt es wirklich nicht.«
Schwartz schämte sich für seine Unwissenheit. »Bitte, sag doch…«
»Natürlich gibt es andere Welten. Millionen und Abermillionen! Jede Sonne, die du sehen kannst, und die meisten, die du nicht sehen kannst, alle haben sie Planeten, und alle gehören sie zum Imperium.«
Jedes von Grews leidenschaftlichen Worten schlug einen Funken, erzeugte ein zartes Echo in Schwartz’ Bewußtsein. Der mentale Kontakt wurde von Tag zu Tag stärker. Vielleicht würde er bald leise Worte hören, auch wenn sein Gesprächspartner sie nur dachte, dabei aber stumm blieb.
Zum ersten Mal kam ihm
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