Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
klang fast so etwas wie Eifer aus ihrer Stimme –, »Sie sehen… Sie sehen aus wie eine antike Marmorstatue, nur daß Sie warm und lebendig sind… Verzeihen Sie, ich wollte nicht unverschämt sein.«
»Sie meinen, ich könnte Sie für ein Erdenmädchen halten, das nicht weiß, wo sein Platz ist? Wenn Sie nicht sofort aufhören, so über mich zu denken, können wir niemals Freunde werden. – Ich glaube nicht an das Ammenmärchen von der Radioaktivität. Ich habe die atmosphärische Strahlung der Erde gemessen und Versuche an Labortieren durchgeführt. Beides hat mich überzeugt, daß mir die Strahlung unter normalen Umständen nichts anhaben kann. Ich bin jetzt seit zwei Monaten hier und fühle mich nach wie vor kerngesund. Mein Haar sitzt immer noch fest« – er zog daran –, »und ich leide auch nicht unter Magenkrämpfen. Ebensowenig fürchte ich um meine Zeugungsfähigkeit, obwohl ich in dieser Hinsicht zugegebenermaßen etwas vorsichtiger bin. Aber bleiimprägnierte Unterhosen sieht man eben nicht.«
Er hatte keine Miene verzogen, und sie lächelte wieder. »Ich glaube, Sie sind ein bißchen verrückt«, sagte sie.
»Finden Sie? Sie wären überrascht, wie viele hochintelligente und berühmte Archäologen das ebenfalls von mir behauptet haben – in ellenlangen Reden.«
Plötzlich sagte sie: »Wollen Sie mir jetzt zuhören? Die fünfzehn Minuten sind um.«
»Was glauben Sie?«
»Nun, es könnte sein. Wenn Sie nicht verrückt wären, würden Sie nicht hier sitzen. Nicht, nachdem ich mich so benommen habe.«
»Haben Sie den Eindruck«, fragte er leise, »ich müßte mich zwingen, in Ihrer Nähe zu bleiben? Das wäre ein großer Irrtum. – Wissen Sie, Pola, Sie sind nämlich das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe.«
Sie hob rasch den Kopf und sah ihn erschrocken an. »Bitte nicht. Ich bin nicht auf Komplimente aus. Glauben Sie mir etwa nicht?«
»Doch, Pola, ich glaube Ihnen. Erzählen Sie mir, was immer Sie mir erzählen wollen. Ich werde Ihnen glauben, und ich werde Ihnen helfen.« Im Grunde hatte sie ihn jetzt schon überzeugt. In diesem Moment hätte ein Wink von ihr genügt, und Arvardan hätte mit Freuden versucht, den Kaiser zu stürzen. Er war zum ersten Mal verliebt. Energisch gebot er seinen Gedanken Einhalt. Dieses Wort hatte er noch nie verwendet.
Verliebt? – In ein Erdenmädchen?
»Sie haben mit meinem Vater gesprochen, Dr. Arvardan?«
»Dr. Shekt ist Ihr Vater? – Bitte, nennen Sie mich doch Bel. Darf ich Sie Pola nennen.«
»Wenn Ihnen soviel daran liegt, will ich es versuchen. Ich nehme an, Sie waren ziemlich ungehalten über ihn?«
»Er war nicht gerade höflich.«
»Er konnte nicht anders. Er wird überwacht. Ich hatte vorher mit ihm vereinbart, daß er Sie fortschicken und ich hier mit Ihnen sprechen sollte. Das ist unser Haus. – Wissen Sie…« – sie verfiel in ein verschwörerisches Flüstern –, »die Erde plant nämlich einen Aufstand.«
Arvardan konnte der Komik des Augenblicks nicht widerstehen.
»Nein!« sagte er und riß die Augen weit auf. »Die ganze Erde?«
Pola brauste sofort auf. »Lachen Sie nicht über mich. Sie haben versprochen, mich anzuhören und mir zu glauben. Die Erde plant einen Aufstand, und das ist eine ernste Sache, denn die Erde kann das gesamte Imperium zerstören.«
»Kann sie das wirklich?« Arvardan unterdrückte mannhaft einen Lachanfall. »Pola«, fragte er freundlich, »wie ist es um Ihre Kenntnisse in Galaktographie bestellt?«
»Nicht schlechter als bei anderen, Herr Professor, aber was hat das damit zu tun?«
»Folgendes. Die Galaxis hat ein Volumen von mehreren Milliarden Kubiklichtjahren. Sie umfaßt zweihundert Millionen bewohnte Planeten und hat eine Bevölkerung von annähernd fünfhundert Billiarden Menschen. Richtig?«
»Wenn Sie es sagen, wird es wohl stimmen.«
»Es stimmt, glauben Sie mir. Die Erde ist nur ein einziger Planet mit einer Bevölkerung von zwanzig Millionen, und mehr kann sie auch nicht ernähren. Mit anderen Worten, auf jeden Erdenmenschen kommen fünfundzwanzig Milliarden Galaxisbürger. Was kann die Erde gegen eine Übermacht von fünfundzwanzig Milliarden zu eins wohl ausrichten?«
Ihre Sicherheit schien für einen Moment ins Wanken zu geraten, doch sie faßte sich rasch. »Bei«, sagte sie entschieden, »ich kann Ihnen die Frage nicht beantworten, das kann nur mein Vater. Er hat mich über die entscheidenden Punkte im unklaren gelassen, angeblich, um mein Leben nicht zu gefährden. Aber
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