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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
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Erdenmensch!«

 
17
SEITENWECHSEL
     
     
    Eine Stunde war vergangen, seit Arvardan sich mühsam aus der Bewußtlosigkeit emporgekämpft hatte, um festzustellen, daß er dalag wie ein Stück Rindfleisch auf der Fleischertheke. Geschehen war jedoch nichts, man hatte sich nur fieberhaft bemüht, sich mit unerträglich fruchtlosem Gerede die Zeit zu vertreiben.
    Natürlich steckte hinter alledem eine gezielte Absicht. Wer hilflos daliegen mußte und nicht einmal eines Bewachers für würdig erachtet wurde – um sich ja nicht einbilden zu können, er stelle eine Gefahr dar – mußte sich irgendwann unendlich schwach vorkommen. Auf diese Weise wurde früher oder später auch der stärkste Wille gebrochen, so daß der Inquisitor, wenn er endlich eintraf, auf keinen nennenswerten Widerstand mehr stoßen würde.
    Irgendwann hielt Arvardan die Stille nicht länger aus. »Der Raum wird vermutlich mit Lauschwellen überwacht. Wir hätten nicht so viel reden sollen.«
    »Nein«, erklärte Schwartz kategorisch. »Niemand hört uns zu.«
    Die Frage ›Woher wissen Sie das?‹ lag dem Archäologen bereits auf der Zunge, aber er sprach sie nicht aus.
    Unglaublich, daß ein Mensch zu so etwas fähig war! Und nicht etwa jemand wie er, sondern ein Mann aus der Vergangenheit, der sich als Erdenmensch bezeichnete und unbedingt sterben wollte!
    Nur ein Teil der Decke befand sich in seinem Blickfeld. Wenn er den Kopf drehte, sah er auf der einen Seite Shekts scharfes Profil, auf der anderen eine leere Wand. Wenn er den Kopf hob, war ihm ein kurzer Blick auf Polas bleiches, erschöpftes Gesicht vergönnt.
    Ein paarmal durchzuckte ihn noch schmerzlich der Gedanke, daß er ein Angehöriger des Imperiums war – des Imperiums, bei den Sternen; ein galaktischer Bürger! Ihn hier festzuhalten, war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wie hatte er sich ausgerechnet von Erdenmenschen auf so schändliche Weise entehren lassen können!
    Doch irgendwann war er auch darüber hinweg.
    Warum hatte man ihn nicht neben Pola gelegt… Nein, es war schon besser so. Er bot nicht gerade einen erfreulichen Anblick.
    »Bei?« kam es zittrig zu ihm herüber. Keine Stimme hätte Arvardan jetzt, im Angesicht des Todes, lieblicher in den Ohren geklungen.
    »Ja, Pola?«
    »Was meinst du, wird es noch lange dauern?«
    »Wohl kaum, mein Liebling. – Ist es nicht ein Jammer? Wir haben zwei Monate vergeudet.«
    »Meine Schuld«, flüsterte sie. »Es war meine Schuld. Wenigstens diese letzten Minuten hätte man uns lassen können. Es ist so – unnötig.«
    Arvardan antwortete nicht. Seine Gedanken führten wilde Tänze auf, er bekam keinen einzigen zu fassen. War es Einbildung, oder spürte er bereits die harte Plastikunterlage unter seinem Rücken? Wie lange würde die Lähmung noch anhalten?
    Schwartz mußte dazu überredet werden, ihnen zu helfen. Arvardan versuchte, seine Gedanken abzuschirmen – und wußte doch, wie aussichtslos das war.
    »Schwartz…«, begann er.
    Schwartz war nicht weniger hilflos, doch wirkte bei ihm die Folter ungewollt noch um einiges stärker. In seinem Kopf dachten vier Menschen auf einmal.
    Allein hätte er sich womöglich immer weiter zurückgezogen in seine Sehnsucht nach Ruhe und ewigem Frieden, hätte auch noch die letzten Reste jenes Lebenswillens niedergerungen, der ihn vor zwei – oder waren es schon drei? – Tagen bewogen hatte, von der Farm wegzustolpern. Aber wie konnte er das, wenn ihn die erbärmliche Todesangst zu ersticken drohte, die wie ein Leichentuch über Shekt hing; wenn Arvardans vitales zorniges Aufbegehren auf ihn eindrängte; wenn ihm die tiefe Enttäuschung des jungen Mädchens ans Herz griff?
    Er hätte sich abschotten sollen. Wozu das Leiden der anderen mitempfinden? Hatte er nicht mit seinem eigenen Leben, seinem eigenen Tod genug zu tun?
    Doch sie ließen ihm keine Ruhe – leise und unaufhaltsam krochen sie auch in die letzten Winkel seines Denkens.
    Arvardan sagte: »Schwartz«, und Schwartz wußte sofort, was sie von ihm wollten. Er sollte sie retten. Warum? Warum gerade er?
    »Schwartz.« Arvardans Stimme klang einschmeichelnd. »Ich biete Ihnen ein Heldenleben. Es gibt hier nichts, wofür Sie sterben könnten – ganz sicher nicht für die Menschen da draußen.«
    Verzweifelt kratzte Schwartz seine Jugenderinnerungen zusammen und suchte darin Halt, um nicht wankend zu werden. Die seltsame Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart rief eine tiefe Entrüstung hervor.
    Doch seine Stimme klang ruhig

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