Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
zerfetzte, konnte Seldon natürlich nicht
erkennen, aber jedenfalls sackte der Sergeant, ohne daß sein
Ausdruck sich veränderte und ohne vor Schmerz zusammenzuzucken,
einfach in sich zusammen und stürzte zu Boden – tot, ohne
jeden Zweifel und ohne jede Hoffnung.
Und Rashelle richtete den Blaster mit einer Entschlossenheit auf
Seldon, die jede Hoffnung für ihn zunichte machte.
Aber in dem Augenblick, in dem der Sergeant stürzte, trat
Raych in Aktion. Er warf sich mit einem Satz zwischen Seldon und
Rashelle und fuchtelte wild mit den Händen.
»Missus, Missus!« rief er. »Nicht
schießen!«
Einen Augenblick lang wirkte Rashelle verwirrt. »Aus dem Weg,
Raych. Dir will ich nicht weh tun.«
Und dieser Augenblick des Zögerns war alles, was Dors
brauchte. Mit einem Hechtsprung warf sie sich auf Rashelle; diese
ging mit einem Schrei zu Boden und ließ den Blaster fallen.
Raych schnappte ihn sich.
Seldon atmete tief durch; er spürte, wie seine Lungen dabei
erzitterten. »Raych, gib her!« sagte er.
Aber Raych zog sich zurück. »Sie werden Se nicht
umbringen, oder, Master Seldon? Sie war nett zu mir.«
»Ich werde niemanden töten, Raych«, sagte Seldon.
»Sie hat den Sergeant getötet und hätte mich
getötet, aber sie hat nicht geschossen, um dich nicht zu
verletzen. Dafür werden wir sie leben lassen.«
Dann setzte sich Seldon, den Blaster locker in der Hand,
während Dors die Neuronenpeitsche aus dem anderen Halfter des
toten Sergeanten holte.
»Ich kümmere mich jetzt um sie, Seldon«,
versicherte eine Männerstimme.
Seldon blickte auf und sagte, von plötzlicher Freude
erfüllt: »Hummin! Endlich!«
»Tut mir leid, daß es so lang gedauert hat, Seldon. Ich
hatte eine Menge zu tun. Wie geht es Ihnen, Dr. Venabili? Ich nehme
an, daß dies Mannix’ Tochter Rashelle ist, aber wer ist
der Junge?«
»Raych ist ein junger dahlitischer Freund von uns«,
erklärte Seldon.
Soldaten strömten ins Zimmer und hoben Rashelle auf eine
kleine Geste Hummins hin respektvoll auf.
Jetzt, wo Dors nicht mehr auf die andere Frau achten mußte,
bürstete sie mit den Händen an ihren Kleidern und
glättete ihre Bluse. Seldon wurde erst zu diesem Augenblick
bewußt, daß er immer noch seinen Bademantel trug.
Rashelle schüttelte verächtlich die Hände der
Soldaten ab, deutete auf Hummin und sagte zu Seldon gewandt:
»Wer ist das?«
»Das ist Chetter Hummin, ein Freund von mir und mein
Beschützer auf diesem Planeten«, erklärte der.
»Ihr Beschützer?« Rashelle lachte wie eine
Irre. »Sie Narr! Sie Idiot! Dieser Mann ist Demerzel, und wenn
Sie sich Ihre Freundin ansehen, werden Sie in ihrem Gesicht lesen,
daß ihr das wohl bewußt ist. Sie steckten die ganze Zeit
in der Falle, einer schlimmeren Falle als bei mir!«
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Hummin und Seldon aßen an dem Tag gemeinsam zu Mittag, ganz
allein, und die meiste Zeit hing lastendes Schweigen zwischen
ihnen.
Erst gegen Ende der Mahlzeit riß Seldon sich aus seinen
Gedanken und fragte mit lebhafter Stimme: »Nun, Sir, wie soll
ich Sie ansprechen? Für mich sind Sie immer noch ›Chetter
Hummin‹, aber selbst wenn ich Sie als jenen anderen akzeptiere,
kann ich Sie doch nicht als ›Eto Demerzel‹ ansprechen. In
dieser Eigenschaft haben Sie einen Titel, und ich weiß nicht,
wie man ihn anwendet. Bitte, unterweisen Sie mich.«
Der andere meinte ernst: »Nennen Sie mich ›Hummin‹
– wenn es Ihnen nichts ausmacht. Oder ›Chetter‹. Ja,
ich bin Eto Demerzel, aber was Sie betrifft, bin ich Hummin. Die
beiden unterscheiden sich natürlich nicht. Ich sagte Ihnen ja,
daß das Imperium in Auflösung begriffen ist, im Zerfall.
Der Meinung bin ich sowohl als Hummin als auch als Demerzel. Ich
sagte Ihnen, daß ich an der Psychohistorik interessiert sei,
als einem Mittel, diesen Zerfall und den Untergang zu verhindern,
oder, wenn es dafür schon zu spät ist, eine Erneuerung und
neuen Schwung herbeizuführen. Und das glaube ich auch in meinen
beiden Eigenschaften.«
»Aber Sie hatten mich doch in Ihrer Gewalt – ich nehme
an, daß Sie in der Nähe waren, als ich mit dem Kaiser
zusammentraf.«
»Mit Cleon. Ja natürlich.«
»Da hätten Sie doch genauso zu mir sprechen können,
so wie Sie das später als Hummin getan haben.«
»Und was hätte ich bewirkt? Als Demerzel ist meine
Aufgabe enorm. Ich muß mich um Cleon kümmern, einen
wohlmeinenden, aber nicht sehr fähigen Herrscher, und muß
ihn, soweit ich das kann, davon abhalten, Fehler zu machen. Und dann
muß
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