Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
Geständnis wollte, nachdem er ja gerade Demerzels
Ehrlichkeit für sich bewundert hatte: »Nun, Sie haben es doch nicht geschafft, oder?«
Demerzel zuckte mit keiner Wimper. »Sire, ich habe es
teilweise nicht geschafft. Ich war der Ansicht, es könnte uns
Schwierigkeiten bereiten, ihn hier auf Trantor zu haben, wo die
Dinge… nun… problematisch sind, und dachte, es wäre
angenehmer, wenn er auf seinen Heimatplaneten zurückkehrte. Er
hatte das ohnehin für den nächsten Tag vor, aber da
immerhin die Gefahr bestand, daß es zu Komplikationen kam
– daß er also etwa doch auf Trantor bleiben wollte –,
sorgte ich dafür, daß zwei junge Männer von der
Straße ihn noch am selben Tag zu seinem Schiff
brachten.«
»Kennen Sie Männer von der Straße, Demerzel?«
Cleon schien das zu amüsieren.
»Sire, es ist wichtig, Zugang zu vielen Arten von Menschen zu
haben, denn jeder Typ hat seinen ganz besonderen Nutzen – und
Männer von der Straße gehören auch dazu.
Übrigens hatten sie keinen Erfolg.«
»Und warum war das so?«
»Eigenartigerweise konnte Seldon sie abwehren.«
»Der Mathematiker konnte kämpfen?«
»Allem Anschein nach schließen sich die Mathematik und
die Kunst der Selbstverteidigung nicht notwendigerweise gegenseitig
aus. Ich brachte in Erfahrung, wenn auch etwas zu spät,
daß seine Welt Helicon dafür bekannt ist – für
die Kriegskünste, nicht die Mathematik. Daß ich das nicht
früher in Erfahrung brachte, war tatsächlich ein schwerer
Fehler, Sire, und ich kann Sie dafür nur um Vergebung
bitten.«
»Aber dann ist der Mathematiker ja vermutlich am
nächsten Tag nach Hause abgereist, so wie er das geplant
hatte.«
»Unglücklicherweise ist mein Schuß nach hinten
losgegangen. Der Zwischenfall beunruhigte ihn, und er beschloß,
nicht nach Helicon zurückzukehren, sondern blieb auf Trantor.
Möglicherweise hat ihn ein Passant dahingehend beraten, der
zufällig Zeuge der Auseinandersetzung war. Das war eine weitere
Komplikation, mit der ich nicht gerechnet hatte.«
Kaiser Cleon runzelte die Stirn. »Dann ist unser Mathematiker
– wie heißt er doch?«
»Seldon, Sire. Hari Seldon.«
»Dann ist dieser Seldon jetzt unserem Zugriff
entzogen?«
»In gewissem Sinne könnte man das sagen, Sire. Wir haben
natürlich Erkundigungen angestellt und herausgefunden, wohin er
sich begeben hat. Er befindet sich jetzt in der
Streeling-Universität und ist dort für uns
unberührbar.«
Der Kaiser blickte finster, und sein Gesicht rötete sich
dabei leicht. »Dieses Wort ärgert mich –
›unberührbar‹. Es sollte im ganzen Reich keinen Ort
geben, den meine Hand nicht erreichen kann. Und doch sagen Sie mir,
daß hier auf meiner eigenen Welt jemand unberührbar sein
kann. Unerträglich!«
»Ihre Hand kann die Universität erreichen, Sire. Sie
können Ihre Armee hineinschicken und diesen Seldon jederzeit
herausholen. Nur daß es… unerwünscht ist, das zu
tun.«
»Warum sagen Sie nicht ›unpraktisch‹, Demerzel? Sie
klingen jetzt wie der Mathematiker, als er von seiner Wahrsagekunst
sprach. Es ist möglich, aber unpraktisch. Ich bin ein Kaiser,
der alles möglich, aber nur sehr wenig praktisch findet. Denken
Sie daran, Demerzel, wenn ich schon Seldon nicht erreichen kann, Sie
erreiche ich jederzeit.«
Eto Demerzel überhörte die letzte Bemerkung. Der
›Mann hinter dem Thron‹ wußte, wie wichtig er dem
Kaiser war und hatte solche Drohungen nicht das erstemal gehört.
Er wartete schweigend, während der Kaiser eine finstere Miene
machte. Cleon trommelte mit den Fingern auf der Armlehne seines
Sessels. Schließlich fragte er: »Nun, was nützt uns
dieser Mathematiker, wenn er in der Streeling-Universität
ist?«
»Nun, es könnte ja möglich sein, Sire, aus der Not
eine Tugend zu machen. Er könnte ja in der Universität zu
dem Entschluß kommen, an seiner Psychohistorik zu
arbeiten.«
»Obwohl er darauf beharrt, daß sie keinen praktischen
Nutzen hat?«
»Er könnte ja unrecht haben und herausfinden, daß
er unrecht hat. Und wenn er das herausfindet, dann würden wir
ganz sicherlich irgendeine Möglichkeit ausfindig machen, ihn aus
der Universität herauszuholen. Es ist sogar möglich,
daß er sich unter diesen Umständen freiwillig auf unsere
Seite schlagen würde.«
Der Kaiser überlegte eine Weile stumm und meinte dann:
»Und wenn uns jemand anderer dabei zuvorkommt und ihn vor uns in
seine Gewalt bringt?«
»Wer würde denn so etwas tun wollen, Sire?« fragte
Demerzel sanft.
»Der
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