Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
davor, sich zu verlaufen, die ihm zunächst
völlig unnötig erschienen war, ergab jetzt wesentlich mehr
Sinn. Trotzdem schien ihm klar, daß die Falte eine Art
Straße war. Wenn er ihr ein Stück weit folgte, brauchte er
sich nur umzudrehen und auf demselben Weg, den er gekommen war,
wieder zurückkehren, um diesen Punkt zu erreichen.
Er schritt zielbewußt aus und folgte der gerundeten Falte
nach unten. Über ihm war ein leises Grollen zu hören, aber
er achtete nicht darauf. Er hatte sich entschlossen, daß er
Bäume sehen wollte, und das war alles, was ihn im Augenblick
beschäftigte.
Das Moos wurde dicker und breitete sich wie ein Teppich aus. Hie
und da waren auch einzelne Grasbüschel zu erkennen. Trotz der
düsteren, grauen Stimmung, die an der Oberseite herrschte, war
das Moos hellgrün, und Seldon kam in den Sinn, daß es auf
einem mit Wolken verhangenen Planeten vermutlich ziemlich viel Regen
geben würde.
Die Falte setzte sich fort, folgte der Krümmung der Kuppel,
und da – über der nächsten Rundung – war ein
dunkler Fleck vor dem grauen Himmel zu erkennen. Er wußte,
daß er die Bäume gefunden hatte.
Und dann, gerade als könnte sein Verstand, den der Anblick
jener Bäume jetzt befreit hatte, sich anderen Dingen zuwenden,
nahm Seldon das Grollen zur Kenntnis, das er schon vorher gehört
hatte und das er ohne nachzudenken als Maschinengeräusch abgetan
hatte. Jetzt dachte er darüber nach: handelte es sich
tatsächlich um ein Maschinengeräusch?
Warum nicht? Er stand auf einer der Myriaden von Kuppeln, die
Hunderte von Millionen Quadratkilometern der Weltstadt bedeckten.
Unter diesen Kuppeln mußte es Maschinen aller Art geben –
Lüftungsmotoren zum Beispiel. Vielleicht war es das, was man
selbst dann hörte, wenn all die anderen Laute der Weltstadt
verstummt waren. Nur daß das Geräusch nicht aus dem Boden
zu kommen schien. Er blickte zu dem grauen, formlosen Himmel auf.
Nichts.
Er fuhr fort, den Himmel abzusuchen und zwischen seinen Augen
bildeten sich senkrechte Falten, und dann, in der Ferne…
Ein kleiner Punkt vor dem grauen Hintergrund. Und was immer es
auch war, es schien sich zu bewegen, als versuchte es, sich zu
orientieren, ehe die Wolken es wieder einhüllten.
Und dann war ihm plötzlich klar, ohne zu wissen, warum er das
dachte: die sind hinter mir her!
Und bevor er sich seine nächste Handlung überlegen
konnte, hatte er auch schon gehandelt. Er rannte verzweifelt die
Falte entlang, auf die Bäume zu. Dann, um sie schneller zu
erreichen, bog er nach links und rannte eine flache Kuppel hinauf,
durch braune, absterbende, farnartige Gewächse, zwischen denen
dornige Büsche mit hellroten Beeren wuchsen.
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Seldon stand keuchend vor einem Baum, hielt sich an ihm fest,
umklammerte ihn. Er hielt Ausschau nach dem Flugobjekt, wartete
darauf, daß es wieder auftauchte, um sich dann hinter dem Baum
zu verstecken, wie ein Eichhörnchen.
Der Baum war kalt, seine Rinde rauh – aber er bot Deckung.
Das reichte natürlich dann nicht aus, wenn man einen Hitzesucher
einsetzte. Andererseits würde der kalte Baumstamm vielleicht
selbst hier helfen und nur ein verschwommenes Bild erzeugen.
Unter sich spürte er harte Erde. Selbst in diesem Augenblick,
in dem er sich versteckte, in dem er versuchte, seinen Verfolger zu
sehen und seinerseits unsichtbar zu bleiben, mußte er
unwillkürlich darüber nachdenken, wie dick die Erdschicht
wohl sein mochte, wie lange es gedauert hatte, bis sie sich
angesammelt hatte, wieviele Kuppeln in den wärmeren Regionen
Trantors Wälder auf ihrem Rücken trugen, und ob die
Bäume sich immer nur auf die Einschnitte zwischen den Kuppeln
beschränkten und die höheren Regionen anderen
Gewächsen überließen, wie Moos, Gras und
Gestrüpp.
Jetzt sah er es wieder. Es war kein Hyperschiff, nicht einmal eine
normale Düsenmaschine. Es war ein Düsenschweber. Er konnte
den schwachen Schein der Ionenstreifen aus den Spitzen eines Hexagons
kommen sehen; sie neutralisierten die Schwerkraft und bewirkten,
daß die Tragflächen die Maschine in der Luft hielten wie
einen großen schwebenden Vogel. Es war ein Fahrzeug, das
schweben und planetarisches Terrain erforschen konnte.
Seine Rettung hatte er nur den Wolken zuzuschreiben. Selbst wenn
sie Infrarotscanner einsetzten, würden diese nur erkennen
lassen, daß unten Leute waren. Der Düsenschweber
würde unter die Wolkenbank gehen müssen, ehe seine Insassen
eine Chance hatten zu erkennen, wie viele
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