Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
sieht doch, daß sie größer werden. Die Schritte nähern sich dem Sensor. Schalten Sie weiter! Ich will sehen, wann sie aufhören.«
Nach einer Weile sagte Benastra: »Vor zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten hat es aufgehört.« Und dann, vorsichtig: »Was auch immer es war.«
»Es sind Schritte«, sagte Dors mit einer Überzeugung, die Berge versetzen konnte. »Dort oben ist ein Mensch, und während Sie und ich hier herumgespielt haben, ist er zusammengebrochen, und jetzt wird er erfrieren und sterben. Jetzt sagen Sie bloß nicht ›was auch immer es war!‹ Rufen Sie die Meteorologie an und sehen Sie zu, daß Sie Jenarr Leggen an den Apparat bekommen. Ich sage Ihnen, es geht um Leben und Tod. Sagen Sie ihm das auch!«
Benastra, dessen etwas wulstige Lippen zitterten, war weit über das Stadium hinaus, wo er dieser seltsamen, von Leidenschaft erfüllten Frau Widerstand hätte leisen können.
Es dauerte keine drei Minuten, Leggens Hologramm hereinzubekommen. Man hatte ihn vom Essen weggeholt. Er hielt eine Serviette in der Hand, und sein langes Gesicht blickte finster und besorgt. ›»Leben und Tod‹? Was soll das? Wer sind Sie?« Dann entdeckte er Dors, die näher an Benastra herangetreten war, so daß auch sie auf Jenarrs Bildschirm sichtbar sein mußte. »Sie schon wieder«, sagte er. »Das ist ja der reinste Terror.«
»Das ist es nicht«, sagte Dors. »Ich habe Rogen Benastra konsultiert, den Chefseismologen an der Universität. Nachdem Sie und Ihre Gruppe die Oberseite verlassen hatten, zeigt der Seismograph deutlich Schritte einer oben befindlichen Person. Das ist mein Student Hari Seldon, der unter Ihrer Aufsicht dort hinaufging und jetzt sicherlich irgendwo liegt, halb erstarrt und im Begriff zu erfrieren.
Sie werden mich deshalb sofort mit allen notwendigen Geräten hinaufbringen. Wenn Sie das nicht unverzüglich tun, wende ich mich an die Sicherheitsabteilung der Universität – wenn nötig, an den Präsidenten selbst. Ich werde so oder so dort hinaufkommen, und wenn Hari irgend etwas zugestoßen ist, weil Sie auch nur eine Minute gezögert haben, werde ich dafür sorgen, daß man Sie wegen Nachlässigkeit, Unfähigkeit – was auch immer – zur Verantwortung zieht. Und dann sind Sie Ihren Lehrstuhl los, und man wird Sie aus der Universität werfen. Und wenn er tot ist, dann ist das natürlich fahrlässige Tötung. Oder etwas noch Schlimmeres, nachdem ich Sie nun gewarnt habe, daß er in Lebensgefahr ist.«
Jenarr wandte sich wütend Benastra zu: »Haben Sie festgestellt…«
Aber Dors ließ ihn nicht weiterreden. »Er hat mir gesagt, was er entdeckt hat, und ich habe es Ihnen gesagt. Ich werde jetzt nicht zulassen, daß Sie ihn durcheinander bringen. Kommen Sie! Jetzt gleich!«
»Ist Ihnen in den Sinn gekommen, daß Sie sich irren könnten?« fragte Jenarr mit dünnen Lippen. »Wissen Sie, was ich mit Ihnen anfangen kann, wenn sich das als leichtfertig ausgelöster falscher Alarm herausstellt? Das, was Sie mir gerade angedroht haben, funktioniert nach beiden Richtungen.«
»Mord nicht«, sagte Dors. »Und das Risiko eines falschen Alarms nehme ich auf mich. Wenn man mich dafür vor Gericht stellt, dann meinetwegen. Sind Sie bereit, sich wegen Mordes vor Gericht stellen zu lassen?«
Jenarrs Gesicht rötete sich, vielleicht mehr, weil er wußte, daß er nachgeben mußte, als wegen der Drohung. »Ich werde kommen, aber Sie können sich auf einiges gefaßt machen, junge Frau, wenn sich zeigen sollte, daß Ihr Student die letzten drei Stunden schon irgendwo in den Kuppeln in Sicherheit war.«
27
Die Fahrt im Aufzug verlief in feindseligem Schweigen. Leggen hatte nur einen Teil seiner Abendmahlzeit zu sich genommen, und seine Frau ohne hinreichende Erklärung verlassen. Benastra hatte überhaupt nicht zu Abend gegessen und möglicherweise irgendeine Gefährtin enttäuscht, ebenfalls ohne hinreichende Erklärung. Dors Venabili hatte auch nicht gegessen, und sie war äußerst beunruhigt. Sie hatte eine Thermodecke bei sich und zwei photonische Fackeln.
Als sie den Eingang zur Oberseite erreichten, gab Leggen mit verkniffener Miene seine Identifikation ein, worauf die Tür sich öffnete. Ein kalter Wind blies ihnen entgegen, und Benastra gab einen unwilligen Laut von sich. Sie waren alle drei nicht hinreichend gekleidet, aber die beiden Männer hatten nicht die Absicht, lang oben zu bleiben.
»Es schneit«, sagte Dors nervös.
»Das ist feuchter Schnee«, sagte Leggen. »Die
Weitere Kostenlose Bücher