Foundation 08: Foundation
mir klar, daß er jemand erwartete, von dem ich nichts wissen sollte. Für gewöhnlich erzählt er mir alles.«
»Tatsächlich? Es überrascht mich, daß er das nötig hat. Ich möchte meinen, du weißt alles schon, bevor er es dir erzählt.«
»Für gewöhnlich weiß ich es auch.« Sie lachte. Allmählich machte es ihr Spaß. Der Besucher war ein älterer Herr, aber mit seinem lockigen braunen Haar und den sehr blauen Augen sah er distinguiert aus. Vielleicht würde sie einen wie ihn kennenlernen, irgendwann, wenn sie selbst alt war.
»Und woher«, fragte er, »wußtest du, daß ich es bin, den er erwartet?«
»Na, wer hätte es sonst sein sollen? Er erwartete jemanden auf so geheimnisvolle Weise, wenn Sie wissen, was ich meine – und dann kommen Sie und versuchen, durchs Fenster einzusteigen, statt durch die Vordertür zu gehen, wie Sie es getan hätten, wenn Sie eine Spur von Verstand besäßen.« Ihr fiel eine Lieblingszeile ein, und sie verwendete sie prompt. »Männer sind so dumm!«
»Du bist ganz hübsch von dir eingenommen, was, Kleine? Ich meine, mein Fräulein. Du könntest dich irren, weißt du. Wenn ich dir nun sage, daß mir das alles ein Geheimnis ist und dein Vater, soviel ich weiß, jemand anders erwartet, nicht mich?«
»Oh, das glaube ich nicht. Ich habe Sie erst aufgefordert, hereinzukommen, als ich gesehen hatte, daß Sie Ihre Aktentasche fallenließen.«
»Meine was?«
»Ihre Aktentasche, junger Mann. Ich bin nicht blind. Sie ließen sie nicht versehentlich fallen, denn Sie sahen vorher nach unten, als wollten Sie sich vergewissern, daß sie an einer geeigneten Stelle landen würde. Dann müssen Sie erkannt haben, daß sie genau unter die Hecke fallen und nicht entdeckt werden würde, also ließen Sie sie fallen, und hinterher sahen Sie nicht nach unten. Wenn Sie nun ans Fenster kamen statt an die Tür, heißt das, daß Sie sich nicht ins Haus hineintrauten, ohne es ein bißchen ausgekundschaftet zu haben. Und als Sie ein bißchen Ärger mit mir bekamen, sorgten Sie erst für Ihre Aktentasche und dann für Ihre eigene Person, was bedeutet, daß der Inhalt Ihrer Aktentasche wertvoller sein muß als Ihre Sicherheit, und das wiederum bedeutet, solange Sie hier drinnen sind und die Aktentasche da draußen ist und wir wissen, daß sie da draußen ist, Sie wahrscheinlich recht hilflos sind.«
Sie mußte dringend Atem schöpfen, und der Mann knirschte: »Abgesehen davon, daß ich glaube, ich werde dich erwürgen und hier verschwinden – mit der Aktentasche.«
»Abgesehen davon, junger Mann, daß ich zufällig einen Baseball-Schläger unter meinem Bett habe, den ich von da, wo ich sitze, in zwei Sekunden erreichen kann, und ich bin sehr stark für ein Mädchen.«
Sie waren an einem toten Punkt angelangt. Schließlich meinte der ›junge Mann‹ mit gezwungener Höflichkeit: »Ich möchte mich vorstellen, da wir uns so gut verstehen. Mein Name ist Pelleas Anthor. Und wie heißt du?«
»Arca – Arkady Darell. Angenehm.«
»Und nun, Arkady, willst du ein liebes kleines Mädchen sein und deinen Vater rufen?«
Arcadia entrüstete sich: »Ich bin kein kleines Mädchen. Ich finde Sie ziemlich unhöflich – vor allem, da Sie mich um einen Gefallen bitten.«
Pelleas Anthor seufzte. »Schon gut. Wollen Sie eine liebe, freundliche kleine alte Dame sein, die durchdringend nach Lavendel riecht, und Ihren Vater rufen?«
»Das ist auch nicht der richtige Ton, aber ich werde ihn rufen. Nur werde ich Sie dabei im Auge behalten, junger Mann.« Und sie stampfte auf den Fußboden.
Schritte eilten über den Flur, und die Tür flog auf.
»Arcadia…« Dr. Darells Ausatmen klang wie eine kleine Explosion. »Wer sind Sie, Sir?« fragte er.
Pelleas sprang auf. Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen. »Dr. Toran Darell? Ich bin Pelleas Anthor. Sie sind über mein Eintreffen benachrichtigt worden, glaube ich. Jedenfalls sagt das Ihre Tochter.«
»Meine Tochter?« Stirnrunzelnd sandte er einen Blick zu ihr hinüber, der harmlos an der großäugigen, undurchdringlichen Unschuld abprallte, mit der sie der Anschuldigung begegnete.
Schließlich sagte Dr. Darell: »Ich habe Sie tatsächlich erwartet. Wollen Sie mit mir nach unten kommen, bitte?« Und er blieb stehen, denn sein Auge hatte eine winzige Bewegung aufgefangen. Arcadia hatte es ebenfalls gesehen.
Sie strebte ihrer Schreibmaschine zu, aber das war zwecklos, weil ihr Vater direkt daneben stand. Er stellte freundlich fest: »Du hast die Maschine
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