Foundation 08: Foundation
mehr Überraschungen bescheren. Was
wollten Sie über die Gleichungen, die Sie ausgewählt haben,
sagen?«
»Es ist«, stammelte der Student, »ein
Rigel-Integral. Es benutzt die planetare Verteilung von einem
Vorurteil, nach dem es auf dem Planeten oder vielleicht in einem
Sektor zwei ökonomische Hauptklassen plus einer instabilen
emotionalen Struktur gibt.«
»Und was bedeutet das?«
»Es repräsentiert das Limit der Spannungen, denn wir
haben hier« – er zeigte, und wieder wanderten die
Gleichungen – »eine konvergierende Folge.«
»Gut«, lobte der Erste Sprecher. »Nun sagen Sie
mir, was Sie von dem allen halten. Es ist ein ausgefeiltes Kunstwerk,
nicht wahr?«
»Entschieden!«
»Falsch! Das ist es nicht.« Mit Schärfe: »Dies
ist die erste Lektion, die Sie verlernen müssen. Der Seldon-Plan
ist weder vollständig noch richtig. Er ist vielmehr das Beste,
was in der damaligen Zeit zu erreichen war. Über ein Dutzend
Generationen von Menschen haben über diese Gleichungen
nachgedacht, an ihnen gearbeitet, sie bis auf die letzte
Dezimalstelle auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Sie
haben mehr als das getan: Sie haben nahezu vierhundert Jahre
vorüberziehen sehen, sie haben diese Vorhersagen und Gleichungen
mit der Realität verglichen, und sie haben gelernt.
Sie haben mehr gelernt, als Seldon je gewußt hat, und wenn
wir heute Seldons Werk unter Benutzung des Wissens, das über die
Jahrhunderte angehäuft wurde, wiederholen könnten,
würden wir bessere Arbeit leisten. Ist Ihnen das
vollständig klar?«
Der Student machte einen etwas schockierten Eindruck.
»Bevor Sie ins Sprecheramt aufgenommen werden«, fuhr der
Erste Sprecher fort, »werden Sie einen eigenen Beitrag zu dem
Plan leisten müssen. Das ist keine Blasphemie. Jede rote
Markierung, die Sie auf der Wand sehen, ist der Beitrag eines von
uns, der in der Zeit nach Seldon gelebt hat. Zum Beispiel…«
Er blickte nach oben. »Da!«
Die ganze Wand schien auf ihn herunterzuwirbeln.
»Das da«, sagte er, »ist meiner.« Eine
dünne rote Linie kreiste zwei sich gabelnde Pfeile ein und
umschloß sechs Quadratfuß von Ableitungen entlang jedem
der beiden Pfade. Dazwischen standen ein paar Gleichungen in Rot.
»Das«, sagte der Sprecher, »sieht nicht nach viel
aus. Es steht an einer Stelle in dem Plan, bis zu der noch ebensoviel
Zeit verstreichen muß, wie wir bisher hinter uns gebracht
haben. Dann kommt es zu der Periode der Verschmelzung. Das, was
einmal das Zweite Imperium werden wird, befindet sich in der Hand
rivalisierender Persönlichkeiten, und es besteht die Gefahr,
daß es in Stücke gerissen wird, wenn die Kräfte zu
ausgeglichen, oder daß es in einem Würgegriff erstickt,
wenn sie zu unausgeglichen sind. Beide Möglichkeiten werden hier
erwogen und verfolgt, und es wird die Methode angegeben, wie sowohl
die eine als auch die andere zu vermeiden ist.
Doch es handelt sich hier um nichts als Möglichkeiten, und es
könnte ein dritter Weg existieren. Dessen Wahrscheinlichkeit ist
verhältnismäßig niedrig – zwölf Komma sechs
vier Prozent, um genau zu sein –, aber es ist bereits
vorgekommen, daß etwas bei schlechteren Aussichten
Realität geworden ist, und der Plan ist nur zu vierzig Prozent
vollständig. Diese dritte Möglichkeit besteht aus einem
Kompromiß zwischen zwei oder mehr der in Erwägung
gezogenen Rivalen. Dies, so zeigte ich, würde das Zweite
Imperium zuerst in eine Form pressen, aus der nichts Gutes
erwüchse, und dann durch Bürgerkriege mehr Schaden
anrichten, als entstanden wäre, hätte es nie einen
Kompromiß gegeben. Glücklicherweise kann auch das
verhindert werden. Und das war mein Beitrag.«
»Wenn ich unterbrechen darf, Sprecher… Wie wird eine
Veränderung bewirkt?«
»Durch die Kraft des Urquells. Sie werden noch die Erfahrung
machen, daß Ihre Berechnungen von fünf verschiedenen
Gremien rigoros geprüft werden und man von Ihnen verlangt, sie
gegen einen kombinierten und gnadenlosen Angriff zu verteidigen. Zwei
Jahre später nimmt man sich Ihren Beitrag von neuem vor. Es ist
öfter als einmal passiert, daß bei einer scheinbar
perfekten Arbeit die Mängel erst nach einer Ruheperiode von
Monaten oder Jahren zum Vorschein kamen. Manchmal entdeckt der
Verfasser den Fehler sogar selbst.
Wenn die Arbeit nach zwei Jahren eine zweite Prüfung besteht,
die nicht weniger rigoros ist als die erste, und -was noch besser ist
– der junge Wissenschaftler in der Zwischenzeit
Weitere Kostenlose Bücher