Foundation 08: Foundation
schaltete ich ein Bild-Ton-Aufnahmegerät ein,
damit alles, was geschah, zum zukünftigen Studium festgehalten
werde. Es geschah in der Hoffnung – der verzweifelten, aber
glühenden Hoffnung –, das, was mich zur Zeit verwirrte,
werde mir beim Ansehen des Films klarwerden.
Ich bin diese Aufnahme seitdem fünfzigmal durchgegangen. Ich
habe sie bei mir und werde sie jetzt in Ihrer Anwesenheit zum
einundfünfzigsten Mal abspielen.«
Die Ratsmitglieder gerieten aus dem Häuschen, und die Galerie
brüllte. Der Bürgermeister verlangte mit monotonem
Hämmern Ruhe. In fünf Millionen Wohnungen auf Terminus
rückten aufgeregte Zuschauer dichter an ihre Empfänger
heran, und auf der Bank des Anklagevertreters schüttelte Jorane
Sutt kalt den Kopf über den nervösen Hohenpriester,
während seine Augen nicht von Mallows Gesicht wichen.
Man räumte in der Mitte der Kammer einen Platz frei; die
Beleuchtung wurde gedämpft. Ankor Jael nahm von seiner Bank auf
der Linken aus die Einstellungen vor, und mit einem
ankündigenden Klicken wurde eine farbige und dreidimensionale
Szene sichtbar, die in jeder Eigenschaft bis auf das Leben selbst dem
Leben glich.
Da stand der Missionar, verwirrt und mißhandelt, zwischen
dem Lieutenant und dem Sergeant. Mallows Bild wartete schweigend, und
dann kamen die Offiziere herein, Twer als letzter.
Wort für Wort war zu hören, was damals gesprochen worden
war. Der Sergeant wurde bestraft und der Missionar befragt. Der Mob
erschien, man hörte sein Geheul und das verzweifelte Flehen Jord
Parmas. Mallow zog seine Waffe. Der Missionar hob, als er weggezerrt
wurde, zu einem wahnsinnigen Fluch die Arme, und ein winziges Licht
blitzte auf und verschwand.
Die Szene endete damit, daß die Offiziere starr waren vor
Entsetzen, Twer die zitternden Hände auf die Ohren preßte
und Mallow ruhig seine Waffe wegsteckte.
Die Lichter gingen wieder an; nichts füllte mehr den leeren
Platz in der Mitte des Fußbodens. Mallow, der wirkliche Mallow
der Gegenwart, nahm den Faden seiner Erzählung wieder auf.
»Sie sehen, daß sich alles genauso abgespielt hat, wie
die Anklage es darstellte – oberflächlich betrachtet. Das
will ich kurz erklären. Nebenbei bemerkt, zeigen Jaim Twers
Reaktionen während des ganzen Geschehens deutlich, daß er
zum Priester ausgebildet ist.
Es geschah an diesem selben Tag, daß ich Twer auf bestimmte
Ungereimtheiten bei dieser Episode aufmerksam machte. Ich fragte ihn,
woher der Missionar inmitten dieses nahezu verlassenen Gebiets, das
wir zu der Zeit besetzten, gekommen sein solle. Ich fragte weiter,
woher die riesige Menschenmenge gekommen sein solle, wenn die
nächste erwähnenswerte Stadt hundert Meilen entfernt lag.
Die Anklage hat derlei Problemen keine Aufmerksamkeit gewidmet.
Es gibt noch weitere Punkte. Zum Beispiel die merkwürdige
Tatsache, daß Jord Parma sich mit aller Gewalt verdächtig
gemacht haben muß. Ein Missionar, der auf Korell sein Leben
riskiert, indem er sowohl gegen korellisches als auch gegen
Foundation-Gesetz verstößt, spaziert in einem nagelneuen
und entschieden priesterlichen Kostüm umher. Da stimmt doch
etwas nicht! Damals nahm ich an, der Missionar werde ohne sein Wissen
von dem Commdor dazu benutzt, uns zu einem Akt illegaler Aggression
zu zwingen, woraufhin der Commdor das Recht gehabt hätte, uns
und unser Schiff zu vernichten.
Die Anklage setzte voraus, ich würde meine Handlungen damit
rechtfertigen, die Sicherheit meines Schiffes und meiner Mannschaft
sowie meine Mission selbst hätten auf dem Spiel gestanden und
nicht für einen einzigen Mann geopfert werden dürfen, wenn
dieser Mann auf jeden Fall für sich allein oder zusammen mit uns
ums Leben gekommen wäre. Die Antwort wäre dann ein
Geschwafel über die ›Ehre‹ der Foundation und die
Notwendigkeit, als überlegene Macht unsere
›Würde‹ zu bewahren, gewesen.
Aus irgendeinem seltsamen Grund hat die Anklage jedoch Jord Parma
selbst vernachlässigt. Sie trug keine Einzelheiten über ihn
als Individuum vor, weder den Ort seiner Geburt noch sein Studium
noch irgendwelche sonstigen Fakten seines Lebenslaufs. Die
Erklärung dieser Unterlassung wird auch Licht auf die
Ungereimtheiten werfen, auf die ich sie nach der Filmvorführung
aufmerksam machte. Beides ist miteinander verknüpft.
Die Anklage hat keine Einzelheiten über Jord Parma
aufgeführt, weil sie es nicht kann. Die Szene, von
der Sie eine Aufnahme gesehen haben, wirkt nicht echt, weil Jord
Parma nicht echt war. Es
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