Foundation 09: Die Suche nach der Erde
Ansichten erfahren konnte. Soviel hätten die Leute von der Zweiten Foundation dann ohne Gewalt erreicht, und es kann ja durchaus sein, daß sie Anhänger von Salvor Hardins These sind, Gewalt sei das letzte Mittel der Unfähigen.«
»Aber meine Ansichten der Bevölkerung von Terminus vorzuenthalten, bewirkt doch gar nichts. Bürgermeisterin Branno kennt meine Meinung und muß sich – das ist das allerwenigste – doch immerhin die Frage stellen, ob ich nicht recht haben könnte. Deshalb ist es nun zu spät, um gegen uns vorzugehen, verstehen Sie? Hätten sie mich gleich anfangs aus dem Weg geräumt, bräuchten sie sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Selbst wenn sie mich völlig in Ruhe gelassen hätten, wären sie wahrscheinlich jetzt trotzdem alle Sorgen los, denn gewiß wäre es ihnen gelungen, Terminus’ Öffentlichkeit einzuflüstern, ich sei ein Exzentriker, vielleicht gar ein Irrer. Das absehbare Scheitern meiner politischen Laufbahn hätte mich vermutlich bald zum Schweigen gezwungen, sobald ich gesehen hätte, was das öffentliche Vertreten meiner Auffassungen für Folgen haben müßte. Jetzt aber ist es zu spät, um überhaupt noch irgend etwas gegen uns unternehmen zu können. Angesichts der Situation war Bürgermeisterin Branno so mißtrauisch, uns Compor nachzuschicken und an Bord seines Raumschiffs – weil sie auch ihm nicht getraut hat, worin sie klüger war als ich – eine Hypersonde zu installieren. Folglich weiß sie also, daß wir uns auf Sayshell befinden. Und in der vergangenen Nacht, während Sie schliefen, habe ich über unseren Computer dem Computer des Botschafters der Foundation auf Sayshell direkte Mitteilung gemacht, daß wir nach Gaia aufbrechen. Ich habe mir sogar die Mühe gemacht, die Koordinaten durchzugeben. Sollte die Zweite Foundation uns jetzt noch irgendwie beseitigen, wird die Branno den Fall untersuchen lassen, da bin ich sicher – und die konzentrierte Aufmerksamkeit der Föderation ist bestimmt nichts, woran der Zweiten Foundation gelegen sein kann.«
»Aber würde die Aufmerksamkeit der Föderation sie denn überhaupt stören, wenn sie so mächtig ist?«
»Ja«, entgegnete Trevize mit Nachdruck. »Sie versteckt sich, weil sie irgendeine wesentliche Schwäche aufweisen muß und weil die Foundation technisch vielleicht schon fortgeschrittener ist, als selbst Seldon es voraussehen konnte. Diese sehr unauffällige, geradezu verstohlene Art, wie sie uns zu ihrer Welt dirigiert, verrät für meine Begriffe, wie sehr ihr daran liegt, nichts zu tun, was irgendwie Aufsehen erregen könnte. Und wenn es sich so verhält, wie ich annehme, dann hat sie bereits verloren – jedenfalls zum Teil –, denn sie hat bereits Aufmerksamkeit erregt, und ich bezweifle, daß sich noch etwas tun läßt, um die eingetretene Lage rückgängig zu machen.«
»Aber wozu nehmen sie das alles auf sich?« meinte Pelorat. »Warum riskieren sie das größte Unheil – falls Ihre Analyse korrekt ist –, indem sie uns gewissermaßen durch die ganze Galaxis zu sich lotsen? Was wollen sie von uns?«
Trevize musterte Pelorat und errötete. »Janov«, sagte er, »in dieser Hinsicht habe ich da ein gewisses Gefühl. Sie wissen, ich verfüge über diese Begabung, auf der Grundlage von so gut wie nichts zu richtigen Schlußfolgerungen zu gelangen. Ich empfinde eine Art von Gewißheit, die es mir sagt, wenn ich recht habe – und diese Gewißheit empfinde ich jetzt. An mir ist irgend etwas, das sie haben wollen – und zwar so sehr haben wollen, daß sie dafür sogar ihre Existenz selbst aufs Spiel setzen. Ich weiß nicht, was das sein könnte, aber ich werde es herausfinden, und dann werde ich dazu imstande sein, es für das zu verwenden, was ich für richtig erachte.« Er hob ein wenig die Schultern. »Möchten Sie mich immer noch begleiten, alter Freund, obwohl Sie nun sehen, was für ein Verrückter ich bin?«
»Ich habe gesagt«, antwortete Pelorat, »daß ich Ihnen vertraue. Das ist nach wie vor der Fall.«
Trevize lachte mit enormer Erleichterung. »Prächtig! Außerdem habe ich nämlich das Gefühl, daß Sie in dieser ganzen Angelegenheit eine wesentliche Rolle einnehmen. In diesem Fall, Janov, fliegen wir munter weiter nach Gaia, und zwar mit voller Geschwindigkeit. Vorwärts!«
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Bürgermeisterin Harla Branno sah entschieden älter aus als ihre zweiundsechzig Jahre. Sie sah nicht immer älter aus, aber nun wirkte sie so. Sie war ausreichend in Gedanken versunken gewesen, um
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