Foundation 09: Die Suche nach der Erde
dergleichen sehen können?«
»Vielleicht haben Sie recht.«
»Sie wollen also nicht einsehen, daß Ihre Information ursprünglich von Sayshell selbst gekommen sein muß? Nicht von irgendwo innerhalb der Sayshell-Union, sondern genau aus dem Planetensystem, in dem sich die Hauptwelt der Union befindet.«
Pelorat schüttelte den Kopf. »Was Sie da reden, klingt so, als ob es genauso sein muß, aber es ist jedenfalls nichts, woran ich mich erinnern könnte. Ich kann’s einfach nicht.«
»Trotzdem, Sie ersehen doch die Überzeugungskraft meiner Argumente, oder nicht?«
»Doch, ja.«
»Weiter! Wann könnte nach Ihrer Meinung diese Legende von den Fünf Schwestern entstanden sein?«
»Irgendwann. Ich neige zu der Annahme, daß sie schon früh in der Ära des Imperiums entstanden ist. Sie macht den Eindruck uralter…«
»Sie irren sich, Janov! Die Fünf Schwestern sind Sayshell ziemlich nahe, deshalb sieht man sie nämlich so hell. Infolgedessen weisen vier von ihnen eine deutliche Eigenbewegung auf, und keine zwei von ihnen gehören einer gemeinsamen Konstellation an, so daß sie sich in verschiedene Richtungen bewegen. Schauen Sie mal, was sich ergibt, wenn ich die Karte langsam zeitlich zurückverändere.«
Auch diesmal blieb der rote Kreis, der Gaia darstellte, an seinem Platz, wogegen das Fünfeck langsam auseinandertrieb, während vier der Sterne sich rasch in unterschiedliche Richtungen entfernten und der fünfte sich nur ein klein wenig verschob.
»Sehen Sie sich das an, Janov!« sagte Trevize. »Würden Sie das als regelmäßiges Fünfeck bezeichnen?«
»Es ist eindeutig schief«, antwortete Pelorat.
»Und ist Gaia in der Mitte zu sehen?«
»Nein, ganz an der Seite.«
»Na schön. So sah das Sternbild also vor hundertfünfzig Jahren aus! Vor eineinhalb Jahrhunderten, nicht mehr. Das Material, das Sie über ein ›Pentagonszentrum‹ und ähnliches bekommen haben, hat erst in diesem Jahrhundert wirklich einen Sinn besitzen können, und zwar absolut, das heißt, auch auf Sayshell. Das Ihnen zugegangene Material muß seinen Ursprung auf Sayshell und irgendwann in diesem Jahrhundert haben, wahrscheinlich im letzten Jahrzehnt. Und Sie haben es erhalten, obwohl man sich auf Sayshell über Gaia so auszuschweigen pflegt.«
Trevize schaltete die Beleuchtung ein, ließ die Sternkarte erlöschen; er blieb im Sessel sitzen und musterte Pelorat mit ernstem Blick.
»Jetzt bin ich völlig durcheinander«, sagte Pelorat. »Was bedeutet das alles?«
»Das müssen Sie mir verraten. Überlegen Sie! Irgendwie bin ich auf den Gedanken verfallen, daß die Zweite Foundation noch existiert. Während des Wahlkampfes habe ich zu diesem Thema eine Rede gehalten. Ich habe ein bißchen die Emotionen angeheizt, um Stimmen von Leuten zu gewinnen, die noch unentschlossen waren, dazu hat sich ein dramatisches ›Falls die Zweite Foundation noch existiert‹ bestens geeignet. Und noch am selben Tag dachte ich: Wenn sie nun wirklich noch existiert? Ich fing an, Geschichtsbücher zu lesen, und innerhalb einer Woche war ich fest davon überzeugt. Regelrechte Beweise konnte ich dafür nicht finden, aber ich hatte schon immer eine gewisse Begabung, aus einem wirren Haufen von Spekulationen die der Wahrheit nahekommenden Schlußfolgerungen zu ziehen. Diesmal allerdings…«
Trevize grübelte einen Moment lang. »Und bedenken Sie mal«, fügte er dann hinzu, »was sich seitdem ereignet hat. Ich habe Compor zu meinem Vertrauten gemacht, und ausgerechnet er hat mich hintergangen. Daraufhin hat Bürgermeisterin Branno mich arrestieren lassen und ins Exil geschickt. Warum ins Exil, wenn sie mich einfach hätte einsperren oder durch entsprechende Drohungen zum Schweigen bringen können? Und weshalb in einem supermodernen Raumschiff, das mir außergewöhnliche Sprünge durch die Galaxis erlaubt? Und wieso hat sie darauf bestanden, daß ich Sie mitnehme, und mir geraten, Ihnen bei der Suche nach der Erde zu helfen? Und wieso war ich so sicher, daß es falsch wäre, nach Trantor zu fliegen? Ich hatte die Überzeugung, Sie wüßten ein besseres Ziel, wo wir Nachforschungen anstellen könnten, und sofort rückten Sie mit dieser mysteriösen Welt Gaia heraus, über die Sie, wie sich nun herausstellt, Ihre Informationen unter recht merkwürdigen Umständen erhalten haben. Wir fliegen nach Sayshell – dem ersten naheliegenden Aufenthalt –, und im Handumdrehen laufen wir Compor in die Arme, der uns eine verwickelte Geschichte über die Erde und
Weitere Kostenlose Bücher