Foundation 09: Die Suche nach der Erde
orientieren.« Für einen Moment schwieg er. »Im übrigen«, ergänzte er dann, »habe ich selber einige Überlegungen angestellt.«
»Ja?«
»Na, wir reden doch dauernd von Gaia, als wäre sie eine Welt der Füchse oder die wiederauferstandene Zweite Foundation. Haben Sie schon mal daran gedacht, daß es eine dritte Möglichkeit gibt, die viel einleuchtender ist als die beiden anderen?«
»Welche dritte Möglichkeit?«
Pelorats Blick schien konzentriert nach innen gerichtet zu sein. Er sah Trevize nicht an, und seine Stimme klang leise und versonnen. »Wir haben da eine Welt – Gaia –, die während einer unbestimmt langen Zeitspanne alles getan hat, um eine strikte Isolation aufrechtzuerhalten. Sie hat keinerlei Anstrengungen unternommen, um Kontakte mit anderen Welten zu etablieren – nicht einmal mit den relativ nahen Welten der Sayshell-Union. Und falls diese Geschichten um vernichtete Raumflotten wahr sind – und ihre Fähigkeit, uns so unter Kontrolle zu nehmen, wie’s gegenwärtig geschieht, spricht stark dafür –, verfügt man auf Gaia über hochentwickelte Wissenschaften, aber trotzdem hat es an Versuchen gemangelt, den eigenen Machtbereich auszudehnen. Gaia will nur in Ruhe gelassen werden.«
Trevize kniff die Augen zusammen. »Na und?«
»Das macht einen nichtmenschlichen Eindruck. Die über zwanzigtausend Jahre menschlicher Raumfahrt sind eine einzige, ununterbrochene Geschichte der Expansion und von versuchter Expansion. So gut wie jede Welt, die bewohnt werden kann, ist bewohnt. Um nahezu jede bewohnbare Welt ist im Laufe der galaktischen Besiedlung gezankt worden, und fast jede Welt hat irgendwann einmal jeden ihrer Nachbarn kleinzukriegen versucht. Wenn Gaia so wenig menschlich ist, daß sie in dieser Beziehung eine Ausnahme bildet, dann kann das vielleicht daran liegen, daß sie genau das ist – nämlich eine nichtmenschliche Welt.«
Trevize schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen.«
»Warum ausgeschlossen?« meinte Pelorat leicht hitzig. »Ich habe Ihnen doch erläutert, wie rätselhaft es ist, daß sich in der Galaxis als einzige Intelligenz die Menschheit entwickelt hat. Wenn das nun doch nicht der Fall ist? Könnte es nicht andere Intelligenzen geben – mindestens auf einem Planeten –, denen lediglich die menschliche Neigung zum Expansionismus abgeht?« Pelorat begann sich zu ereifern. »Was wäre, wenn’s tatsächlich Millionen anderer intelligenter Rassen in der Galaxis gäbe, von denen jedoch nur eine expansionistisch ist – wir selbst? Die anderen bleiben vielleicht alle hübsch daheim, verhalten sich unauffällig, bleiben verborgen…«
»Lächerlich!« behauptete Trevize. »Wir wären schon längst auf sie gestoßen. Wir wären auf ihren Welten gelandet. Sie müßten alle Typen und Stadien von Technik haben, und die Mehrzahl hätte uns nicht aufhalten können. Aber wir haben nie irgendwo fremde Rassen gefunden. Raum und Zeit! Wir sind nicht einmal irgendwo auf Relikte oder Ruinen irgendwelcher Fremdrassen gestoßen, stimmt’s? Sie sind Historiker, also müssen Sie’s sagen können. Stimmt’s, oder nicht?«
Pelorat schüttelte den Kopf. »So was haben wir nie gefunden, nein. Aber eine Fremdrasse könnte es doch geben, Golan! Diese eine hier.«
»Das bezweifle ich. Der Name lautet Gaia, haben Sie gesagt, und das sei eine alte mundartliche Version von ›Erde‹. Wie könnte so was nichtmenschlicher Herkunft sein?«
»Der Name ›Gaia‹ ist dem Planeten von Menschen gegeben worden – und wer weiß, warum? Die Ähnlichkeit mit einem alten Wort kann rein zufällig sein. Wenn ich nun daran denke, ist bereits die Tatsache, daß wir nach Gaia gelockt worden sind – wie sie vor einer Weile in allen Einzelheiten dargelegt haben – und nun gegen unseren Willen angezogen werden, ein Argument für die Nichtmenschlichkeit der Gaianer.«
»Wieso? Was hat das mit Nichtmenschlichkeit zu schaffen?«
»Sie sind neugierig auf uns – auf Menschen.«
»Janov, Sie sind verrückt«, sagte Trevize. »Sie müßten ja schon seit Jahrtausenden in einer Galaxis voller Menschen leben. Warum sollten sie dann ausgerechnet jetzt solche Neugier an den Tag legen? Weshalb nicht bereits viel früher? Und wenn ausgerechnet jetzt, wieso gerade auf uns? Wenn sie Menschen und menschliche Kultur erforschen wollten, warum nicht auf den Sayshell-Welten? Warum sollten sie uns von Terminus herlocken?«
»Sie könnten an der Foundation interessiert sein.«
»Quatsch!« sagte Trevize mit Nachdruck.
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