Foundation 09: Die Suche nach der Erde
»Janov, Sie wollen nichtmenschlicher Intelligenz begegnen, deshalb sehen Sie hier nichtmenschliche Intelligenz am Werk. Ich glaube, würden Sie nun wirklich nichtmenschlichen Fremden in die Arme laufen, Sie hätten gar keine Sorgen bezüglich Gefangennahme, Wehrlosigkeit, oder wegen der Aussicht, umgebracht zu werden – solange sie Ihnen bloß noch genug Zeit lassen, um Ihren Wissensdurst zu stillen.« Pelorat begann entrüstet einen Widerspruch zu stammeln, aber dann verstummte er und atmete erst einmal tief durch. »Naja, kann sein, Sie haben recht, Golan«, sagte er, »aber ich bleibe trotzdem noch für ein Weilchen bei meiner Vermutung. Ich glaube, wir brauchen nicht mehr lange zu warten, bis wir sehen, wer recht hat. Schauen Sie!«
Pelorat deutete auf den Bildschirm. Trevize, der ihn in der erregten Diskussion nicht beachtet hatte, drehte sich um. »Was ist los?«
»Hat da nicht ein Schiff von der Raumstation abgelegt?«
» Etwas ist da«, gab Trevize widerwillig zu. »Ich kann aber noch keine Details erkennen und auch nicht stärker vergrößern. Die Vergrößerung ist schon maximal eingestellt.«
Nach kurzer Zeit kommentierte er weiter. »Anscheinend kommt das Objekt tatsächlich näher, und ich nehme an, es ist wahrhaftig ein Schiff. Sollen wir eine Wette abschließen?«
»Was für eine Wette?«
»Sollten wir je nach Terminus heimkehren«, sagte Trevize sardonisch, »wollen wir für uns und einige Gäste, an denen uns gelegen ist – bis zu vier für jeden von uns, würde ich sagen –, ein großes Festessen geben – und ich trage die Kosten, wenn an Bord des Schiffs, das sich uns nähert, Nichtmenschen sind, und Sie übernehmen sie, sollten es Menschen sein.«
»Ich bin einverstanden«, antwortete Pelorat.
»Also abgemacht«, sagte Trevize und spähte auf den Bildschirm, versuchte Einzelheiten zu erkennen, während er überlegte, ob irgendwelche äußeren Details über jeden Zweifel hinaus die Nichtmenschlichkeit oder Menschlichkeit der an Bord befindlichen Wesen verraten konnten.
69
Das eisengraue Haar der Branno war makellos frisiert, und sie hätte ohne weiteres im Bürgermeisterpalast sein können, betrachtete man ihre Kaltschnäuzigkeit. Man sah ihr nicht an, daß sie sich erst zum zweitenmal in ihrem Leben im tiefen Weltraum aufhielt. (Und das erste Mal, als sie ihre Eltern auf einem Wochenendausflug nach Kalgan begleitet hatte, zählte kaum. Damals war sie erst drei gewesen.)
»Immerhin ist es ja Thoobings Aufgabe, seine Meinung zu äußern und mich zu warnen«, sagte sie mit einer gewissen trägen Mattigkeit zu Kodell. »Nun gut, er hat mich gewarnt. Ich mache ihm das nicht zum Vorwurf.«
»Er ist schon zu lang an seinem Posten«, sagte Kodell, der an Bord des Raumers der Bürgermeisterin gekommen war, um mit ihr ohne die psychologischen Hemmnisse des Funkverkehrs reden zu können. »Er fängt an, wie ein Saysheller zu denken.«
»Das ist das Berufsrisiko eines Botschafterpostens, Liono. Warten wir, bis das alles hier vorbei ist, dann darf er erst einmal einen längeren Urlaub machen und anschließend einen anderen Posten antreten. Er ist ein fähiger Mann. Auf jeden Fall war er so gescheit, uns Trevizes Mitteilung ohne jede Verzögerung weiterzureichen.«
Kodell lächelte flüchtig. »Ja, wenngleich er mir gesagt hat, das habe er wider alle Vernunft getan. ›Weil’s meine Pflicht ist‹, hat er gesagt. Wissen Sie, verehrte Bürgermeisterin, ihm blieb gar nichts anderes übrig, obwohl seine Vernunft dagegensprach, denn sobald Trevize ins Territorium der Sayshell-Union einflog, habe ich Botschafter Thoobing damit beauftragt, uns umgehend alle Erkenntnisse über ihn zu übermitteln.«
»Ach?« Bürgermeisterin Branno drehte sich an ihrem Platz zur Seite, um Kodells Gesicht besser sehen zu können. »Und was hat Sie dazu veranlaßt?«
»Einige grundsätzliche Überlegungen. Er fliegt einen brandneuen Schiffstyp der Foundationsmarine, und so was konnte den Sayshellern nicht entgehen. Außerdem ist er ein undiplomatischer junger Hitzkopf, und man muß erwarten, daß er selber ihnen das deutlich macht. Daher könnte er in Schwierigkeiten geraten – und was jeder Foundationbürger ganz bestimmt weiß, ist doch, daß er, falls er irgendwo in der Galaxis Ärger bekommt, bloß nach dem nächstbesten Bevollmächtigten der Foundation zu schreien braucht. Mir persönlich würde es nichts ausmachen, Trevize in Schwierigkeiten zu sehen – sowas könnte ihm helfen, endlich erwachsen
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