Foundation 09: Die Suche nach der Erde
die Rolle der Anti-Gendibal-Sprecherin übernahm.
»Aber Gendibal«, sagte sie (und wieder unter Auslassung des Titels), »weiß nicht und kann nichts darüber sagen, was oder wer diese andere Organisation sein soll.«
Sie formulierte ihre Äußerung unmißverständlich als Feststellung, ein Verhalten, das an Grobheit grenzte. Das bedeutete soviel wie: Ich kann deinen Geist analysieren, du kannst dir das ganze Gerede sparen.
Dem Ersten Sprecher entging diese Schroffheit nicht, aber er fällte die rasche Entscheidung, nicht darauf zu achten. »Die Tatsache, daß Sprecher Gendibal…« (er fügte den Titel deutlich hinzu, ohne so weit zu gehen, ihn zu betonen) »nicht weiß und nicht sagen kann, was diese Organisation ist, heißt nicht, daß sie nicht existiert. Die Menschen der Ersten Foundation wußten während eines Großteils ihrer Geschichte buchstäblich nichts von uns, und auch gegenwärtig besitzen sie über uns so gut wie keine Kenntnisse. Wird dadurch unsere Existenz in Frage gestellt?«
»Daraus, daß wir unbekannt sind und doch existieren, ergibt sich keineswegs, daß etwas, um existieren zu können, nur unbekannt sein muß.« Und sie lachte leichthin auf.
»Völlig richtig. Aus diesem Grund müssen Sprecher Gendibals Überlegungen sehr sorgfältig überprüft werden. Sie beruhen auf streng mathematischen Beweisführungen, die ich selber nachvollzogen habe, und ich lege Ihnen allen nahe, sie ebenfalls gründlich zu begutachten. Sie sind…« Er suchte nach einem Ausdruck, der seine Haltung am treffendsten klarstellte. »Es fehlt ihnen nicht an Überzeugungskraft.«
»Und dieser Erstfoundationist, den man im Hintergrund Ihres Bewußtseins bemerkt, den Sie jedoch nicht erwähnen.« (Wieder eine Unhöflichkeit, und diesmal errötete der Erste Sprecher ein wenig.) »Was ist mit ihm?«
»Sprecher Gendibal vertritt die Annahme«, antwortete der Erste Sprecher, »daß dieser Mann namens Trevize – vielleicht unwissentlich – ein Werkzeug dieser Organisation ist und daß wir ihn deshalb nicht unbeachtet lassen dürfen.«
»Falls diese Organisation, was sie auch sein mag, wirklich existiert«, sagte die Delarmi, während sie sich zurücklehnte und ihr angegrautes Haar aus den Augen strich, »und in ihren mentalen Kapazitäten eine Gefahr verkörpert, ist es dann wahrscheinlich, daß sie derartig oberflächlich operiert wie durch einen verbannten Ratsherrn der Ersten Foundation?«
»Das sollte man nicht meinen«, erwiderte der Erste Sprecher gewichtig. »Trotzdem hat etwas mich überkommen, das ich für ebenso bedenkenswert wie bedenklich halte.
Ich kann es selbst nicht begreifen.« Fast unwillkürlich vergrub er den Gedanken daran tief in seinem Bewußtsein, damit die anderen ihn nicht erkannten, so sehr schämte er sich dafür.
Alle Sprecher bemerkten diese mentale Maßnahme, und wie es strikt geboten war, respektierten sie die verschämte Zurückhaltung des Ersten Sprechers. Auch die Delarmi tat es, aber mit Ungeduld. »Dürfen wir darum bitten«, ersuchte sie in der vorgeschriebenen Weise, »daß Sie uns Ihre Gedanken einsehen lassen, Erster Sprecher, weil wir jede Scham verstehen und verzeihen, die Sie empfinden mögen?«
»Ich weiß so wenig wie Sie«, entgegnete der Erste Sprecher, »aus welchen Gründen man annehmen soll, Ratsherr Trevize sei ein Werkzeug der fraglichen anderen Organisation, oder welchen Zwecken er dienen könnte, falls diese Annahme doch zutrifft. Aber anscheinend ist Sprecher Gendibal sich seiner Sache vollkommen sicher, und ich kann bei jemandem, der sich zum Sprecher qualifiziert hat, den möglichen Stellenwert der Intuition nicht von vornherein leugnen. Daher habe ich versucht, den Seldon-Plan auf Trevize anzuwenden.«
»Auf eine einzelne Person?« vergewisserte sich ein Sprecher mit gedämpfter Stimme und spürbarer Überraschung, fügte dann sofort eine Entschuldigung hinzu, weil er seine Frage mit dem unübersehbaren Hintergedanken begleitet hatte, dessen mündliches Äquivalent gelautet hätte: So ein Dummkopf!
»Auf eine einzelne Person«, bestätigte der Erste Sprecher. »Und Sie haben recht. Was bin ich für ein Dummkopf! Ich weiß genau, daß sich der Seldon-Plan nicht auf Individuen anwenden läßt, nicht einmal auf kleine Gruppen von Individuen. Trotzdem – ich war neugierig. Ich habe die Interpersonellen Intersektionen weit über die vertretbaren Grenzen hinaus extrapoliert, aber auf sechzehn verschiedene Weisen, und statt eines bestimmten Punkts habe ich mit
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