Foundation 09: Die Suche nach der Erde
reibungsloses Funktionieren, wie es der Fall zu sein
scheint, möglich sein müssen, mit einem gewissen Grad an
Genauigkeit die Reaktionen kleinerer Personengruppen und vielleicht
sogar von Individuen vorherzusagen.«
»Sehr richtig. Weil die Mathematik der Psychohistorie so
etwas jedoch nicht erlaubt, hätten die Abweichungen nicht
zurückgehen und erst recht nicht anschließend ausbleiben
dürfen. Sie sehen also nun, was ich gemeint habe, als ich sagte,
der Makel des Seldon-Plans ist seine Makellosigkeit.«
»Entweder besitzt der Seldon-Plan Abweichungen«, sagte
der Erste Sprecher, »oder in Ihren Berechnungen steckt ein
Fehler. Ich komme nicht daran vorbei, daß der Seldon-Plan
länger als ein Jahrhundert keine Abweichungen erfahren
hat, und daraus ergibt sich, daß in Ihren Berechnungen ein
Fehler stecken muß. Nur habe ich keine Irrtümer
oder falschen Schritte darin entdecken können.«
»Es ist leichtfertig von Ihnen«, erwiderte Gendibal,
»eine dritte Möglichkeit von vornherein
auszuschließen. Es ist durchaus denkbar, daß der
Seldon-Plan keine Abweichungen aufweist und gleichzeitig in
meinen Berechnungen, die anzeigen, daß das nicht sein kann, kein Fehler ist.«
»Leider sehe ich keine dritte Möglichkeit.«
»Nehmen wir einmal an, der Seldon-Plan wird durch eine
psychohistorische Methode gelenkt, die so fortgeschritten ist,
daß man die Reaktionen kleiner Personengruppen und
womöglich sogar von Individuen voraussehen kann – eine Methode, wie wir Zweitfoundationisten sie nicht kennen. Dann
– und nur dann! – können meine Berechnungen
überhaupt anzeigen, daß der Seldon-Plan keine Abweichungen
erlebt hat.«
Für eine Weile enthielt sich der Erste Sprecher (nach den
Begriffen der Zweiten Foundation) jeglicher Stellungnahme. »Mir
ist jedenfalls keine so fortgeschrittene psychohistorische Methode
bekannt«, entgegnete er schließlich, »und aufgrund
Ihres Verhaltens bin ich sicher, auch Ihnen nicht. Wenn Sie und ich
so etwas nicht kennen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein
anderer Sprecher oder eine Gruppe anderer Sprecher eine derartige
Mikro-Psychohistorie – wie ich’s einmal nennen will –
entwickelt und vor dem Rest des Rates geheimgehalten haben, unendlich
klein. Sind Sie nicht dieser Ansicht?«
»Doch.«
»Dann ist entweder Ihre Analyse falsch, oder es gibt eine
Gruppierung außerhalb der Zweiten Foundation, die über die
Methode der Mikro-Psychohistorie verfügt.«
»Genau, Erster Sprecher! Diese letztgenannte Möglichkeit
ist es, die zutreffen muß!«
»Können Sie beweisen, daß es sich tatsächlich
so verhält?«
»Nein, nicht auf irgendeine formgerechte Art und Weise. Aber
bedenken Sie – hat es nicht schon einmal eine Person gegeben,
die dazu imstande war, den Seldon-Plan zu deformieren, indem sie sich
mit Individuen beschäftigte?«
»Ich nehme an, Sie meinen den Fuchs.«
»Ja, sicher.«
»Der Fuchs konnte nur eine zeitweilige Unterbrechung
herbeiführen. Das Problem ist aber doch, daß der
Seldon-Plan viel zu gut funktioniert, erheblich näher an
einem perfekten Funktionieren liegt, als unsere Berechnungen es
erklärlich machen können. Es müßte praktisch
einen Anti-Fuchs geben, also jemanden, der fähig ist, den Plan
so stark wie damals der Fuchs zu beeinflussen, aber aus dem
entgegengesetzten Motiv, nämlich nicht, um ihn zu
beeinträchtigen, sondern um ihn zu perfektionieren.«
»Haargenau, Erster Sprecher! Ich wollte, diese Formulierung
wäre mir eingefallen. Was war der Fuchs? Ein Mutant. Aber woher
stammte er? Wie kam seine Mutation zustande? Das weiß niemand
so recht. Kann es nicht mehr seinesgleichen geben?«
»Offenbar nicht. Eine der bekanntesten Einzelheiten über
den Fuchs ist die Tatsache, daß er steril war. Oder vermuten
Sie, das sei nur ein Mythos?«
»Ich rede nicht von Nachfahren des Fuchses. Aber könnte
es nicht sein, daß es sich beim Fuchs um ein in die Irre
gegangenes Mitglied einer ganzen Gruppe von Personen mit
vergleichbaren geistigen Fähigkeiten gehandelt hat, einer
Gruppe, die heute vielleicht schon beachtlich groß ist, die aus
irgendeinem Grund nicht gegen den Seldon-Plan arbeitet, sondern ihn
fördert?«
»Bei der Galaxis, warum sollte sie so was tun?«
»Warum arbeiten wir an dem Plan? Wir bereiten einem
Zweiten Imperium den Weg, in dem wir – oder vielmehr, unsere
intellektuellen Nachfolger – es sein werden, die die
Entscheidungen fällen. Falls es eine andere Gruppe gibt, die
sich effizienter für den Seldon-Plan
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