Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
meinte dann: »Trevize,
ich weiß, daß Sie die Gabe besitzen, richtige
Entscheidungen zu treffen, aber ich weiß auch, daß Sie
für Fallom von Anfang an Antipathie empfunden haben. Ich
vermute, das kommt vielleicht daher, weil man Sie auf Solaria
erniedrigt hat und sie demzufolge den Planeten und seine Bewohner
hassen. Da ich mich nicht in Ihr Bewußtsein einschalten darf,
kann ich Ihnen das nicht mit Sicherheit sagen, glaube aber, daß
es so ist. Bitte vergessen Sie aber nicht, daß wir, hätten
wir Fallom nicht mitgenommen, im Augenblick auf Alpha wären
– tot und, wie ich vermute, begraben.«
»Das weiß ich, Wonne, aber trotzdem…«
»Und ihre Intelligenz ist etwas, was man bewundern, nicht
beneiden sollte.«
»Ich beneide sie nicht. Ich fürchte sie.«
»Ihre Intelligenz?«
Trevize leckte sich nachdenklich die Lippen. »Nein, nicht
ganz.«
»Was dann?«
»Ich weiß nicht. Wonne, wenn ich wüßte, was
ich fürchte, würde ich es wahrscheinlich nicht zu
fürchten brauchen. Es ist etwas, das ich nicht ganz
verstehe.« Seine Stimme wurde leiser, als führte er ein
Selbstgespräch. »Die ganze Galaxis scheint vollgestopft mit
Dingen, die ich nicht verstehe. Warum habe ich mich für Gaia
entschieden? Warum muß ich die Erde finden? Gibt es in der
Psychohistorik eine fehlende Hypothese? Und wenn ja, was ist sie?
Und, mehr als all das, warum beunruhigt mich Fallom?«
»Unglücklicherweise sind das alles Fragen, die ich nicht
beantworten kann«, sagte Wonne, stand auf und verließ das
Zimmer.
Pelorat blickte ihr nach und meinte dann: »Aber ganz so
schwarz zu sehen brauchen wir die Dinge doch sicherlich auch nicht,
Golan. Wir kommen der Erde näher und näher. Und sobald wir
sie erreicht haben, kann es sein, daß sich all diese
Geheimnisse lösen. Und bis jetzt scheint nichts die geringsten
Anstalten zu machen, uns davon abzuhalten, sie zu
erreichen.«
Trevizes Blick huschte zu Pelorat hinüber, und er sagte
leise: »Ich wünschte, irgend etwas würde das
tun.«
»Wirklich?« fragte Pelorat. »Warum wünschen
Sie sich das?«
»Offen gestanden wäre mir irgendein Zeichen von Leben
lieber.«
Pelorats Augen weiteten sich. »Haben Sie etwa doch
festgestellt, daß die Erde radioaktiv ist?«
»Nein, bisher nicht. Aber warm ist sie. Etwas wärmer,
als ich erwartet hätte.«
»Ist das schlimm?«
»Nicht unbedingt. Mag sein, daß sie ziemlich warm ist,
aber das würde sie nicht schon notwendigerweise unbewohnbar
machen. Die Wolkendecke ist dick und besteht eindeutig aus
Wasserdampf, so daß diese Wolken im Verein mit ergiebigen
Wasserozeanen trotz der Temperatur, die wir aus den
Mikrowellenemissionen errechnet haben, Lebewesen erhalten
könnten. Sicher bin ich noch nicht. Es ist nur…«
»Ja, Golan?«
»Nun, wenn die Erde radioaktiv verseucht wäre, so
könnte das sehr wohl erklären, weshalb sie wärmer ist
als erwartet.«
»Aber den Schluß kann man doch nicht etwa umkehren,
oder? Wenn sie wärmer als erwartet ist, dann bedeutet das nicht,
daß sie radioaktiv sein muß.«
»Nein, das nicht.« Trevize zwang sich zu einem
Lächeln. »Doch das Brüten hat keinen Sinn, Janov. In
ein oder zwei Tagen werde ich mehr darüber sagen können,
und dann werden wir es mit Sicherheit wissen.«
90
Fallom saß tief in Gedanken versunken auf ihrer Pritsche,
als Wonne ins Zimmer kam. Fallom schaute nur kurz auf, dann senkte
sie den Blick wieder.
»Was ist denn, Fallom?« fragte Wonne leise.
»Warum mag Trevize mich nicht, Wonne?«
»Wie kommst du darauf, daß er dich nicht mag?«
»Er sieht mich so ungeduldig an – ist das das richtige
Wort?«
»Das könnte es sein.«
»Er sieht mich ungeduldig an, wenn ich in seiner Nähe
bin. Sein Gesicht verzieht sich immer ein wenig.«
»Trevize macht eine schwere Zeit durch, Fallom.«
»Weil er die Erde sucht?«
»Ja.«
Fallom überlegte eine Weile und sagte dann: »Er ist
besonders ungeduldig, wenn ich etwas in Bewegung denke.«
Wonnes Lippen preßten sich zusammen. »Habe ich dir
nicht gesagt, daß du das nicht tun darfst, Fallom? Ganz
besonders, wenn Trevize in der Nähe ist?«
»Nun, es war gestern, hier in diesem Zimmer. Er stand in der
Tür, und ich habe ihn nicht bemerkt. Ich wußte nicht,
daß er mich beobachtete. Es war einer von Pels Buchfilmen, und
ich versuchte, ihn auf der Spitze stehen zu lassen. Ich hab’
doch nichts Böses getan.«
»Es macht ihn nervös, Fallom, und ich möchte nicht,
daß du das tust, ob er nun zusieht oder
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