Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
Leben.«
»Außerdem räumt er ein, daß diese Wärme
möglicherweise von einer radioaktiven Kruste stammt, aber er
lehnt auch ab, das zu glauben. – In ein oder zwei Tagen werden
wir nahe genug sein, um zweifelsfrei die Wahrheit zu erkennen. Was
ist, wenn die Erde tatsächlich radioaktiv verseucht
ist?«
»Dann wird er die Tatsache eben akzeptieren
müssen.«
»Aber… – ich weiß nicht, wie ich das
ausdrücken beziehungsweise in psychologische Ausdrücke
kleiden soll. Was, wenn in seinem Bewußtsein…?«
Wonne wartete einen Augenblick lang und sagte dann langsam:
»Wenn eine Sicherung durchbrennt?«
»Ja. Wenn sein Bewußtsein es nicht ertragen kann, und
deshalb eine Sicherung durchbrennt. Solltest du nicht jetzt etwas
tun, um ihn zu stärken? Um ihn sozusagen stabil und unter
Kontrolle zu halten?«
»Nein, Pel. Ich glaube nicht, daß er so zerbrechlich
ist, und es gibt eine feste gaianische Entscheidung, daß an
seinem Bewußtsein keine Manipulationen erfolgen
dürfen.«
»Aber genau das ist es doch. Er hat dieses ungewöhnliche
›Rechthaben‹ – oder wie auch immer du es nennen
willst. Der Schock, daß sein ganzes Projekt in dem Augenblick
in nichts zerfällt, wo es erfolgreich abgeschlossen scheint,
könnte nicht sein Gehirn zerstören, wohl aber sein
›Rechthaben‹, diese sehr ungewöhnliche Eigenschaft,
die er besitzt. Könnte die nicht auch ungewöhnlich
zerbrechlich sein?«
Wonne überlegte. Dann zuckte sie die Achseln. »Nun,
vielleicht werde ich ein Auge auf ihn haben.«
92
Die nächsten sechsunddreißig Stunden war Trevize auf
unbestimmte Weise bewußt, daß Wonne und in geringerem
Maße auch Pelorat dazu neigten, stets in seiner Nähe zu
sein. Aber in einem so kompakten Schiff, wie das ihre es war, war das
nicht völlig ungewöhnlich, und er hatte andere Dinge im
Kopf.
Während er am Computer saß, war ihm bewußt,
daß sie beide unter der Tür standen. Er blickte mit
ausdrucksloser Miene auf.
»Nun?« fragte er leise.
Pelorat meinte etwas verlegen: »Wie geht es Ihnen,
Golan?«
»Fragen Sie doch Wonne!« sagte Trevize. »Sie starrt
mich jetzt seit Stunden unverwandt an. Sie muß in meinem
Bewußtsein herumstochern. – So ist es doch, nicht wahr,
Wonne?«
»Nein, so ist es nicht«, sagte Wonne ruhig, »aber
wenn Sie Bedürfnis nach meiner Hilfe haben, kann ich es
versuchen. – Wollen Sie meine Hilfe?«
»Nein, warum sollte ich? Lassen Sie mich in Ruhe! Alle
beide!«
»Bitte sagen Sie uns, was geschieht«, bat Pelorat.
»Nun, raten Sie doch!«
»Ist die Erde…«
»Ja, das ist sie. Was alle uns immer wieder sagten, ist
völlig richtig.« Trevize wies mit einer Handbewegung auf
den Bildschirm, wo die Nachtseite der Erde zu sehen war und die Sonne
verdeckte. Es war eine massive schwarze Scheibe vor dem
Sternenhimmel, deren Umrisse eine durchbrochene orangefarbene Kurve
bildeten.
»Ist dieses Orange die Radioaktivität?« wollte
Pelorat wissen.
»Nein, das ist von der Atmosphäre gebrochenes
Sonnenlicht. Wenn die Atmosphäre nicht so wolkig wäre,
wäre es ein ununterbrochener orangefarbener Kreis. Die
Radioaktivität können wir nicht sehen. Die verschiedenen
Strahlungen, selbst die Gammastrahlen, werden von der Atmosphäre
absorbiert. Aber sie erzeugen Sekundärstrahlungen,
vergleichsweise schwach zwar, aber durchaus vom Computer wahrnehmbar.
Für das Auge sind diese Strahlungen immer noch unsichtbar, aber
der Computer kann für jedes Partikel, das er aufnimmt, ein
Photon sichtbaren Lichts erzeugen und ein Falschfarbenbild der Erde
aufbauen. Sehen Sie!«
Der schwarze Kreis erglühte in einem schwachen, fleckigen
Blau.
»Wieviel Radioaktivität ist denn vorhanden?« fragte
Wonne mit leiser Stimme. »Genug, um anzuzeigen, daß dort
kein menschliches Leben existieren kann?«
»Kein Leben irgendwelcher Art«, sagte Trevize. »Der
Planet ist unbewohnbar. Das letzte Bakterium, das letzte Virus ist
vor langer Zeit verschwunden.«
»Können wir den Planeten erforschen?« fragte
Pelorat. »Ich meine in Raumanzügen.«
»Ein paar Stunden lang – ehe wir uns unheilbare
Strahlungskrankheiten zuziehen.«
»Was tun wir also, Golan?«
»Was wir tun?« Trevize sah Pelorat mit immer noch
ausdruckslosem Gesicht an. »Wissen Sie, was ich gerne tun
würde? Ich würde gerne Sie und Wonne – und das Kind -
nach Gaia zurückbringen und Sie alle für immer dort lassen.
Dann würde ich gerne nach Terminus zurückkehren und das
Schiff zurückgeben. Und dann würde ich gerne vom
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