Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
ist,
weshalb es für diesen Beamten an der Einreisestation von
Bedeutung war, ob Pel nun seine Frau betrügt oder
nicht?«
»Wenn dieser Bursche, dieser Kendray, Sie festgehalten
hätte, dann könnten, so sagte ich, entsprechende
Nachrichten nach Terminus gelangen und damit auch zu Pelorats Frau.
Dann würde Pelorat Schwierigkeiten bekommen. Ich habe nicht
genau gesagt, was für Schwierigkeiten das sein würden, aber
ich habe mich bemüht, es so klingen zu lassen, als würde es
sehr schlimm sein. – Unter Männern gibt es da so eine Art
Freimaurertum«, Trevize grinste jetzt, »und ein Mann
läßt einen anderen nicht im Stich. Er würde, wenn man
das von ihm verlangt, sogar helfen. Dahinter steckt wahrscheinlich,
daß das nächste Mal der Helfer dran sein könnte und
Hilfe benötigt. Ich nehme an«, fügte er hinzu, etwas
ernster werdend, »daß es unter Frauen eine ähnliche
Freimaurerei gibt, aber nachdem ich keine Frau bin, hatte ich nie
Gelegenheit, mir darüber ein Urteil zu bilden.«
Das Gesicht von Wonne glich einer hübschen Gewitterwolke.
»Ist das ein Witz?« wollte sie wissen.
»Nein, das ist mein Ernst«, sagte Trevize. »Ich
habe nicht gesagt, daß dieser Kendray uns nur deshalb die
Einreise erlaubt hat, um Janov dabei zu helfen, seine Frau zu
betrügen. Die männliche Freimaurerei hat vielleicht nur
meinen anderen Argumenten den letzten Schubs gegeben.«
»Aber das ist doch schrecklich. Schließlich sind es
doch die Regeln einer Gesellschaft, die sie zusammenhalten und sie zu
einem Ganzen verbinden. Ist es denn eine solche Belanglosigkeit,
diese Regeln aus trivialen Gründen zu mißachten?«
»Nun«, sagte Trevize, sofort auf Verteidigung bedacht,
»einige dieser Regeln sind selbst trivial. Nur wenige Welten
sind in Friedenszeiten so strikt, was den Zutritt zu ihrem
Territorium betrifft. Und dank der Foundation leben wir ja in
Friedenszeiten. Comporellon ist aus irgendeinem Grund außer
Tritt geraten – wahrscheinlich aus irgendwelchen obskuren
innerpolitischen Gründen. Warum sollten wir darunter
leiden?«
»Das tut nichts zur Sache. Wenn wir nur jenen Regeln
gehorchen, von denen wir glauben, daß sie gerecht und
vernünftig sind, dann wird keine Regel Bestand haben, denn es
gibt keine Regel, die nicht irgend jemand für ungerecht
und unvernünftig hält. Und wenn wir den Wunsch haben, nach
unserem eigenen, individuellen Vorteil zu handeln, so wie wir ihn
sehen, dann werden wir immer Grund zu der Annahme finden, daß
irgendeine hemmende Regel ungerecht und unvernünftig ist. Und
was dann als ein schlauer Trick anfängt, endet in Anarchie und
Katastrophe, selbst für den, der den schlauen Trick angewandt
hat, da auch er den Zusammenbruch der Gesellschaft nicht
überleben wird.«
»So leicht bricht eine Gesellschaft nicht zusammen«,
sagte Trevize. »Sie sprechen als Gaia, und Gaia kann
unmöglich verstehen, wie freie Individuen sich gruppieren und
eine Gesellschaft bilden. Regeln, die mit Vernunft und Recht
aufgestellt wurden, können leicht ihre Nützlichkeit
überleben, wenn die Umstände sich ändern, und doch aus
Trägheit in Kraft bleiben. Dann ist es nicht nur richtig,
sondern auch nützlich, diese Regeln zu brechen, um die Tatsache
aufzuzeigen, daß sie nutzlos geworden sind – ja sogar
schädlich.«
»Dann kann doch jeder Dieb und Mörder argumentieren,
daß er der Menschheit diene.«
»Jetzt werden Sie extrem. In dem Superorganismus von Gaia
gibt es einen automatischen Konsens in bezug auf die Regeln der
Gesellschaft, und es kommt keinem in den Sinn, sie zu brechen. Man
könnte ebensogut sagen, daß Gaia vegetiert und
verknöchert. In der freien Gesellschaft von Individuen gibt es
zugegebenermaßen ein Element der Unordnung, aber das ist der
Preis, den man für die Fähigkeit bezahlen muß, den
Wandel und das Neue einzubringen. Im Ganzen betrachtet, ist es ein
vernünftiger Preis.«
Wonnes Stimme wurde eine Spur lauter. »Sie haben völlig
unrecht, wenn Sie denken, daß Gaia vegetiert und
verknöchert. Das, was wir tun, unsere Art zu leben und unsere
Ansichten werden dauernd einer selbstkritischen Überprüfung
unterworfen. Unsere Regeln halten sich nicht nach dem Gesetz der
Trägheit länger, als die Vernunft es zuläßt.
Gaia lernt aus Erfahrung und durch Nachdenken und ändert sich
deshalb, wenn das notwendig ist.«
»Selbst wenn das, was Sie sagen, zutrifft, müssen diese
Prozesse der Selbstprüfung und des Lernens langsam sein, weil
auf Gaia nichts außer Gaia existiert.
Weitere Kostenlose Bücher