Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
Jahre alt und nicht verheiratet. Irgendwie war ich immer zu beschäftigt, um zu heiraten.«
»In dem Fall müssen Sie nach den Regeln Ihrer Gesellschaft Ihr ganzes Leben lang jungfräulich geblieben sein. Haben Sie mich deshalb gefragt, wie lange es her ist, daß ich zuletzt mit einer Frau geschlafen habe? Wollen Sie meinen Rat in dieser Sache hören? – Wenn ja, dann kann ich nur sagen, daß es nicht wie mit Essen und Trinken ist. Es ist unangenehm, aber nicht unmöglich, längere Zeit auf Sex zu verzichten.«
Die Ministerin lächelte, und wieder sah er den hungrig gierigen Blick in ihren Augen. »Sie sollten mich nicht falsch verstehen, Trevize. Rang hat seine Privilegien, und es ist möglich, diskret zu sein. Ich bin völlig enthaltsam. Nichtsdestoweniger sind die comporellianischen Männer unbefriedigend. Ich akzeptiere die Tatsache, daß Moral etwas absolut Gutes ist, aber das führt dazu, daß die Männer dieser Welt einen Schuldkomplex haben, und das macht sie langweilig, nicht unternehmend. Sie fangen langsam an, sind schnell fertig und im allgemeinen recht ungeschickt.«
Trevize meinte sehr vorsichtig. »Daran kann ich auch nichts ändern.«
»Wollen Sie damit andeuten, daß der Fehler bei mir liegen könnte? Daß ich einen Mann nicht inspirieren kann?«
Trevize hob die Hand. »Das sage ich ganz und gar nicht.«
»In dem Fall, wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen die Gelegenheit geboten wurde? Sie, ein Mann von einer unmoralischen Welt, der ohne Zweifel eine Vielzahl sexueller Erfahrungen gemacht hat, der einige Monate lang enthaltsam leben mußte, obwohl er sich dauernd in Gegenwart einer jungen, charmanten Frau befand. Wie würden Sie in Gegenwart einer Frau, wie ich es bin, reagieren? Einer Frau des reifen Typs, den Sie angeblich schätzen?«
Trevize antwortete darauf: »Ich würde mit dem Respekt und dem Anstand reagieren, der Ihrem Rang und Ihrer Wichtigkeit angemessen ist.«
»Seien Sie kein Narr!« sagte die Ministerin. Ihre Hand griff an die Taille. Der weiße Streifen, der sie umgab, löste sich und fiel auch von ihrem Hals und ihrer Brust ab. Ihr schwarzes Kleid hing jetzt viel lockerer an ihr.
Trevize saß wie erstarrt da. War das ihre Absicht gewesen, seit… ja, seit wann? Oder war das ein Versuch, auf diesem Wege zu erreichen, was sie mit Drohungen nicht erreicht hatte?
Das Oberteil des Kleides mit den Bruststützen fiel herunter. Die Ministerin saß jetzt mit einem Ausdruck stolzer Verachtung und von der Taille aufwärts nackt da. Ihre Brüste waren eine kleinere Version der Frau selbst, groß, fest und überwältigend eindrucksvoll.
»Nun?« sagte sie.
Und Trevize erwiderte ehrlich: »Großartig!«
»Und was werden Sie diesbezüglich unternehmen?«
»Was fordert die Moral auf Comporellon, Madame Lizalor?«
»Was bedeutet das schon einem Mann von Terminus? Was fordert Ihre Moral? – Und fangen Sie an! Meine Brust ist kalt und verlangt nach Wärme.«
Trevize stand auf und begann sich auszuziehen.
6. DIE NATUR DER ERDE
22
Trevize kam sich beinahe vor, als hätte man ihn unter Drogen gesetzt. Er fragte sich, wieviel Zeit wohl verstrichen sein mochte.
Neben ihm lag Mitza Lizalor, Ministerin für Transportwesen. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht ihm zugewandt, mit offenstehendem Mund und schnarchte deutlich vernehmbar. Trevize empfand Erleichterung darüber, daß sie schlief. Er hoffte, sie würde beim Aufwachen wissen, daß sie geschlafen hatte.
Trevize sehnte sich selbst nach Schlaf, hielt es aber für wichtig, diesem Bedürfnis nicht nachzugehen. Sie durfte ihn nicht schlafend vorfinden, wenn sie erwachte. Sie mußte erkennen, daß er, während sie sich bis zur Bewußtlosigkeit erschöpft hatte, durchgehalten hatte. Solches Durchhaltevermögen würde sie von einem in der Foundation herangewachsenen Unmoralischen erwarten, und an diesem Punkt war es besser, daß sie nicht enttäuscht wurde.
In gewisser Weise hatte er es gut gemacht. Er hatte richtig vermutet, daß Lizalor angesichts ihrer physischen Kraft und Größe, ihrer politischen Macht und der Verachtung, die sie für die comporellianischen Männer empfand, der Mischung aus Schrecken und Faszination über die Berichte (was mochte sie wohl gehört haben, fragte sich Trevize) von den sexuellen Leistungen der Dekadenten von Terminus, daß Lizalor den Wunsch verspüren würde, dominiert zu werden. Vielleicht sogar, ohne imstande zu sein, ihre Wünsche und Erwartungen auszudrücken.
Nach dieser Annahme hatte
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