Foundation Trilogie 1 - Der Tausend-Jahres-Plan
oder des kaiserlichen Sektors?«
Der Jüngere kniff die Augen zusammen. »Sind die beiden nicht identisch? Ist dies nicht Siwenna?«
Der alte Patrizier nickte langsam. »Es ist Siwenna, ja. Aber Siwenna ist nicht mehr die Hauptstadt des normannischen Sektors. Ihre alte Karte hat Sie also doch getäuscht. Die Sterne verändern ihre Positionen gegeneinander auch in Jahrhunderten kaum, aber politische Grenzen fluktuieren.«
»Das ist unangenehm. Wirklich, sehr unangenehm. Liegt die neue Hauptstadt weit weg von hier?«
»Auf Orsah II. Zwanzig Parseks entfernt. Sie werden es auf Ihrer Karte finden. Wie alt ist sie?«
»Hundertundfünfzig Jahre.«
»So alt?« Der Einsiedler seufzte. »Diese Spanne ist gedrängt voll von geschichtlichen Ereignissen. Kennen Sie welche davon?«
Mallow schüttelte den Kopf.
»Sie können sich glücklich preisen«, meinte Barr. »Es war eine schlechte Zeit für die Provinzen, ausgenommen während der Regierung von Stannell VI., und er ist vor fünfzig Jahren gestorben. Seitdem gibt es nichts als Rebellion und Niedergang, Niedergang und Rebellion.« Barr ärgerte sich über seine eigene Geschwätzigkeit. Es war ein einsames Leben hier draußen, und er hatte so selten Gelegenheit, mit einem Menschen zu reden.
Mallow fragte mit plötzlicher Schärfe: »Niedergang, so? Das hört sich an, als verarme die Provinz.«
»Nicht in jeder Beziehung. Es braucht lange Zeit, bis die natürlichen Rohstoffe von fünfundzwanzig erstklassigen Planeten aufgebraucht sind. Doch verglichen mit dem Wohlstand des letzten Jahrhunderts ist es mit uns weit bergab gegangen und bis jetzt gibt es kein Zeichen, daß es wieder einmal bergauf gehen wird. Warum interessiert Sie das alles, junger Mann? Sie werden richtig lebhaft, und Ihre Augen glänzen!«
Der Händler war nahe daran zu erröten, als die ausgeblichenen Augen so tief in die seinen sahen und der alte Mann über das, was er sah, lächelte.
»Hören Sie«, sagte Mallow, »ich bin Händler da draußen - dem Rand der Galaxis zu. Ich habe ein paar alte Karten aufgetrieben, und ich möchte neue Märkte erschließen. Natürlich stört es mich, wenn von verarmten Provinzen geredet wird. Man kann aus einem Planeten kein Geld herausholen, wenn es da kein Geld gibt. Wie steht es in dieser Beziehung zum Beispiel mit Siwenna?«
Der alte Mann beugte sich vor. »Ich kann es nicht sagen. Vielleicht geht es Siwenna auch jetzt noch gut. Aber Sie sind ein Händler? Sie sehen mehr nach einem Kämpfer aus. Sie halten die Hand in der Nähe Ihrer Waffe, und Sie haben eine Narbe am Kinn.«
Mallow machte eine ruckartige Kopfbewegung. »Mit Recht und Gesetz ist es da draußen, wo ich zu Hause bin, nicht weit her. Bei einem Händler gehören Kampf und Narben zum Geschäft. Aber das Kämpfen lohnt sich nur, wenn es am Ende Geld gibt, und wenn ich das Geld ohne Kampf bekommen kann, um so besser. Werde ich nun hier genug Geld finden, daß der Kampf der Mühe wert ist? Ich nehme an, Kampf kann ich mit Leichtigkeit finden.«
»Mit Leichtigkeit«, stimmte Barr ihm zu. »Sie könnten sich Wiscards letzten Scharen in den Roten Sternen anschließen. Ich weiß aber nicht, ob Sie das Kampf oder Piraterie nennen würden. Oder Sie gehen zu unserem gegenwärtigen gnädigen Vizekönig - ins Amt gekommen durch Mord, Plünderung, Vergewaltigung und das Wort eines Knaben auf dem Kaiserthron, den man inzwischen mit Recht ermordet hat.« Die mageren Wangen des Patriziers wurden rot. Seine Augen schlossen sich und öffneten sich wieder, vogelhell.
»Sie sprechen nicht sehr freundlich von dem Vizekönig, Patrizier Barr«, sagte Mallow. »Wenn ich nun einer seiner Spione bin?«
»Na und?« fragte Barr bitter zurück. »Was könnten Sie mir nehmen?« Er wies mit dem verwelkten Arm auf das kahle Innere des verfallenden Hauses.
»Ihr Leben.«
»Das Leben würde mich sehr leicht verlassen. Es ist schon fünf Jahre zu lange bei mir geblieben. Aber Sie gehören nicht zu den Männern des Vizekönigs. Wenn Sie einer wären, würde mir der Selbsterhaltungstrieb vielleicht auch jetzt noch den Mund schließen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Der Einsiedler lachte. »Sind Sie aber mißtrauisch! Sicher denken Sie, ich versuchte Sie zu verlocken, daß Sie schlecht über die Regierung sprechen. Nein, nein. Ich bin über die Politik hinaus.«
»Ist ein Mann jemals über die Politik hinaus? Wie lauteten die Wörter, mit denen Sie den Vizekönig beschrieben? Mord, Plünderung, all das. Es klang nicht, als
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