Foundation Trilogie 2 - Der Galaktische General
eine furchterregende Höhe, und dort oben mußte ich ihm Gedichte vorplappern. Erst nach dem zwanzigsten Vers ließ er mich los, und jeder Vers mußte improvisiert und jeder ein perfekter Reim sein, sonst ließ er mich von vorn anfangen. Er ist ein Mann von überwältigender Macht, verehrter Herr, und grausam in der Ausübung seiner Macht - und seine Augen, verehrter Herr, bekommt niemand zu sehen.«
»Was? Was hat das Letzte zu bedeuten?«
»Er trägt eine ganz seltsame Brille, verehrter Herr. Es heißt, die Gläser seien undurchsichtig und er sehe mittels eines starken Zaubers, der über Menschenkräfte weit hinausgehe. Ich habe gehört ...« - seine Stimme klang ganz dünn und geheimnisvoll -, »daß sterben muß, wer seine Augen sieht, daß er mit seinen Augen tötet, verehrter Herr.«
Magnificos Blick huschte von einem ihm zugewandten Gesicht zum anderen. Er stammelte: »Es ist wahr. Bei meinem Leben, es ist wahr.«
Bayta holte tief Atem. »Das klingt, als hätten Sie recht, Captain. Wollen Sie den Befehl übernehmen?«
»Gut, wie steht es hier? Ihnen gehört hier nichts? Die Barriere des Hangars ist über Ihnen geöffnet?«
»Ich kann jederzeit starten.«
»Dann starten Sie. Das Maultier will die Foundation vielleicht nicht herausfordern, aber er geht ein schreckliches Risiko ein, wenn er Magnifico laufen läßt. Aus diesem Grund ist wahrscheinlich überhaupt mit soviel Geschrei nach dem armen Teufel gesucht worden. Deshalb ist es möglich, daß oben Schiffe auf Sie warten. Wenn Sie im Weltraum verlorengehen, kann man niemandem die Schuld zuweisen.«
»Sie haben recht«, stimmte Toran trübe zu.
»Sie besitzen jedoch einen Schirm, und Sie sind wahrscheinlich schneller als alles, was das Maultier aufbieten kann. Deshalb sollten Sie, sobald Sie die Atmosphäre hinter sich haben, im Neutralflug einen Kreis zur anderen Hemisphäre schlagen und dann mit höchster Beschleunigung das System verlassen.«
»Ja«, warf Bayta kalt ein, »und wenn wir wieder in der Foundation sind, was dann, Captain?«
»Nun, dann sind Sie kooperative Bürger von Kaigan, oder etwa nicht? Etwas Gegenteiliges ist mir nicht bekannt.«
Weiter fiel kein Wort mehr. Toran setzte sich dann an die Kontrollen. Es gab einen kaum wahrnehmbaren Ruck.
Erst als Toran den Planeten genügend weit hinter sich gelassen hatte, um den ersten interstellaren Sprung zu machen, verzog Captain Pritcher das Gesicht - denn kein Schiff des Maultiers hatte versucht, ihre Abreise zu verhindern.
»Sieht aus, als habe er nichts dagegen, daß wir Magnifico mitnehmen«, bemerkte Toran. »Das ist nicht so gut für Ihre Geschichte.«
»Es sei denn«, korrigierte der Captain, »er will, daß wir ihn mitnehmen, und das wäre dann nicht so gut für die Foundation.«
Nach dem letzten Sprung, als sie in NeutralflugEntfernung von der Foundation waren, erreichte die erste Ultra-wellen-Nachrichtensendung das Schiff.
Ein Ereignis wurde nur nebenbei erwähnt. Ein Kriegsherr - der gelangweilte Sprecher nannte nicht einmal seinen Namen - hatte bei der Foundation Protest gegen die gewaltsame Entführung eines Mitglieds seines Hofes erhoben. Der Ansager ging zu den Sportmeldungen über.
Captain Pritcher stellte eisig fest: »Er ist uns nun doch einen Schritt voraus.« Nachdenklich setzte er hinzu: »Es ist soweit, er will die Foundation angreifen, und er benutzt dies als Vorwand. Das erschwert unser Vorhaben. Wir werden handeln müssen, bevor wir dazu bereit sind.«
15
Der Psychologe
Nicht von ungefähr war das als reine Wissenschaft bekannte Element die freieste Lebensform in der Foundation. Zwar hatte die Foundation in den letzten anderthalb Jahrhunderten ihre tatsächliche Macht bedeutend ausgedehnt, aber ihre Vorherrschaft in der Galaxis, ja sogar ihr Überleben hing immer noch von der Überlegenheit ihrer Technologie ab. Deshalb genoß der Wissenschaftler ein gewisses Maß an Immunität. Er wurde gebraucht, und das wußte er auch.
Dementsprechend war Ebling Mis - nur solche, die ihn nicht kannten, fügten seinem Namen seine Titel hinzu - die freieste Lebensform in der reinen Wissenschaft der Foundation. In einer Welt, die die Wissenschaft achtete, war er der Wissenschaftler. Er wurde gebraucht, und das wußte er auch.
Und so geschah es, daß, als andere das Knie beugten, er sich weigerte und dazu noch laut erklärte, seine Vorfahren hätten seinerzeit vor keinem stinkenden Bürgermeister das Knie gebeugt. Und zur Zeit seiner Vorfahren sei der
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