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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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besah sich Heinrichs Arme. An beiden Handgelenken waren millimeterkurze blonde Haarstoppeln erkennbar. Sie deutete das als gutes Zeichen. Zum Abschied schenkte sie ihm noch ein Lächeln und das Versprechen: »Ich komme bald wieder, so schnell wirst du mich nicht los.«
    Dann fuhr sie zum Präsidium. Stellte den Wagen mitten in die Hofeinfahrt und winkte einen der beiden wachhabenden Schutzmänner zu sich heran.
    Â»Wo ist das denn passiert? Wer hat diese Schmiererei zu verantworten? Haben Sie eine Ahnung, Frau Steiner?«
    Â»Nein, leider nicht«, log sie. »Aber wo es passiert ist, das kann ich Ihnen sagen: in einem Hinterhof in der Spenglerstraße.«
    Â»Ach, in der Spenglerstraße, in Gostenhof«, wiederholte der Kollege mit einem kleinen Seufzer. »Wo auch sonst?«
    Die Gentrifizierung von Gostenhof zum schicken, angesagten In-Viertel würde wohl doch noch eine Weile auf sich warten lassen.
    Â»Ich kümmere mich drum, dass der Wagen in die Reinigung kommt«, war alles, was der Polizist zu diesem Vorfall noch anmerkte.
    Als sie die Stufen zu ihrem Büro hochstieg, traf sie auf halber Treppe Jörg Trommen.
    Â»Na, wie weit bist du denn schon mit deiner personalstarken SOKO gekommen?«, fragte er in süffisantem Ton.
    Â»Danke der Nachfrage, lieber Jörg«, antwortete sie ruhig. »Weit, sehr weit.«
    Dann ging sie weiter. Als sie den obersten Treppenabsatz erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um. »Demnächst werde ich auch deine Leute einsetzen. Sie sollen sich schon mal bereithalten. Ach ja, und mit dir werde ich mich auch in Zukunft vernetzen müssen. Zumindest ein Stück weit.«
    Hoffentlich hatte er ihren letzten Halbsatz so verstanden, wie er gemeint war – als ironische Spitze gegen ihn und sein wichtigtuerisches Gehabe. Doch sie ahnte, dass er damit schlichtweg überfordert war.
    Jetzt eilte sie in ihr Büro. Eva Brunner, die geschäftig über einen Stapel Papiere gebeugt saß, sah kurz auf.
    Â»Guten Morgen, Frau Steiner. Ich habe fast alles erledigt, was Sie mir gestern aufgetragen haben. Alles, bis auf die Verwandtschaftsverhältnisse. Aber die kriege ich auch noch heraus.«
    Â»Anscheinend hatte er nur eine Schwester. Sagte mir zumindest ein Nachbar gestern. Und diese Schwester wird über das Einwohnermeldeamt leicht zu finden sein.«
    Â»Gut, da werde ich mich gleich schlaumachen.«
    Paula setzte sich an ihren Schreibtisch, der mit etlichen Papieren bedeckt war. Sie griff nach der dicksten Akte. Zog die Fotos heraus und legte sie der Reihe nach vor sich hin. Für einen Moment schloss sie die Augen und richtete dann den Blick auf die Bilder. Die üblichen Fotos von einem Tatort, das, was sie schon tausendfach gesehen hatte. Und doch, das hier war neu. Und verwirrend. So als würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Toten sehen.
    Heinrich saß auf einem der Stühle in Jakobsohns Wohnzimmer, aufrecht; seine rechte Hand, die die Waffe umklammerte, ruhte auf dem großen Holztisch. Eine surreale Szene, die auf Paula pathetisch und zugleich unecht, gekünstelt wirkte. Als sei sie vom Regisseur eines bäuerlichen Laientheaters arrangiert worden.
    Jakobsohn lag mit dem Rücken auf dem Boden, seine abgewinkelten Füße berührten den Stuhl, auf dem Heinrich saß. Das Erste, was ihr bei dem Toten auffiel, waren seine feinen Gesichtszüge. Dann seine fast vollständige Glatze; nur ein spärlicher Ring von blonden Haarkringeln bedeckte den Kopf. Sie erinnerte sich an das Badezimmer des Opfers, in dem sie einen Kamm oder eine Haarbürste vermisst hatte.
    Sie sah lange mit zusammengekniffenen Augen auf das Foto. Irgendwie kam ihr dieses Gesicht bekannt vor. Sie wusste aber nicht, woher. Nur so viel konnte sie mit Bestimmtheit sagen: Es war keiner von ihrer Kundschaft. Egal, es würde ihr schon wieder einfallen.
    Ein kreisrundes Loch mitten in der Stirn des Toten, er hatte die Augen weit geöffnet, sonst konnte sie keine Schussverletzungen entdecken. Der Autopsiebericht bestätigte ihre Vermutung. »… bei der tödlichen Schussverletzung handelt es sich um die deutlich sichtbare Einschusswunde am Kopf … Schuss aus kurzer Distanz, wahrscheinlich durch direktes Aufsetzen der Waffe auf die Stirnpartie … Todeszeitpunkt: etwa 19.45 Uhr …« Dahinter der Waffentyp: Es war eine Heckler & Koch P2000.
    Der Tote trug eine Jeans und ein

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