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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Umfeldbefragung gefunden noch die Andeutung eines Versuchs, den Fluchtweg des Täters respektive der Täter zu rekonstruieren. Nicht einmal aktenkundlich durchgecheckt habt ihr diesen Jakobsohn. Keine Personenüberprüfung, kein Antrag auf Konteneinsicht, kein Antrag auf Auswertung der Telefondaten. Welche Beziehung hat zwischen Heinrich und dem Opfer bestanden? Nichts davon steht hier drin.«
    Sie tippte auf die Akte, die immer noch ungeöffnet vor Trommen lag. »Und noch etwas: Auch die Angehörigen wurden nicht benachrichtigt. Beziehungsweise: Es wurde nicht einmal nach diesen Angehörigen gesucht.«
    Jetzt machte sie eine Pause. Dann fuhr sie fort. »Eigentlich steht in dieser Akte nur, dass Heinrich aller Wahrscheinlichkeit nach der Mörder ist. Ich finde das eine über die Grenzen des Rechtmäßigen hinausgehende Schlamperei, die zudem noch den unangenehmen Nebeneffekt hat, dass man wertvolle und unwiederbringliche Zeit für die Ermittlungen hat verstreichen lassen. Zeit, die mir jetzt fehlt.«
    Keine Reaktion. Weder von Trommen noch von Winkler. Beide schienen nur darauf zu warten, welche Konsequenzen sie aus ihren Vorwürfen ziehen würde. Ob sie tatsächlich diese Drohung mit der Dienstaufsichtsbeschwerde wahr machen wollte. Oder ob sie die Veranstaltung hier lediglich als Ventil brauchte, um Dampf abzulassen. Beide rechneten vermutlich mit Letzterem, das würde ja auch besser zu ihr passen.
    Â»Insofern stehe ich mit meiner SOKO vor einem Scherbenhaufen, den ich nicht zu verantworten habe, der aber auf mich irgendwann zurückfallen wird. Das will ich nicht. Also werde ich für entsprechende Klarheit oben sorgen.« Das musste genügen, fand sie. Und schwieg ab jetzt.
    Und tatsächlich, es genügte. Trommen schlug endlich die Akte auf und überflog das einzige Blatt, das sich darin befand. Das dauerte nur wenige Sekunden.
    Mit einem tadelnden Blick zu Winkler sagte er dann: »Da hast du dich wirklich nicht mit Ruhm bekleckert, Manni. Da muss ich Paula recht geben – eine durch und durch schlampige, ungenügende, meiner Kommission unwürdige Arbeit. Trotzdem, mir wäre es lieber, Paula«, setzte er bittend hinzu, »wenn du das nicht nach oben weitergibst. Es ändert ja nichts mehr an der Tatsache, dass Manfred da … äh … ein paar Fehler gemacht hat.«
    Trommen schlug die Akte mit gespielter Verärgerung zu und reichte sie ihr zurück. »Ich könnte dich sogar verstehen, wenn du deine Drohung wahr machst. Aber wenn du darauf verzichtest, hättest du was gut bei mir. Und nicht nur bei mir. Nicht wahr?« Er sah Winkler streng und auffordernd an.
    Dieser fügte sofort eilfertig hinzu: »Ja, natürlich. Auch bei mir hättest du dann was gut, Paula. Außerdem wäre ich dir sehr dankbar dafür.«
    Â»Aha. Na gut, dann lasse ich das vorerst sein. Falls ich allerdings irgendwann von wem auch immer aus eurer Kommission noch einmal nur die leiseste Andeutung höre, dass Heinrich als Jakobsohns Mörder in Frage kommt, werde ich dieses Machwerk«, sie stand auf und griff nach der Akte, »nach oben weiterreichen.«
    Sie hatte bereits die Türklinke in der Hand, da drehte sie sich noch einmal um. »Man kann jedem unterstellen, er sei ein Tatverdächtiger, vorausgesetzt, man verfügt über ein gewisses Maß an Dummheit und ein großes Maß an Abneigung.«
    Als sie in ihr Büro zurückging, musste sie lächeln. Ein gewagtes und im Grunde überflüssiges Spiel. Aber es hatte sich gelohnt. Manchmal war eben auch das Unnötige nötig. Trommen würde in nächster Zeit nicht mehr versuchen, ihr die SOKO abspenstig zu machen oder ihr in die Ermittlungsführung hineinzureden. Zumindest so lange nicht, wie ihr Druckmittel in Form dieser Akte Wirkung zeigte. Das reichte ihr.
    Eva Brunner erwartete sie voller Ungeduld. »Frau Steiner, ich habe die Adresse von Jakobsohns Schwester. Sie wohnt in Ebensee. Und sie ist heute den ganzen Tag daheim, sagte sie mir am Telefon.«
    Â»Gut. Dann fahren wir jetzt dahin«, sagte sie, während sie Jakobsohns Akte durchblätterte. Vierundfünfzig Jahre, gebürtiger Nürnberger, keine Nachweise.
    Â»Ach so, die Adresse von einem Weberknecht, Karl brauchen wir auch. Den werden wir im Anschluss daran befragen.«
    Als sie auf dem Flur standen, klingelte ihr Telefon. Sie rannte zurück und nahm den Hörer ab. Es

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