Fränkisch Schafkopf
verstoÃen, und da sind wir ja, wie du weiÃt, gehalten, das nach oben zu melden. Aber wenn du keine Zeit hast â¦Â«
Sie drehte sich von ihm ab, aber so langsam, dass dem Kollegen noch genügend Zeit blieb, sie aufzuhalten. Was er dann auch tat.
»Bitte, Paula, setz dich doch wieder. Das besprechen wir jetzt in aller Ruhe. Und freilich habe ich für so etwas Wichtiges Zeit. Da müssen die anderen Arbeiten eben warten. Das hat Priorität. Erzähl doch mal, was Winkler nun verbrochen haben soll. Vielleicht können wir das auf dem kleinen Dienstweg unter uns regeln.«
»Gern. Zusammen mit Winkler«, betonte sie.
Trommen griff zum Hörer und beorderte seinen Mitarbeiter zu sich. Nach nicht einmal einer Minute stand dieser stramm vor ihm.
Nachdem er sich einen Stuhl geholt, im rechten Winkel zu ihr und seinem Chef Platz genommen hatte und es dabei bewusst vermied, sie anzublicken, sagte Trommen: »Paula hat schwere Vorwürfe gegen dich erhoben. Du hättest, behauptet sie, gegen die Dienstvorschriften verstoÃen. Wohl im Zuge der Ermittlungen im Mordfall Jakobsohn, Paula?«
»Ja«, erwiderte sie und schlug ihre Akte auf, »so ist es. Leider.«
Als sie den Kopf hob, sah sie gerade noch den komplizenhaften Blick, den Trommen und Winkler austauschten. Also schienen sich beide sehr sicher zu fühlen. Das machte ihr die Sache leichter. Da durfte sie etwas riskieren.
»Ich habe hier die verifizierten Aussagen sowohl der beiden Kollegen vor Ort als auch die der Rettungssanitäter, dass du dich«, dabei wandte sie sich Winkler zu, »bereits am Tatort auf Heinrich als Mörder Jakobsohns festgelegt hast. Das geht natürlich nicht. Oder gilt die Unschuldsvermutung in eurer Kommission nicht mehr?«
Trommen sah seinen Mitarbeiter mit ernstem und gleichzeitig verständnisvoll-erleichtertem Blick an, der Winkler signalisieren sollte, dass es hier lediglich um die persönliche Empfindsamkeit einer kleinen Kommissarin ging, die für den hausinternen Ruf der Kommission 1 ohne jeden Belang war. Ein schneller Blick zwischen Männern. Nicken. Dann die strenge Frage: »Stimmt das, Manfred?«
»Nein, das stimmt so nicht. Aber ich habe diese Möglichkeit unter anderem in Erwägung gezogen, das natürlich. Du weiÃt ja«, noch immer sah er seinen Vorgesetzten an, »Bartels hatte die Tatwaffe in der Hand.«
»Und woher warst du dir so sicher«, fragte sie, »dass es die Tatwaffe ist? Hast du vor Ort eine ballistische Untersuchung durchführen lassen? Davon steht nichts in der Akte.«
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Winkler ungehalten. »Aber das ist doch naheliegend.«
»Für mich ist das nicht naheliegend. Es könnte genauso gut sein, dass man unserem Kollegen eine Falle gestellt hat. Dass man ihm die Waffe in die Hand gedrückt hat, um den Verdacht auf ihn zu lenken. Der Gedanke ist dir wohl noch nicht gekommen?«
»Doch. Aber dem wäre ich schon noch nachgegangen, wenn man uns diesen Fall nicht entzogen hätte.«
»Andere Frage: Ist dir an Heinrich eigentlich sonst, auÃer dass er die Waffe in der Hand hielt, nichts aufgefallen?«
»Warum, was hätte mir da auffallen sollen?«, fragte Winkler verwundert.
»Also nicht. Genau so habe ich mir das auch vorgestellt. Er hatte an beiden Unterarmen auffallend wenige Haare, wie nach einer kosmetischen Epilation. Da besteht doch durchaus die Möglichkeit, dass man ihn mit Klebeband an den Handgelenken fixiert und dann, nachdem man ihm die Pistole in die Hand gedrückt hatte, das Klebeband wieder abgerissen hat«, wiederholte sie Frieders Worte mit groÃer Genugtuung. »Oder nicht?«
»Was wirfst du ihm jetzt eigentlich vor, Paula? Es ist doch kein Verbrechen, die Möglichkeit, es könnte auch Heinrich gewesen sein, bei den Ermittlungen mit einzubeziehen.«
»Nein, das ist es nicht. Aber es ist ein Verstoà gegen die Vorschriften, sich nur auf eine, eben auf diese Möglichkeit coram publico festzulegen. Sodass das Personal im Krankenhaus davon ausgehen muss, einen Mörder unter den Patienten zu haben. Und wenn man dann noch als Ermittlungsführer alles andere vernachlässigt, so sehe ich darin einen groben Verstoà gegen die Dienstanweisungen im Rahmen der rechtmäÃigen Ermittlungsführung. Ich habe in diesem Bericht«, sie schob die dünne Akte zu Trommen hin, »weder eine einzige
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