Fränkisch Schafkopf
»Müssen? Ich weià nicht, ob das der richtige Ausdruck ist. Ich dachte, Sie haben ein Interesse, einmal nach Ihrem Kollegen zu schauen. So wie er das im umgekehrten Fall mit Sicherheit tun würde. Aber wenn Ihnen das so zuwider ist, dann warten Sie halt im Auto.«
»Nein, ich kann schon mitgehen.«
»Das meine ich aber auch.«
Schweigend fuhren sie zur FlurstraÃe, schweigend gingen sie zum Haus 14 E, und auch, als sie den Gang entlang zu Heinrichs Zimmer liefen, wechselten sie kein Wort. Als sie an die Tür klopfte, ertönte von hinten der Ruf: »Herr Bartels ist nicht mehr da, also nicht mehr in diesem Zimmer.«
Sie drehte sich um und sah Schwester Ulrike, die auf sie zukam. »Warum, wo ist er denn jetzt?«
»Er wurde verlegt. Kommen Sie doch bitte mit nach vorne. Ich muss Ihnen etwas sagen. Aber nicht hier auf dem Gang.«
Mit einem bangen Gefühl folgte sie der Schwester. Hatte sich Heinrichs Zustand dramatisch verschlechtert, sodass man ihn verlegen musste? Und warum konnte man ihr das nicht hier auf dem Gang, der frei von Patienten war, sagen?
Als sie in dem winzigen Schwesternzimmer standen, setzte sich die Schwester und machte eine einladende Handbewegung. Paula blieb demonstrativ stehen.
»Also, was ist mit Herrn Bartels? Warum wurde er in eine andere Abteilung gebracht?«, fragte sie ungeduldig.
»Bitte setzen Sie sich doch, es spricht sich dann viel entspannter.«
»Ich will mich nicht entspannen, ich will jetzt augenblicklich wissen, was mit Herrn Bartels ist!« Dabei rutschte sie wider Willen stimmlich höher, in Schärfe und Lautstärke.
»Herr Bartels wurde nicht auf eine andere Abteilung verlegt, sondern lediglich in ein anderes Zimmer. Zu seiner Sicherheit. Herr Bartels hatte heute gegen zehn Uhr Besuch. Mein Kollege, Herr Ãberall, sah, wie ein Mann in das Zimmer ging, und ist ihm gefolgt. Und sein Misstrauen war auch berechtigt: Der Besucher hatte schon die Magensonde, also den Schlauch, mit dem Herr Bartels künstlich ernährt wird, aus der Nase herausgezogen und hielt sie in der linken Hand, in der rechten hatte er ein Fläschchen.«
Paula starrte die Schwester sprachlos an.
»Wir alle sind sehr froh, dass Herr Ãberall so wachsam war. Er ist gerade noch rechtzeitig dazugekommen. Herrn Bartels ist dadurch kein Schaden entstanden, nicht der geringste, glauben Sie mir, Frau Steiner. Trotzdem haben wir ihn sicherheitshalber verlegen lassen. Das wird sich nicht wiederholen.«
Paula war so perplex, dass sie sekundenlang schwieg. Sie machte sich Vorwürfe, nicht besser auf Heinrich aufgepasst zu haben. Das hätte sie sich doch denken müssen! Dass Jakobsohns Mörder nicht seelenruhig abwarten würde, bis Heinrich wieder aus der Narkose erwachte.
»Das wird sich auch nicht wiederholen«, sagte sie leise, mehr zu sich als zu Schwester Ulrike. »Herr Bartels wird ab sofort von uns bewacht. Oder haben Sie selbst schon um Polizeischutz für ihn gebeten?«
»Nein. Wie gesagt: Es ist ja nichts passiert. Und dort, wo er jetzt liegt, ist er gut aufgehoben.«
Es war die Lässigkeit, mit der diese Aussage vorgebracht wurde, die Paula in Rage brachte.
»Woher wissen Sie denn so genau, dass ihm dabei nichts passiert ist? Und dann: Warum soll er dort besser aufgehoben sein als hier? Sie selbst waren es doch, die mir sagte, Herr Bartels sei bei Ihnen sicher, da bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen.«
»Zu Ihrer ersten Frage: Dr. Morgenstern hat ihn sofort nach diesem Zwischenfall eingehend untersucht und nichts feststellen können. Nun zu Ihrer anderen Frage: Dort, wo Herr Bartels jetzt ist, haben selbst Angehörige nur zu bestimmten Zeiten Zutritt. Er wird von uns selbst quasi rund um die Uhr bewacht. Es liegt also kein Grund vor, sich Sorgen zu machen oder sich aufzuregen.«
Doch Paula hatte sich mittlerweile in eine Ãbellaunigkeit hineingesteigert, bei der auch sachliche Anmerkungen wie diese notwendig zur Polemik gerieten.
»Wann ich mir Sorgen mache und in welchem Ausmaà ich mich aufrege, das überlassen Sie bitte mir«, konterte sie laut. »Sie oder einer Ihrer Kollegen haben diesen versuchten Mordanschlag bestimmt sofort der Polizei gemeldet, oder? Und Ihr Kollege, der dem Mann in das Zimmer von Herrn Bartels gefolgt ist, wird diesen doch hoffentlich festgehalten haben, oder nicht?«
Verblüfft und erschrocken sah die Schwester sie
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