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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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beamtenhaft.«
    Ein versunkener Blick in die Vergangenheit, dann fuhr Weberknecht fort: »Auf jeden Fall hat er gekündigt und sich was Neues gesucht. Dort, in seiner neuen Stelle, hat er es aber auch nicht lange ausgehalten. Damals war das mit dem Arbeitslosengeld ja noch wesentlich einfacher. So ging das ein paar Jahre, neuer Job, dann arbeitslos, wieder auf Arbeitssuche, bis er schließlich 2002 endgültig die Nase voll hatte. Seitdem war er ohne Arbeit.«
    Â»Ja, geht denn das, zwölf Jahre ohne Arbeit? Wovon hat er denn dann zum Beispiel seine Miete bezahlt?«
    Â»Ihm gehört«, antwortete Weberknecht, um sich sofort zu korrigieren, »ihm gehörte die Wohnung. Nachdem er geerbt hatte, hat er sie noch im selben Jahr gekauft. Und zu jener Zeit waren solche einfachen Wohnungen, zwei Zimmer, Bad, Küche, in Gostenhof noch relativ billig zu haben. Im Gegensatz zu heute.«
    Â»Er hat geerbt? Wer war denn der Erblasser?«, fragte Paula verwundert.
    Â»Na, seine Eltern. Die sind beide im selben Jahr, 2007, gestorben und hatten vor allem ein Haus in bester Lage zu vererben, in Ebensee. Seine Schwester musste ihm die Hälfte des damaligen Werts ausbezahlen, was sie im Übrigen nur sehr widerwillig gemacht hat.«
    Hatte Frau Harrer nicht gesagt, da hätten ihre Eltern schon »vorgesorgt«, dass Jakobsohn nichts von dem Erbe zustand? Wem sollte sie nun glauben, der Schwester oder dem Freund? Sie ließ die Sache vorerst auf sich beruhen und fragte stattdessen: »Trotzdem, er musste ja auch von was leben. Hatte Herr Jakobsohn ein Auto?«
    Weberknecht schüttelte den Kopf. »Er sagte immer, er brauche kein Auto. Das koste einen Batzen Geld, den er nicht habe. Außerdem, so war seine Argumentation, lebe er in der Großstadt, da komme man mit den Öffentlichen überallhin. Und fürs Verreisen war Ulrich eh keiner. Das wäre für den eine Strafe gewesen, irgendwo hinfahren zu müssen und tage- oder gar wochenlang ohne Musik auskommen zu müssen. Nein, nein, der war zufrieden mit seinem Leben, so wie es war. Der brauchte nicht viel.«
    Â»Dann war er beim Arbeitsamt gemeldet? Bezog er Hartz  IV ?«
    Â»Meines Wissens nicht«, lautete die knappe Antwort. Sie spürte, wie Weberknecht ihr gegenüber zunehmend distanzierter wurde. Er, der seine Antworten bislang so beiläufig rauslaufen ließ, log jetzt offensichtlich. Er wusste mehr, als er zu sagen bereit war. Paula ließ ihm das durchgehen und beschloss, sich ahnungslos zu stellen.
    Â»Seltsam. Aber vielleicht hatte Herr Jakobsohn ja Ersparnisse, von denen er noch zehrte?«
    Auch auf diese Frage erhielt sie keine Antwort, nur eine Gegenfrage. »Was interessiert Sie denn sonst noch an Ulrich?«
    Da holte sie die Kopie von Klaus Zwo aus ihrer Tasche und legte sie seitenverkehrt auf den Tisch, sodass Weberknecht sie sehen konnte.
    Â»Haben Sie diese Frau schon mal gesehen?«
    Nach längerem Studium sagte er: »Nein. Nicht persönlich, meine ich.« Pause. Dann: »Aber er hatte ein Foto von ihr in dem Regal direkt über seinem Plattenspieler stehen.«
    Warum hatte sie dieses Foto dann nicht bemerkt?, fragte sich Paula. Einfache Erklärung: weil es nicht da stand, das wäre ihr mit Sicherheit aufgefallen.
    Â»Und was hat er von dieser jungen Frau erzählt? Wo hat er sie kennengelernt, hatte er noch Kontakt zu ihr, besuchte er sie? Oder besuchte sie ihn?«
    Wieder blieb ihre wichtigste Informationsquelle ihr die Antwort diskret schuldig. Weberknecht versuchte, mit einem so nonchalanten wie uninteressierten Achselzucken über all diese Fragen hinwegzugehen. Doch diesmal tolerierte sie seine vorgebliche Ahnungslosigkeit nicht.
    Â»Wissen Sie, ich glaube Ihnen das nicht, dass Sie von dieser Beziehung keine Ahnung haben. Sie waren ein guter Freund von Herrn Jakobsohn, kennen ihn seit Jahrzehnten, telefonieren alle zwei Tage mit ihm, und da wollen Sie mir erzählen, dass Sie von dieser Geschichte nichts wissen? Weil es Ihnen wahrscheinlich peinlich ist, dass Herr Jakobsohn eine Thailänderin oder Vietnamesin, was weiß ich, als Freundin hatte. Das muss es nicht. Wir sind keine Moralapostel. Wir haben einen Mord aufzuklären, bei dem Sie uns behilflich sein können und sollen.«
    Nachdem er immer noch beharrlich schwieg, setzte sie mit Nachdruck hinzu: »Wir werden sowieso herausbekommen, was es damit auf sich hatte. Ihnen ist es doch auch lieber, wir

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