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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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gegessen und das dritte Glas geleert war, schmeckte der L’Alcastre nicht mehr nach Meer oder Beeren, sondern nur noch nach alten Liedern von Liebe und Tod.
    Am nächsten Morgen saß sie an ihrem Küchentisch, frühstückte und war skeptisch. Hatte sie sich mit den eng getakteten Vorladungen für heute Vormittag nicht zu viel zugemutet? Und würde das überhaupt etwas bringen? Sie glaubte nicht daran. Bis jetzt hatten Eva Brunner und sie doch recht wenig in der Hand, keine Spur, außer Geld überhaupt kein Motiv. Nur ein paar sich widersprechende Aussagen.
    Da fiel ihr das gestrige Telefonat mit Fleischmann ein. Sie musste heute unbedingt Trommen und seine Leute aktivieren, mit genügend Arbeit versorgen. Aber womit? Ach, da würde sich schon etwas finden lassen.
    Gut gelaunt verließ sie das Haus. Heute zeigte sich der April endlich einmal von seiner freundlichen Seite. Draußen war es hell, die Frühlingssonne öffnete ein großes Fenster im grauen Himmel über Nürnberg. Das verstärkte ihre gute Laune. Doch auf der Treppe des Präsidiums vom ersten in den zweiten Stock verflüchtigte sich ihr Frohsinn schlagartig. Trommen sprach sie an.
    Â»Und, Paula, bist du schon ein Stück weit vorangekommen? Gibt es eine heiße Spur?«, fragte er eine Nuance zu leutselig, als dass sie ihm das ohne Weiteres durchgehen lassen durfte.
    Â»Ja, natürlich. Mehrere. Halt, Jörg, bevor ich es vergesse: Heute werde ich in meiner Eigenschaft als Leiterin der SOKO Bartels die Dienste deiner Leute in Anspruch nehmen. Frau Brunner und ich, wir müssen uns jetzt vorrangig um die wichtigen Dinge kümmern.«
    Â»Aber das ist doch selbstverständlich, dass ich dir da helfe«, tönte Trommen durchs Treppenhaus.
    Â»Prima.«
    Obwohl sie heute ihren Arbeitsplatz extrem früh erreichte, nämlich um sieben Uhr fünfunddreißig, war sie nicht die Erste. Eva Brunner saß bereits grübelnd über ihren Notizblock gebeugt. Um ihrer redseligen Mitarbeiterin zuvorzukommen, fragte Paula: »So, was haben Sie gestern in der Spenglerstraße herausgefunden? Aber nur das Wichtigste, und das kurz und bündig. Wir haben nämlich heute noch viel vor.«
    Â»Also, diesen Lustig habe ich vorgeladen. Er schien darüber gar nicht begeistert und hat mich doch allen Ernstes gefragt, ob ich dazu …«
    Â»Egal. Kommt er oder kommt er nicht?«
    Â»Er kommt. Aber erst nachdem ich ihn auf die Konsequenzen aufmerksam gemacht habe.«
    Â»Gut. Noch etwas, was wichtig ist?«
    Â»Ich glaube schon, dass das wichtig ist: Eine Frau, eine Türkin namens Gravi Narin oder Narin Gravi, ich weiß jetzt nicht, was der Vor- und der Nachname ist, also diese Frau hat zum Tatzeitpunkt zwei Männer beobachtet, die das Haus gemeinsam verlassen haben. Zwei Männer, die sie vorher noch nie gesehen hat.«
    Â»Und wie stehen die Chancen, dass sie die bei einer Gegenüberstellung wiedererkennt?«
    Â»Leider schlecht. Weil diese Frau Narin oder Frau Gravi die Männer nur von ihrem Wohnzimmerfenster aus beobachtet hat. Sie wartete an diesem Abend auf ihre Tochter und hat deswegen nur ab und zu aus dem Fenster gesehen. Aber dabei hat sie immerhin die zwei Männer gesehen. Allerdings nur von oben und sehr flüchtig.«
    Â»Trug einer von den beiden eine Stange bei sich, eine mindestens einen Meter lange Stange? Konnte sich die Zeugin daran erinnern?«
    Â»Davon hat sie nichts gesagt.«
    Paula nickte, dann berichtete sie von den Vorfällen am Budapester Platz. Und von ihren Vorladungen.
    Â»Erst der Anschlag im Krankenhaus und jetzt das! Hat seine Oma den Mann denn beschreiben können?«
    Â»Ja, hat sie. Ich habe hier ein Phantombild von ihm.«
    Sie griff in ihre Tasche und betrachtete die Zeichnung. »Frau Brunner, schauen Sie doch mal«, sie reichte ihr das Blatt über den Schreibtisch, »der kommt mir irgendwie bekannt vor. Ihnen auch?«
    Â»Ja, mir auch«, rief Eva Brunner nach kurzer Bedenkzeit aus. »Und ich weiß auch, woher. Das könnte Jakobsohns Neffe sein. Im Wohnzimmer von Frau Harrer standen doch etliche Fotos von ihren Söhnen. Und der hier«, sie tippte auf das Bild, »schaut dem, der mich versetzt hat, ähnlich. Also diesem Sebastian Harrer.«
    Â»Stimmt, da haben Sie recht. Das ist ja hervorragend. Wenn er um elf Uhr kommt, machen wir gleich eine Gegenüberstellung mit dem Pfleger und mit

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