Fränkisch Schafkopf
doch nicht verkalkt. Ich habe meine fünf Sinne noch alle beieinander. Wenn ich sage, der war das, dann war er es auch. Das können Sie mir glauben. Ich weiÃ, wie so was abläuft und worauf es dabei ankommt.«
Da drang aus Heinrichs Zimmer der lautstarke Ruf: »Paula, bist das du?«
»Ja, aber heute habe ich keine Zeit. Die Brunner wartet unten im Auto auf mich«, rief sie in der gleichen Lautstärke zurück.
»Was machen Sie denn jetzt mit diesem Verbrecher?«, fragte Frau Bartels. »Oder haben Sie ihn schon verhaftet?«
»Nein, das wird nicht mehr möglich sein«, antwortete sie. »Den haben wir heute früh tot aus der Pegnitz geborgen. Ermordet.«
»Ach«, Anna Bartels schlug sich die Hand auf den Mund, »da schau her. So was! Das ist ja allerhand.«
Ihr fehlten die Worte â und die Gedanken, um diese Sensation richtig interpretieren zu können. Man sah es ihrem kleinen faltendurchzogenen Gesicht an, wie sie um Fassung rang und gleichzeitig einen kriminalistischen Geistesblitz nach dem anderen durch das Gehirn schickte, um ihn dort sofort wieder zu verwerfen.
Doch am Ende dieser fast mit Händen zu greifenden Ideenkette hellte sich das Gesicht abrupt auf. »Wunderbar. Dann ist der Fall ja gelöst. Dann haben Sie ja Ihren Mörder.«
»Vielleicht, Frau Bartels, vielleicht auch nicht«, gab sie vorsichtig zu bedenken. »Und selbst wenn er es war, der Jakobsohn umgebracht hat, dann haben wir ja wieder einen neuen Mörder. Dann müssen wir jetzt nach demjenigen suchen, der diesen Mann hier«, sie klopfte auf den Silberrahmen, den sie unter dem Arm hielt, »erschossen hat.«
»Stimmt, da haben Sie recht«, und in diesem Zugeständnis schwang auch ein wenig Enttäuschung mit. »Das war jetzt vorschnell von mir. Da sieht man halt, dass Sie ein Profi sind.«
Paula revanchierte sich für dieses Lob mit einem »Sie doch auch, Frau Bartels!«. Dann verabschiedete sie sich.
»Und was machen wir jetzt mit dem Heinrich? Soll ich die SicherheitsmaÃnahmen schon etwas lockern, nach dem veränderten Stand der Dinge?«
Sie gab Heinrichs GroÃmutter genau die Antwort, die diese hören wollte. »Nein, bitte nicht. Das machen wir erst dann, wenn der Fall abgeschlossen ist. Sie wissen ja selbst: Unter diesen Umständen kann man gar nicht vorsichtig genug sein.«
Eva Brunner hatte gute Nachrichten für sie. Ja, Herr Ãberall habe heute Dienst und warte auf sie.
»Gut. Dann fahr ich Sie jetzt zum Klinikum. Das übernehmen bitte Sie, diesmal warte ich im Auto.« Dass sie ihrer Mitarbeiterin so groÃzügig diese Identifizierung überlieÃ, hatte nur einen einzigen Grund: Sie brauchte binnen Kurzem eine Zigarette. Nicht erst nach einer weiteren Zeugeneinvernahme.
In der FlurstraÃe angelangt, sprang Eva Brunner aus dem Auto und sagte, bevor sie losmarschierte: »Ich beeile mich auch, Frau Steiner.«
Diese rief ihr nach: »Das müssen Sie nicht.« Dann stieg sie aus und zündete sich eine Zigarette an.
Als der Stundenschlag der Kirchenglocken fünfmal erklang, kehrte Eva Brunner zurück.
Sie lieà sich auf den Beifahrersitz fallen und schüttelte bedauernd den Kopf.
»Harrer war wohl doch nicht der Mann, der in Heinrichs Krankenzimmer war. Dieser Ãberall schien sich da ganz sicher. Schade, ich hatte fest damit gerechnet.«
»Ich auch, Frau Brunner, ich auch. So, dann bleiben uns noch Harrers Freundin, seine Sportkameraden und die Kommilitonen. Wobei ich fürchte, das wird eine reine FleiÃarbeit, die letztendlich nichts Neues bringt. Aber egal. Kommen Sie mit? Oder möchten Sie für heute Schluss machen?«
»Aber natürlich komme ich mit«, lautete die wenig überraschende Antwort.
Sie hatte den Zündschlüssel schon ins Schloss gesteckt, da schaltete sie den Motor wieder aus. Das mulmige Gefühl, das sie nach Eigners Vernehmung hatte, meldete sich zurück.
»Wissen Sie, Frau Brunner, was ich glaube, aber überhaupt nicht beweisen kann? Es gibt auch keinerlei Anhaltspunkte dafür. Und trotzdem ⦠Der Eigner steckt in dieser Sache irgendwie mit drin. Davon bin ich überzeugt.«
»Ha, das weià ich schon die ganze Zeit«, triumphierte ihre Beifahrerin. »Der und seine Stiftung, die stecken da beide mit drin. Und nicht nur irgendwie, sondern im Zentrum des Geschehens.«
»Also müssen wir schauen,
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