Fränkisch Schafkopf
ob wir für ihn einen Hausdurchsuchungsbeschluss bekommen. Und wenn ja, dann nehmen wir uns morgen früh seine Villa vor.«
»Das natürlich auch.«
Immer wenn Eva Brunner so wenig Worte machte, musste man auf der Hut sein. »Was denn noch?«
»Ich werde, vorausgesetzt natürlich, Sie haben nichts dagegen, in die Steuerwald-Landmann-StraÃe fahren und den so lange observieren, bis ich was herausfinde. Sie wissen ja, Observationen mache ich richtig gerne.«
Ja, das wusste sie, und sie wunderte sich jedes Mal darüber, wie jemandem eine so öde, in den meisten Fällen auch vergebliche Tätigkeit Spaà machen konnte. Sie wollte schon protestieren und vorschlagen, diese Arbeit doch an die unausgelasteten Kollegen der Kommission 1 zu delegieren, da fiel ihr gerade noch rechtzeitig ein, dass sie ja heute Mittag beschlossen hatte, nicht mehr mit Trommen und seiner Mannschaft zusammenzuarbeiten. Aber Frau Brunner diese Aufgabe allein überlassen, das konnte sie auch nicht.
Also atmete sie einmal tief durch und sagte: »Dann komm ich aber mit. Aber vorher muss ich noch etwas erledigen.«
Sie sah kurz auf den Dienstplan und hatte Glück. Staatsanwalt Dr. Kauper war noch im Haus. Es bedurfte einiger Ãberzeugungsarbeit und ein paar Kostproben von ihren Fabulierkünsten, aber schlieÃlich hatte sie das, was sie wollte: zwei genehmigte Anträge. Einen auf Einsicht in Eigners Konten und einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus.
Um kurz vor neunzehn Uhr stellte sie ihren alten BMW drei Autolängen hinter Eigners Garage ab. Sie packte gerade ihren Döner aus der Alufolie, als sich das Garagentor öffnete und ein nachtblauer 7 er- BMW mit Karacho Richtung Thumenberger Weg fuhr. Rasch drückte sie Eva Brunner den ausgewickelten Döner in die Hand und startete den Motor.
10
»Wenn Sie Hunger haben«, sagte sie zu Frau Brunner, die den Döner mit spitzen Fingern in der ausgestreckten rechten Hand hielt, »können Sie gerne davon abbeiÃen. Sie haben doch sicher auch seit heute früh nichts mehr gegessen.«
Kurzer Seitenblick zur Fahrerseite, dann folgte ein beherzter Biss in den trichterförmigen Fladen. »Hm, der schmeckt richtig gut.«
Paula war Eigner dankbar, dass er ihr die Wartezeit so verkürzt hatte. Sie folgte ihm mit zwanzig Metern Distanz auf der ErlenstegenstraÃe, bog hinter ihm auf die Autobahn A 3 ab, wechselte mit ihm dann beim Autobahnkreuz Nürnberg auf die A 9, um nach nur fünf Minuten beim Kreuz Nürnberg-Ost wieder zu wechseln, jetzt auf die A 6  Richtung Heilbronn. Auf der zweispurigen Autobahn, auf der man untertags nur schleppend vorwärtskam, war jetzt wenig los. Sie konnte die Distanz zu dem nachtblauen BMW etwas gröÃer werden lassen.
Es war eine ruhige, angenehme Fahrt in der Dämmerung. Hinter Schwabach hielt ihr Frau Brunner den zur Hälfte geschrumpften Döner hin. »BeiÃen Sie doch mal ab. Jetzt ist er noch warm. Ich fürchte, das dauert noch, bis wir am Ziel sind.«
Gerne folgte sie der Aufforderung. Und so verlief diese Observation ähnlich anheimelnd wie die Autofahrten zur Ferienzeit in ihrer Kindheit. Auch ihr Vater brach jedes Jahr zu ihrem Urlaubsziel am frühen Abend auf, und die Mutter versorgte die vierköpfige Besatzung bereits unmittelbar hinter dem Nürnberger Ortsschild mit reichlich Proviant. AbbeiÃen, kauen, einträchtiges Schweigen, es war genauso schön wie früher.
Bei der Abfahrt Feuchtwangen-Nord allerdings endete die idyllische Parallele zur Vergangenheit. Eigner verlieÃ, ohne den Blinker zu setzen, abrupt die Autobahn. Sie fluchte, konnte ihm aber in letzter Minute noch folgen. Der nachtblaue BMW legte jetzt ein Tempo vor, bei dem ihr altersschwacher 3 er- BMW nicht mithalten konnte. Der Abstand wurde so groÃ, dass von dem 7er nur mehr die Rückleuchten als winzige helle Rechtecke zu sehen waren, die von Sekunde zu Sekunde kleiner wurden.
»Da vorne, rechts«, rief Eva Brunner aufgeregt, »der fährt zur Spielbank.«
Und tatsächlich, als sie den Parkplatz des Casinos ansteuerte, sah sie Eigner bereits mit diesem vertraut hüftschweren, steifen Gang auf den Haupteingang zueilen. Seinen Wagen hatte er unweit davon achtlos abgestellt.
»Das passt zu ihm«, stellte Paula nach einer Weile fest. »Darum auch hatte er sich bei den Befragungen so sehr unter Kontrolle. Ich hätte
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