Fränkisch Schafkopf
entfernt von der Ludwig-Erhard-Brücke. Denn dass man den Leichnam hierhergebracht und von da aus in den Fluss geworfen hat, halte ich für so gut wie ausgeschlossen. Warum sollte sich jemand diese Mühe machen? Bist du schon fertig?«
»Fast. Ich muss nur noch Bodenproben nehmen.«
»Noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Nein, meine Liebe, ich habe dir jetzt alles gesagt, was ich weiÃ. Ich teile mein Wissen immer wieder gerne mit dir. Deine Befürchtung, ich würde es â wie hast du es genannt? â âºexklusiv an Jörg weitergebenâ¹, ist völlig unbegründet. Und wenn ich was finden sollte, bekommst du es umgehend auf deinen Schreibtisch. Aber im Grunde weiÃt du das auch. Es ist dir halt vorhin in der ganzen Aufregung entfallen, gell?«
»Das kann schon sein.« In ihren Augen reichte dieses lauwarme Zugeständnis. Machte eine formelle Entschuldigung expressis verbis ihm gegenüber überflüssig.
Sie wollte sich gerade von Klaus Zwo verabschieden, da fragte er noch: »Weià Jörg eigentlich schon, dass man ihn von dem Fall abgezogen hat?«
»Natürlich.«
»Du hast es ihm gesagt?«
»Nein. Für so etwas stehe ich in der Rangordnung zu weit unten. Das kam von oben.«
Als sie gemeinsam mit Eva Brunner zurück zu ihrem Wagen ging, plante sie ihr künftiges Vorgehen. An erster Stelle stand das Gespräch mit Harrers Eltern. Dann würde sie sich von Polizeifotograf Bernd Schuster die Fotos besorgen und diese oder eines dieser Bilder auf dem Kaminsims â Schritt drei und vier â Heinrichs GroÃmutter und dem Krankenpfleger des Nordklinikums vorlegen.
Sie wählte die Nummer des Gerichtsmedizinischen Instituts. Nein, sagte man ihr dort, Herr und Frau Harrer seien nicht mehr hier. Schon seit einer Stunde nicht mehr. Damit standen die Chancen gut, dass sie das Ehepaar daheim erreichte.
Sie blieb abrupt stehen. »Frau Brunner, was halten Sie davon, wenn wir zu Fuà in die BlumröderstraÃe gehen? Es ist ja nicht weit. Kürzer auf jeden Fall, als wenn wir den Wagen nehmen und die Schleife über den Mögeldorfer Plärrer fahren.«
Und tatsächlich, nur wenige Minuten später standen sie vor dem holzverkleideten Haus in Ebensee. Das Garagentor war offen, die Garage leer. Also würden die Harrers noch unterwegs sein. Entsprechend überrascht war sie, als ihnen Monika Harrer, kurz nachdem sie geklingelt hatten, die Haustür öffnete.
Wieder trug sie diese elegante Kombination aus weiÃer Leinenbluse, Markenjeans und üppiger Silber- und Platindekoration, aber das war auch schon alles, was sie mit der Person, die sie vor wenigen Tagen kennengelernt hatten, gemein hatte. Jetzt war von ihrem abweisenden Stolz, der arroganten Ãberheblichkeit nichts mehr zu spüren. Gebückte Haltung, rot geweinte Augen und Verstörung zeichneten diese Mutter, die soeben ihren Sohn verloren hatte.
Paula Steiner sprach ihr Beileid aus. »Dürfen wir hereinkommen, oder sollen wir das leider unumgängliche Gespräch an einem anderen Tag führen?«
Monika Harrer verneinte und lieà sie eintreten. Heute nahmen die Polizistinnen erst Platz, nachdem sie von der Hausherrin dazu aufgefordert worden waren.
»Viele Fragen sind es nicht, die ich an Sie habe, Frau Harrer. Wer könnte ein Interesse gehabt haben, Ihren Sohn zu töten? Oder anders formuliert: Hatte er Feinde, Personen, die ihm übelwollten?«
Stumm schüttelte die Befragte den Kopf. SchlieÃlich sagte sie: »Sebastian ist, war, ein Sonntagskind. Jeder, der ihn kannte, mochte ihn. Jeder.«
Paula wartete eine Weile, ob Frau Harrer dazu noch etwas nachreichen würde. Da es nicht danach aussah, stellte sie ihre nächste Frage. »Wir gehen davon aus, dass Ihr Sohn gestern am späten Abend ermordet wurde. Wissen Sie, wo er da war? Vielleicht hat er Ihnen gegenüber erwähnt, was er noch vorhatte?«
Erneutes Kopfschütteln. »Nein. Sebastian ist abends oft auÃer Haus gewesen. Manchmal hat er sich mit seinen Kameraden aus dem Sportverein getroffen, dann hin und wieder auch mit seinen Kommilitonen. Ja, und auch bei seiner neuen Freundin hat er das eine oder andere Mal übernachtet. Wir, mein Mann und ich, haben ihn nicht darüber ausgefragt. Er sollte nicht das Gefühl haben, er stünde bei uns unter ständiger Beobachtung.«
»Dann war er gestern also nicht beim
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