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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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versammeln, also teilen wir uns und üben zu Hause. Natürlich gibt es auch Kader bei uns, und es gibt einige, die, wie Sie gerade sagten, nach außen hin nicht mehr praktizieren, die wie alle anderen auch das Falun Gong gegen eine chinesische Medizin eintauschen, die tanzen, Sport machen, Mah-Jongg spielen und die Regierung in Sicherheit wiegen, aber so für sich? Im Innern? Bereuen sie es da? Denn wenn man einmal an das Große Gesetz geglaubt und es praktiziert hat, wenn man einmal geschmeckt hat, wie süß das ist, dann wird der Körper und der Geist natürlich weiter aufsteigen; wenn man sich wegen des äußeren Drucks zurückzieht und es aufgibt, dann werden die Sünden noch größer.
    LIAO YIWU:
    Größer als bei anderen, die nie Falun Gong praktiziert haben?
    FRAU CHEN:
    Ja. Ich bin Rentnerin, früher war ich bei verschiedenen Unternehmen in der Gemeinde Hesheng im Kreis Wenjiang angestellt. Ich war auch in der Partei, über dreißig Jahre war ich Parteimitglied, aber gegen Ende wurde mein Karma immer schlechter. Mit der Zeit schluckte ich nicht nur immer mehr Arzneien, auch meine Gesundheit wurde immer anfälliger. Jedes Mal, wenn ich eine schwere Krankheit hatte, waren die Krankenhäuser mit ihrer Weisheit am Ende. Damals glaubte ich, ich würde die zweite Hälfte meines Lebens nicht mehr erleben.
    Im Mai 1994 , es war ein sonniger Tag, traf ich auf der Hesheng-Straße einen Bekannten, er wirkte frisch und heiter und offensichtlich sehr jung. Ich staunte nicht schlecht: Er war früher selbst bekannt als ewiger Kranker, er ging ganz krumm und war mehr tot als lebendig. Wie konnten die paar Monate, in denen ich ihn nicht gesehen hatte, einen Menschen so verändern? Ich hielt ihn fest und fragte ihm Löcher in den Bauch, und da habe ich zum ersten Mal von Falun Gong gehört.
    LIAO YIWU:
    Ich habe 1997 das Buch »Das Rad des Gesetzes« von Ihrem Gründer gelesen, aber leider habe ich es dann nicht praktiziert.
    FRAU CHEN:
    Ich war damals in einer Situation, in der ich akut krank war, aber nicht zum Arzt gehen konnte, ich dachte mir, ich lasse nichts unversucht, und habe mir diese Einführung in das Große Gesetz ausgeliehen. Ich habe im Bett versteckt und vor dem Spiegel heimlich die Übungen gemacht, Tag und Nacht, über drei Monate lang, bis ich anfing mich leichter zu fühlen. Und nach einer körperlichen Untersuchung waren all meine Krankheiten wie der Wasserstau in den Nieren, die reduzierte Nierenfunktion, die Urämie, das schwere Rheuma bis hin zum verlangsamten Puls (nur vierzig Schläge in der Minute) wie von Geisterhand geheilt.
    LIAO YIWU:
    So ein Wunder war das?
    FRAU CHEN:
    Ja, nur mein Asthma ist noch nicht weg.
    LIAO YIWU:
    Ich höre, dass Sie schwerer atmen als gesunde Menschen. Trinken sie einen Schluck Wasser!
    FRAU CHEN:
    Sie wohnen zu weit oben, vor ein paar Jahren wäre ich die drei Stockwerke nicht hinaufgekommen.
    LIAO YIWU:
    Vor fünf, sechs Jahren haben im Erdgeschoss jeden Tag Versammlungen der Falun Gong stattgefunden. Alte Männer und Frauen, ein paar Dutzend, haben sich unter einem kleinen Querbanner mit der Aufschrift »Das Große Gesetz des Falun« versammelt, sie kamen morgens und abends aus allen Richtungen hierher, verlasen Bücher und machten ihre Übungen, alles in vorbildlicher Ordnung. Ich erinnere mich, dass im kleinen Bezirk Huangzhong die Leiterin des Nachhilfebüros, eine Genossin von vierzig Jahren, immer über das ganze Gesicht lachte, wenn sie, was häufig geschah, von all diesen Menschen sprach und dabei die Übungen vormachte. Um die Wahrheit zu sagen, damals hätte ich nicht vermutet, dass das auch zu einer Sekte werden könnte, höchstens ein kollektives Qigong. Ganz gleich, ob es Krankheiten heilt oder nicht, wenn Menschen mittleren und fortgeschrittenen Alters zusammenkommen und einen Ort haben, an dem sie sich von ihrer Einsamkeit und ihrem Kummer ablenken können, dann ist das immer etwas Gutes und allemal besser als Mah-Jongg spielen oder das Tanzen von Bauerntänzen, das ist wie eine tagtägliche Psychotherapie, und es überbrückt die Kluft zwischen den zwei, drei Generationen zu Hause. Mancher nimmt, wenn er einmal mit den Übungen angefangen hat, keine Medikamente mehr, und das spart unserem Land eine Menge Arztkosten. Sind Sie auch auf diese Weise zu einer Anhängerin des Großen Gesetzes geworden?
    FRAU CHEN:
    Ja, außerdem habe ich die Leute aus meiner Umgebung mitgezogen. Wir alle kommen häufig zusammen, auch die Beziehungen zu den Nachbarn haben

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