Fräulein Hallo und der Bauernkaiser
lärmend von der Treppe in den Hof. Ich drehte mich um und hielt mich am Türrahmen fest, mein Blick ging kurz zum Fenster der Aufsicht im ersten Stock, wo sich zwei Polizisten gerade lachend unterhielten. Dann verschwand ich blitzschnell im Klo und drückte mich an den letzten beiden Kübelaffen vorbei.
Ich öffnete umständlich meine Hose, die Kübelaffen sahen sich aber gar nicht um, irgendjemand pisste von draußen durch die Tür herein. Ich hockte mich in die hinterste Abteilung. Ich durfte mich nicht länger aufhalten, ich zog den Arbeitsanzug aus und ließ mich, ganz flach, in die Grube hinunter. Ich schaute nicht runter, immer wieder wehte mich der Gestank der Scheiße an, dass mir die Tränen kamen. Der Platz, wo ich gehockt hatte, war verdammt eng, ich wäre mit meinem Kopf fast oben stecken geblieben. Ich hielt mich mit beiden Händen fest und zog den Kopf immer weiter zu mir heran, wie eine Schildkröte, beinah hätte ich mir dabei die Ohren abgerissen.
Dann hing ich in der Luft, ich hatte nicht erwartet, dass die Grube so tief war! Ich biss die Zähne zusammen und ließ los – womm! Eine gewaltige Arschbombe mitten in die Scheiße! Mein Herz klopfte, als wollte es zerspringen, aber mein Fluchtimpuls behielt die Oberhand. Ich bohrte mich in die stinkende Menschenscheiße hinein, eine Ratte sprang über meinen Rücken, es dauerte verdammte Scheiße länger als tausend Jahre, ich zitterte unterbewusst überall wie blöde, meine Augen traute ich mich nicht aufzumachen.
Tatsächlich bin ich gar nicht geschwommen, die Scheiße war zu dick, man konnte nicht schwimmen. Ich habe mich mit den Füßen auf dem Grubengrund und mit den Armen rudernd vorangearbeitet. Die braune Soße reichte mir nur bis zum Hals, aber ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, in der Scheiße zu ersticken.
Schließlich stieß ich auf ein Netz, und als ich die Augen aufmachte, war der Ausgang nur noch gut einen Meter von mir entfernt! Und vor mir war das Ende. Zum Glück streckte ich meinen Fuß noch einen halben Schritt vor – der Maschendraht war in Wirklichkeit nur in der oberen Hälfte gezogen. Da half nichts, ich musste Kopf voraus durch die Scheiße hinaustauchen, dabei riss ich mir an den Maschendrahtstacheln auf dem Rücken noch zwei lange blutige Kratzer.
Die Grube hinaufzukommen, kostete mich einige Mühe. Ich hielt mich am Grubenrand fest und zog mich hinauf – ich hatte ziemliche Kraft in den Händen, eine Notwendigkeit in meinem Beruf. Vor lauter Anspannung hatte ich gedacht, ich hätte in der Grube mindestens zehn Minuten vertan, aber es waren nicht einmal sechs.
Mit wenigen Handgriffen zog ich mich ganz aus, riss den Plastikbeutel herunter, wischte mit dem Handtuch schnell die Scheiße ab, zog mir dann das frische Shirt, die Shorts und die Stoffschuhe an, und am Ende rannte, vom Gestank, der einem in die Nase stieg, abgesehen, ein ganz normaler Jogger um die gewaltige Mauer herum und verschwand schnell auf einem kleinen Weg bergab.
Ich sprang über Gräben und Löcher, flog regelrecht dahin, ich habe bestimmt den Weltrekord im 1000 -Meter-Querfeldeinlauf gebrochen. Ich stieß fünf, sechs Mal auf die Serpentinenstraße, jedes Mal lief ich vom Straßenrand weiter schnurstracks abwärts, ich schlug auch ein paar Purzelbäume, aber das alles machte mir nichts, ich rappelte mich auf und rannte weiter. Ich traf auf dem Weg auf etwa zehn Bergwanderer beim Abstieg, sie hielten sich einer wie der andere die Nase zu und gingen zur Seite. Dauernd hatte ich das Gefühl, hinter mir heult ein Polizeiauto, aber das war reine Einbildung.
Neben dem Märtyrerfriedhof war eine Hochschule für Fremdsprachen. Ich stürmte dort geradewegs hinein und über den Sportplatz. Mit meinem Shirt und Shorts, ordentlichen Muskeln und in der professionellen Haltung eines Läufers fiel ich niemandem auf. Ich schlüpfte in ein Studentenwohnheim, duschte im Waschraum, ließ am Fenster hängende, halbtrockene Kleidung mitgehen, zog sie über und rannte wieder hinaus.
Die Gegend gehörte zum Stadtbezirk Shapingba, eine halbe Station von einem großen Krankenhaus entfernt. Ich nahm mir ein Taxi, und als es gerade mal ein paar hundert Meter gefahren war, rief ich voller Bestürzung: »Halt, es tut mir schrecklich leid, ich habe meinen Geldbeutel vergessen.«
Der Zähler war noch nicht weitergesprungen, und der Fahrer drehte sich gerade um und fragte: »Soll ich Sie zurückfahren, um ihn zu holen?« Da hatte ich schon die Autotür aufgestoßen und
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