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Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
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Hugh Grant anruft.
    »Hugh, hör zu. Ich darf es dir eigentlich nicht sagen, aber ich finde, du solltest wissen, was Hannah Jensen über dich sagt. Sie findet, dass ich eine bessere Stimme habe als du.«
    »Waaaaas? Das hat Hannah Jensen gesagt? Das ist ja wirklich die Höhe. Danke, dass du mich informiert hast. Ich werde noch lange dran zu knabbern haben.«
    Ich lache nervös.
    »Hugh sagt auch immer, dass er meine Stimme besser findet«, sagt Patrick Winczewski. Aha! Aha! »Aber er sagt das nur, weil er so unglaublich charmant ist und gerne Komplimente macht.«
    Patrick Winczewski lacht und sieht mich an. Welche Augen!
    So charmant wie Sie kann er gar nicht sein, will ich gerade sagen, doch ich beiße mir auf die Zunge.
    »Wenn Sie eine Frau kennenlernen – worauf achten Sie zuerst?« Ich versuche, einen intelligenten Gesichtsausdruck aufzusetzen, und lächle weise.
    »Das kann ich gar nicht so genau sagen, es ist einfach ein ...« – er beugt sich vor und streicht mir um den Kopf – »... Gesamteindruck.«
    Aaaaaaaaaah. Im ersten Moment dachte ich, er wollte mir eine Biene aus dem Haar fischen, als er sich vorbeugte. Er wollte mir nur um den Kopf streichen! Hugh! Also, ich meine Patrick! Ich bin sprachlos und Patrick Winczewski lächelt mich immer noch an.
    »Was meinen Sie mit Gesamteindruck?«, frage ich blöde, um die Stille zu überbrücken.
    »Na ja, eine Frau tritt nicht auf, sondern sie kommt herein. Es ist irgendwie eine Aura, die den Ausschlag gibt.«
    Ob ich eine Aura habe??? Bitte, bitte, bitte, bitte!
    »Und die Stimme ist gar nicht so wichtig?«, frage ich hoffnungsvoll. Doch leider bin ich gerade so euphorisch, dass meine Stimme ein klitzeklein wenig höher ist als ohnehin schon. Vielleicht hat sie sich sogar ein wenig überschlagen.
    »Doch, wenn ich eine Stimme nicht mag, gibt es schon einen Graben, der erst einmal überwunden werden muss.« Er lacht.
    »Eine Stimme kann alles zunichtemachen?«, frage ich bedrückt.
    »Ja«, sagt er langsam und blickt furchtbar ernst drein. »Eine Stimme kann alles zunichtemachen.« Er versucht, ernst zu bleiben, und muss dann doch lachen. Ich schmelze dahin. Nächster Vorstoß. Bitte, lieber Stimmgott, lass mich jetzt einmal tief klingen. Nur bei dieser einen Frage.
    »Können Sie sagen, wie eine Frauenstimme sein muss, die Ihnen gefällt?«
    »Mmh, schwierig. Ich habe den Ton im Kopf«, sagt er und schweigt. Wahrscheinlich summt er ihn jetzt innerlich.
    »Ja und?«, frage ich ungeduldig. »Sagen Sie schon: Was hören Sie?« »Ich kann ihn ganz schlecht mit Worten beschreiben, aber auf jeden Fall ist es eine Altstimme.«
    »Altstimme«, wiederhole ich monoton. »Kein Sopran?« (Man kann es ja mal versuchen.)
    »Nee, kein Sopran.« Er schüttelt den Kopf.
    Oje.
    Aber halt, nicht aufgeben. Ich habe noch ein Ass im Ärmel: mein astreines Hochdeutsch. Vielleicht kann ich damit ein paar Pluspunkte sammeln.
    »Wie finden Sie Dialekte?« Hihi, ich kann Dialekte ziemlich gut nachmachen, ich könnte ja ein paar Kostproben geben und die so richtig schön ins Lächerliche ziehen. Ich freue mich schon, wie Patrick und ich gleich gemeinsam über Bayrisch oder Sächsisch ablästern werden.
    »Dialekte find ich super«, sagt Patrick Winczewski und strahlt. »Alles wird immer einheitlicher, ich mag es, wenn die Regionalität bewahrt wird und man gleich hört, woher jemand kommt. Das hat auch etwas mit Tradition zu tun.«
    Oh Gott.
    »Aber Sächsisch finden Sie doch furchtbar, oder?«, entfährt es mir.
    »Um Himmels willen. Sächsisch ist toll. Vor allem so ein Leipziger Sächsisch, das klingt einfach wunderbar.«
    Oh Gott. Ich dachte immer, dass mein gestochenes Hochdeutsch mein letzter Trumpf sein würde. Mir hat im Urlaub auf Ibiza mal jemand gesagt, ich würde wie eine Hannoveranerin klingen. (Da sprechen die ja bekanntlich das reinste Hochdeutsch.) Von diesem Kompliment habe ich noch Jahre danach gezehrt.
    Ob ich jetzt einfach mal spontan bin und den Rest des Gesprächs sächsele? Ich könnte ja so tun, als ob ich aus Leipzig (!) komme und mich nur nicht getraut habe, sächsisch zu sprechen. Aber wenn er Dialekte mag, kennt er sich bestimmt auch gut damit aus und bemerkt sofort, dass es nicht echt ist. Dann könnte ich erwidern, dass meine Eltern mich in meiner Kindheit gezwungen haben, immer hochdeutsch zu sprechen, und ich mich immer noch nicht davon erholt habe, dass sie mich von diesem wunderbaren Dialekt ferngehalten haben. Deswegen habe ich auch den Kontakt zu

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