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Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
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meinen Eltern abgebrochen und .... Ich höre plötzlich eine innere Stimme. »Die Zeugin verstrickte sich in der Befragung zunehmend in Widersprüche und wird deswegen zu einer jahrelangen Gefängnisstrafe verurteilt. Einzelzelle.« Stopp. Zurück zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben.
    »Was macht denn eine Traumfrau für Sie aus?«, frage ich und nicke ihm aufmunternd zu. Dieses Nicken ist übrigens mein neuester Trick. In dem Buch von Thorsten Havener habe ich gelesen, dass es für jemanden schwierig ist, eine Frage mit »Nein« zu beantworten, wenn man als Fragesteller immerzu nickt. (Seitdem frage ich jede Verkäuferin: »Dieses Teil hier können Sie doch reduzieren, oder?« und nicke dabei heftig. Verkäuferinnen scheinen allerdings von dem Trick zu wissen und werden darin geschult, meinem Nicken auf unerklärliche Weise zu widerstehen.)
    Trotzdem glaube ich, dass man jemanden am besten von etwas überzeugen kann, wenn man selbst davon überzeugt ist. Nun, ich bin eigentlich nicht sonderlich davon überzeugt, eine Traumfrau zu sein, aber ich könnte ja zur Abwechslung zumindest mal so tun, als ob.
    Ich nicke wild mit dem Kopf und ziehe hoffnungsvoll die Augenbrauen hoch.
    »Eine Traumfrau ...«, sagt Patrick Winczewski langsam und ich beschleunige die Nickfrequenz. »Eine Traumfrau ist eine große Projektion. Es ist besser, wenn man erwartungsfrei bleibt.«
    Mir ist schwindlig. Vielleicht vom Nicken, aber vielleicht auch von dem, was ich gerade gehört habe.
    »Eine Projektion?«, frage ich mehr oder weniger geistreich nach.
    »Wissen Sie, Frauen suchen zeit ihres Lebens den alles erlösenden Mann. Den gibt es nur leider nicht. Ideale gibt es nur im Film.«
    Eigentlich möchte ich protestieren, aber ich bin so fasziniert von seiner Stimme und seinen Augen und seinem Lächeln, dass ich einfach schweige. Und wegdämmere.
    »Der Mensch sucht immer nach dem Sensationellen, dabei liegt das Glück oftmals so nah«, sagt Patrick Winczewski.
    Ja, genau, direkt vor mir sitzt es, denke ich und schweige. Er soll meine Stimme lieber nicht mehr so oft hören. Am Ende unseres Gesprächs werde ich einfach »Bis bald« in einem tiefen Altton brummen. Vielleicht denkt er dann, dass das eigentlich meine wahre Stimme ist und dass er sich die ganze Zeit verhört hat.
    »Manche rennen dem Glück hinterher, und das Glück kommt gar nicht dazu, hinterherzukommen. Wissen Sie, was ich meine?«
    Jaja, er hat irgendwas von Glück erzählt. Wahrscheinlich hat er gerade gesagt, was es für ein Glück ist, dass wir uns kennengelernt haben.
    »Genau«, hauche ich. »Das sehe ich genauso.«
    »Ich glaube, dass viele Menschen den falschen Traum träumen. So etwas lähmt.«
    Diese Stimme! Äh, was hat er gesagt?
    »Bitte?«, frage ich.
    »Ich glaube, dass viele Menschen den falschen Traum träumen.«
    Traum? Habe ich gerade falschen Traum gehört?
    »Und wie findet man den richtigen Traum?«, frage ich.
    »Keine Ahnung.« Patrick Winczewski zuckt mit den Schultern und wirft lachend den Kopf in den Nacken.
    Ich möchte am liebsten sagen: »Wollen wir den richtigen Traum nicht gemeinsam suchen?«, lass es aber lieber. Dann hört er meine Stimme wieder. Fragen im Allgemeinen sind sowieso ganz schlecht. Dabei geht die Stimme am Ende immer so unschön nach oben. Ich muss das Ganze ja auch nicht überstrapazieren. Aber seine Stimme? Außerordentlich schön. Er darf gerne Fragen stellen. Ach, wenn ich ehrlich bin, darf er eigentlich alles sagen, was er will. Hauptsache: Er spricht. Ob ich ihn bitte, dass er mir die Speisekarte vorliest? Die ist so schön dick und dann kann ich erst einmal eine Weile schweigen.
    Nein, da muss ich jetzt wohl durch. Es geht in die nächste Fragerunde.
    »Was würden Sie gerne einmal machen?« Diese Frage hatte ich vorbereitet, als ich noch nichts von ihm wusste. Ich war mir sicher, dass er »Ich würde selbst auch gerne schauspielern« oder so etwas in der Art antworten würde. Da konnte ich ja nicht ahnen, dass er eigentlich schon alles erreicht hat im Leben. Ob ich die Frage wieder zurückziehen kann? Aber wie macht man das? Ich laufe rot an. Doch Patrick Winczewski lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ich würde gern eine Tour durch Chile machen.«
    »Chile? Und wie wollen Sie da rumreisen?«
    »Keine Ahnung, das wird sich zeigen. Ich handle da ganz intuitiv.« Er lächelt.
    »Sind Sie ein intuitiver Mensch?«
    »Ja, sehr. Ich kann mich gut auf die Intuition verlassen.«
    Beneidenswert, denke ich. Ich liege

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