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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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vernunftbegabter Wesen. Wesen, die mir ähnlich sind. Ich kann nicht so tun, als wäre das in Ordnung. Ich darf die Augen vor meinem eigenen Handeln nicht verschließen.
    Läuft es am Ende immer nur darauf hinaus, dass ich mich entscheiden muss?
    Sie hielt das Neugeborene am Fuß fest, stach die Nadel durch die Haut und gab ihm die Injektion.

45
    Ariel überlebte die Besetzung durch die Partials genauso wie alles andere: indem sie allein war. Viele verängstigte Einwohner von East Meadow waren vor der Partialarmee in die Schutzräume der Gemeinde geflohen, wo sie sich zusammendrängten, sich gegenseitig unterstützten und Proviant und Wasser horteten. Dadurch hatten es die Partials besonders leicht, sie gefangen zu nehmen, als sie die Stadt eroberten. Sie stürzten sich auf die Opfer und schleppten sie fort, um sie Experimenten zu unterziehen oder hinzurichten. Was genau mit ihnen geschah, konnte niemand mehr sagen. Da die Gruppen groß waren und Lärm erzeugten, waren sie leicht zu orten und einzukesseln, und ein Haufen unausgebildeter Zivilisten konnte gegen einen Angriff der Partials ohnehin nichts ausrichten. Nachdem Marcus fort war, blieb Ariel allein, zog von einem Haus zum nächsten und ernährte sich von den Lebensmitteln, die andere zurückgelassen hatten. So war sie den Angreifern immer einen Schritt voraus. Sie versteckte sich und fühlte sich einigermaßen sicher.
    Bis die Partials sie entdeckten.
    Ariel rang nach Luft und schleppte sich weiter. Sie kannte die Stadt in- und auswendig, doch die Partials waren schneller als sie und besaßen die schärferen Sinne. Sie hörte die schweren Stiefel über den Asphalt trampeln. Der erbarmungslose Rhythmus kam mit jedem keuchenden Atemzug näher. Sie schlüpfte links durch die Lücke in einem Zaun, bog sofort danach rechts und noch einmal links ab, um einen zweiten Holzzaun zu umgehen. Ihre Schritte waren leiser als die der Partials, kaum mehr als ein Flüstern im Dunkeln. Mit angehaltenem Atem schlich sie auf Zehenspitzen durch das verdorrte Gras und hielt im Zwielicht angestrengt Ausschau, um nicht versehentlich auf einen Zweig, einen Ast oder eine Flasche zu treten und sich zu verraten. Ein Gegner rannte mit seinen schweren Stiefeln an ihr vorbei, brach krachend durch das Loch im Zaun und stürmte wild über den Hof dahinter. Dann folgte das zweite Stiefelpaar, und sie nickte. Nur noch einer. Nur noch einen Partial überlisten, und ich bin frei. Leise schlich sie weiter bis fast zum Ende der Grasfläche. Dort erreichte sie über eine Treppe den Keller eines sicheren Hauses, in das sie schon ein- oder zweimal eingestiegen war. In diesem Versteck wollte sie ausharren, bis die Verfolger aufgaben und verschwanden, um sich leichtere Beute zu suchen. Sie musste es nur bis zu der Treppe schaffen …
    Das dritte Stiefelpaar hielt inne, fast auf einer Höhe mit ihr auf der anderen Seite des Doppelzauns. Ariel blieb mucksmäuschenstill, rührte sich nicht, gab keinen Laut von sich und wagte kaum zu atmen. Der Partial ging weiter und blieb abermals stehen. Dann wandte er sich in die andere Richtung und verharrte wieder. Was tut er dort? Doch noch während sie sich diese Frage stellte, durchschaute sie sein Verhalten. Er hatte etwas bemerkt. Er wusste, wohin sie verschwunden war.
    Sie hörte ein zufriedenes Kichern. »Oh, du bist gut!« Der Partial lachte, sprang über den Zaun und kam auf sie zu. Ariel fluchte halblaut und rannte los. Jeder Gedanke an Heimlichkeit war verflogen, nun ging es ums nackte Überleben. Der Partial sprang auch über den zweiten Zaun und folgte ihr, er war nur noch wenige Schritte hinter ihr und konnte beinahe schon die Hand ausstrecken und sie am Hals packen. Ariel rannte mit aller Kraft weiter und fragte sich in ihrer Panik, wie er sie hatte entdecken können. Sie war still gewesen, hatte sich versteckt, hatte alles Erlernte angewandt. Und doch hatte er sie aufgespürt, als besäße er einen sechsten Sinn. Marcus hatte ihr von dem Link erzählt, mit dem sich Partials gegenseitig erkennen konnten, doch er hatte auch erwähnt, dass dies bei Menschen nicht gelang. Menschen waren ein blinder Fleck in ihrem Sinnesorgan, auf das sie sich viel zu sehr verließen. Sie hatte dies schon früher zu ihrem Vorteil genutzt, und bisher hatte es immer funktioniert. Wie hatte sie sich diesmal verraten?
    Der Partial hatte sie fast erreicht, und sie hörte ihn keuchen. Das Geräusch war so laut, dass er nur noch Zentimeter hinter ihr sein konnte. Wahrscheinlich

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