Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Schulen, noch hüte ich Geheimnisse außer dem einen hier.« Er deutete auf die bewusstlosen Partials.
Kira wollte nicht so rasch einlenken. »Phan und Calix dürfen die Umgebung nicht erkunden.«
»Natürlich habe ich ihnen verboten, das Reservat weiträumig zu verlassen«, räumte Vale ein. »Es ist gefährlich dort draußen. Phan, Calix und alle anderen Menschen sind wichtig für unsere Gemeinschaft. Aber sie haben trotzdem die Freiheit, jederzeit zu gehen, wenn sie es wollen. Ich bin kein Tyrann, nur weil sie meiner Empfehlung folgen.« Er deutete auf Kira. »Sogar Sie waren die ganze Zeit frei und konnten sich frei bewegen – die Unruhestifterin und ihr gefährlicher Lieblingspartial. Niemand hat Sie aufgehalten, niemand hat Sie beschattet. Nun beantworten Sie mir eine Frage, Kira: Wogegen protestieren Sie eigentlich noch?«
Verwirrt und betroffen schüttelte Kira den Kopf. »Sie beherrschen die Menschen.«
»Aber nur wenn man den Begriff sehr weit fasst«, schränkte Vale ein. »Nach allem, was ich weiß, kommen Sie aus einem Land, in dem Machtausübung mithilfe von Schusswaffen erfolgt. Die Regierung erkauft sich Ihren Gehorsam, indem sie alles knapp hält. Ich erhalte die Ordnung, indem ich den Menschen genau das gebe, was sie brauchen: ein Heilmittel für RM , Nahrung und Unterkunft, eine Gemeinschaft, der sie sich zugehörig fühlen. Sie erkennen mich als Anführer an, weil ich sie gut und umsichtig lenke. Nicht jede Autoritätsperson ist zwangsläufig auch böse.«
»Aus dem Mund eines Mannes, der ein Geheimlabor mit halb toten Gefangenen betreibt, klingt das ziemlich selbstgerecht.«
Vale seufzte und starrte Kira an. Schließlich trat er an die Seitenwand des Raums und nahm eine Spritze mit einer durchsichtigen Flüssigkeit von einem Tablett. »Kommen Sie mit, Kira! Ich zeige Ihnen etwas.« Er bewegte sich auf eine Tür an der Rückwand zu. Kira zögerte kurz, dann folgte sie ihm. »Das ganze Gelände ist von unterirdischen Tunneln durchzogen«, erklärte er. »Bevor wir zu den anderen zurückkehren, noch ein Hinweis: Niemand weiß von meinen Partials. Seien Sie in dieser Hinsicht bitte diskret!«
»Weil Sie sich dafür schämen?«
»Weil viele Einwohner ähnlich reagieren würden wie Sie«, antwortete er. »Einige hätten vermutlich auch den Wunsch, die Partials noch härter zu bestrafen.«
»Sie kennen mich kaum, Doktor, aber wenn mir etwas missfällt, halte ich selten meinen Mund.«
»Andererseits können Sie Geheimnisse recht gut bewahren«, gab er zurück.
Kira warf ihm einen raschen Blick zu. »Meinen Sie Samm?«
»Haben Sie denn noch andere Geheimnisse?«
Kira musterte ihn kurz und überlegte, wie viel er wusste oder ob er ahnte, wer sie in Wirklichkeit war. Wahrscheinlich nicht, dachte sie. Sonst hätte er mich gefragt, warum das Beruhigungsmittel bei mir nicht wirkt. Es sei denn, er weiß mehr über mich als ich selbst …
Natürlich weiß er mehr, dachte sie. Er gehört zum Trust. Er weiß alles, was wir herausbekommen wollten. Ich allein kann ihn nicht an seinem Tun hindern, jedenfalls nicht jetzt gleich. Wenn ich allerdings die gewünschten Antworten habe, ist das vielleicht gar nicht mehr nötig. Sie zögerte noch einen Moment lang, bevor sie ihm antwortete.
»Vorläufig hüte ich Ihr Geheimnis, aber Sie müssen mir dafür etwas geben.«
»Das Heilmittel?«, fragte er. »Wie Sie sehen, ist es genau das Mittel, das Sie bereits entdeckt haben. Wie ich schon erklärte, ist es nicht transportfähig.«
»Dieses Heilmittel will ich nicht«, sagte sie. »Es ist böse, und was immer Sie mir zeigen wollen, wird meine Ansicht darüber nicht ändern.«
»Wir werden sehen«, erwiderte Vale.
Kira ließ nicht locker. »Vielmehr brauche ich Informationen.«
»Welche Informationen?«
»Alles«, verlangte sie. »Sie haben bei der Konstruktion der Partials geholfen, also wissen Sie über RM , das Verfallsdatum und die Sicherung Bescheid. Ich will wissen, wie Ihre Pläne aussahen und wie alles zusammenpasst.«
»Sie sollen alle Informationen bekommen, über die ich verfüge«, versprach er ihr. »Im Gegenzug verlange ich Ihr Stillschweigen.«
»Abgemacht«, willigte Kira ein.
»Gut.« Vale blieb vor einer Tür im Flur stehen. »Aber zuerst gehen wir nach oben.«
Kira las das Schild an der Tür. »Gebäude Sechs. Das müsste das Haus sein, das Sie in eine Klinik umgewandelt haben.«
»Das ist richtig.«
»Ich habe die Klinik bereits gesehen.«
Vale öffnete die Tür. »Das Baby, das
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