Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Gesichtsausdruck. »Wir wussten, dass du auf der Treppe warst, weil du dich so verstohlen wie ein Elch verhalten hast. Von dir sind überhaupt keine Linkdaten gekommen, und auch jetzt kommt nichts herein.«
»Aber ich habe euch gespürt«, beharrte Kira. »Ich wusste genau, wo ihr beide wart.«
»Interessant«, bemerkte Heron.
Kira wandte sich an Samm. »Was ist mit dir?« Sie dachte an die Verbindung, die sie im Labor gespürt hatte, und war plötzlich beunruhigt. »Empfängst du etwas?« Sie kam sich dumm vor, weil sie fragte wie ein kleines Mädchen und sich nicht traute, auch die andere Frage zu stellen: Hast du etwas für mich übrig?
Samm schüttelte den Kopf. »Nichts … im Moment spüre ich nichts.«
»Und vorher?«
»Ich … ich bin nicht sicher.«
Wie soll ich den Ausdruck in seinen Augen deuten?, dachte Kira. Warum sind diese dummen Partials so schwer zu durchschauen?
»Vielleicht kann sie nur empfangen«, meinte Heron, »und die Fähigkeit zum Senden fehlt ihr.«
»Oder der Sender wurde irgendwie abgeschaltet, auch wenn mir kein Grund dafür einfallen will«, ergänzte Samm.
»Um mich vor den anderen Partials zu verbergen«, schlug Kira vor. »Um mich vor ihnen zu schützen. Ich habe auch nie irgendwelche der Befehlsdaten erhalten, die ihr erwähnt habt. Als Doktor Morgan dich zum Gehorsam zwingen wollte, habe ich nichts gespürt.«
Samms Miene war ernst. »Sei froh!«
»Ich frage mich, ob sie ein Spionagemodell ist«, überlegte Heron. »Stärke und Reflexe sind leicht verstärkt, äußerlich attraktiv, erhöhte Intelligenz, menschliche Kommunikationsfähigkeiten und offenkundig konstruiert, um unabhängig zu arbeiten. Es passt gut zusammen.«
»Habt ihr Spionagemodelle?«, fragte Kira.
Heron lachte, und Samm legte den Kopf schief. Es war ein sehr menschlicher Ausdruck von Verwirrung, den sie noch nie bei ihm bemerkt hatte. »Was glaubst du denn, was Heron ist?«
»Aber wenn ich eine Spionin bin, was ist dann meine Aufgabe?«, fragte Kira. »Werde ich eines Tages Daten herunterladen, die mir sagen, ich solle aktiv werden und einen Senator ermorden? Wie konnten sie so etwas fünf Jahre vor dem Zusammenbruch überhaupt planen?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Heron. »Ich sage nur, dass es möglich ist.«
»Überlegen wir weiter!«, drängte Samm. »Dhurvasula hat das Pheromonsystem entwickelt, aber was ist mit Nandita?«
»Das ist eine wirklich große Wissenslücke«, räumte Kira ein. »Nandita und dieser Graeme Chamberlain haben an der sogenannten Sicherung gearbeitet. Unter allen Aspekten, die bei der Erschaffung der Partials eine Rolle spielten, ist dies der geheimnisvollste. In keinem einzigen Dokument wird erklärt, was die Sicherung ist und wozu sie dienen sollte, ganz zu schweigen davon, wer sie bestellt hat.«
»Was weißt du über diesen Chamberlain?«, fragte Samm. »Von dem habe ich noch nie gehört.«
»Das kann ich dir erklären«, antwortete Kira, »aber du wirst dir vor Angst gleich in die Hosen machen.« Sie öffnete einen braunen Umschlag und zog ein einzelnes Blatt heraus. Es handelte sich um eine Sterbeurkunde. »Sobald er die Sicherung konstruiert hatte, beging er Selbstmord.«
Alle drei verstummten. Kira hatte Afas Akten so sorgfältig wie nur irgend möglich durchgesehen, aber einfach nicht die Informationen gefunden, die sie brauchten. Andererseits hatte das Aktenstudium einige quälende Fragen wie etwa die nach Chamberlain aufgeworfen. Alle wichtigen Geheimnisse waren immer noch nicht aufgedeckt: Wer oder was war der Trust? Warum war RM geschaffen worden? Was war die Sicherung?
Was bin ich?, dachte Kira. Welchem Zweck diene ich bei alledem? Ohne neue Informationen würde sie das Rätsel nie lösen.
Samm, wie immer pragmatisch und zielstrebig, brach schließlich das Schweigen. »Wir müssen gehen.«
»Wohin?«, fragte Kira.
»Zu ParaGen«, antwortete er. »Zum Ort des Geschehens, wo alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden. Wenn die Informationen hier nicht zu finden sind, dann kommt nur noch ParaGen selbst infrage.«
»Das wird nicht so einfach«, warnte Heron.
Kira nickte. »Der Hauptsitz von ParaGen befand sich in Denver. Ich habe in Geografie nicht so gut aufgepasst, aber ich bin ziemlich sicher, dass es nicht nebenan liegt.«
»Richtig«, bestätigte Heron. »Und die Straße, auf der man dorthin gelangt, ist der reinste Albtraum.«
»Wie viel schrecklicher kann es denn noch werden?« Kira deutete auf die Umgebung. »Wir haben uns bis
Weitere Kostenlose Bücher