Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Zustand des großen Mannes beschreiben sollte. »Nun ja, er war sehr lange allein. Ich glaube, das hat irgendwie seinem Kopf geschadet, aber selbst in seinem derzeitigen kranken Zustand ist er noch ein Genie. Er besitzt Daten über den Isolationskrieg, die Biotech-Industrie, die Partials und … alles andere. Er hat für ParaGen gearbeitet und einen Teil des Computersystems beaufsichtigt. Von dort stammen die meisten Dokumente.« Sie machte eine ausholende Geste, und Samm nickte anerkennend.
Heron nahm die Informationen nicht ganz so lebhaft auf, während sie eine ganze Reihe von Dokumenten gleichzeitig betrachtete. Ihr Blick wanderte hin und her, als sie die Akten las, bis sie schließlich die Stirn runzelte. »Das ist nicht gut«, sagte sie.
»Was denn?«
»Morgan gehört zum Trust. Wir haben widersprüchliche Vorstellungen, was der Trust ist, glauben aber, dass sie dazugehört. Und der Trust ist offenbar die Gruppe, die die Partials geschaffen hat.«
»Das wissen wir schon«, antwortete Kira. »Besonders schön ist das nicht, aber es ist auch nicht besonders schlimm.«
»Das liegt daran, dass du nicht aufpasst«, meinte Heron. »Zähl doch einmal alles zusammen: Morgan hat die Partials gebaut, wusste aber nichts von dem Verfallsdatum, bis vor drei Jahren die erste Generation am Aussterben war. Warum wusste sie es nicht? Das Heilmittel für RM ist in das Pheromonsystem der Partials eingebaut, aber auch das wusste sie nicht. Du bist so etwas wie ein neues Modell der Partials, und sie hatte keine Ahnung von deiner Existenz.«
Die Folgerungen daraus trafen Kira wie ein Faustschlag in den Magen. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Das ist nicht gut.«
»Das sehe ich anders«, warf Samm ein. »Die drei Punkte, die du gerade erwähnt hast, haben nichts mit den physischen Verstärkungen zu tun, an denen sie gearbeitet hat. Deshalb ist vorstellbar, dass sie nichts davon wusste. Warum sollte das so wichtig sein?«
»Weil es bedeutet, dass wir diese Leute überschätzt haben«, erwiderte Kira. »Sie sind nicht so großartig, wie wir angenommen haben. Ich bin seit zwei Monaten unterwegs, um den Trust zu finden, und dachte, dort liefen alle Fäden zusammen – eine Gruppe von Genies, die einen Plan verfolgen und ganz genau wissen, wie alles funktioniert. Die Heilung für RM , Einzelheiten über das Verfallsdatum, die Frage, wie ich hineinpasse, einfach alles. Jetzt, da wir endlich mehr über den Trust erfahren, ist die Gruppe einfach nur …« Kira seufzte, weil sie es endlich verstand. »Wenn Heron mit ihren Äußerungen über Morgan recht hat, dann sind diese Leute ebenso zersplittert wie alle anderen Gruppierungen. Sie haben Geheimnisse voreinander, sie haben gegenseitig in ihrer Arbeit herumgepfuscht. Ich hatte gehofft, Antworten von ihnen zu bekommen, aber allmählich glaube ich, dass sie diese Antworten möglicherweise gar nicht geben können.«
»Und wenn sie die Antworten nicht geben können, dann ist niemand in der Lage dazu«, ergänzte Heron.
Samm schwieg nachdenklich. Kira beleuchtete das Problem aus unterschiedlichen Blinkwinkeln und ging in Gedanken alles durch, was sie über den Trust wusste. Anscheinend vermochte jedes Mitglied des Trusts jeweils nur einige ihrer Fragen zu beantworten. Sie konnte sich nach wie vor auf die Suche machen, wie Nandita es ihr empfohlen hatte, aber sie würde nie alles in Erfahrung bringen. Falls es keinen Plan gab, konnte sie sich Gedanken darüber machen. Die Einzelteile waren ja vorhanden. Vielleicht gab es da draußen sogar ein Mitglied des Trusts, dem alles bekannt war, das die Leitung des Projekts innehatte und ihr sagen konnte, wie die Einzelteile zusammenpassten. Jemanden, der ihr erklärte, wer sie selbst war.
Daran musste sie glauben.
Samm brach das Schweigen. »Was ist mit den Wissenschaftlern, die unmittelbar mit dir zusammengearbeitet haben?«, fragte er. »Ich meine deinen Vater und Nandita. Wie sahen ihre Beiträge aus?«
»Mein Vater hat das Pheromonsystem entwickelt«, antwortete Kira. »Das liegt jedenfalls nahe. Ich habe nicht den vollständigen Link, sondern eine abgeschwächte Version. Möglicherweise hat er eine individuelle Anpassung vorgenommen.«
»Welche Teile hast du denn?«, wollte Heron wissen.
»Keine Ahnung«, sagte Kira. »Ich wusste, dass du auf der Treppe gewartet hast, und du hast auch mich wahrgenommen, aber im Augenblick spüre ich euch beide nicht.«
Heron zog die Brauen hoch. Es war ein halb spöttischer, halb neugieriger
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