Fragmente: Partials 2 (German Edition)
sie es sagen konnte, hatte es keine förmliche Adoption gegeben. Alle Dokumente aus jener Zeitspanne, die sie gelesen hatte, besagten nämlich, dass die Partials in juristischem Sinn nicht als Menschen galten. Sie hatte so wenig wie ein Hund oder ein Fernseher das Recht, den Nachnamen ihres Vaters zu tragen.
Samm betrachtete das Foto, und sein Blick wanderte unruhig von einer Person zur anderen. Heron hingegen schien sich mehr für die auf dem Tisch ausgebreiteten Dokumente zu interessieren, die mit dem Trust zu tun hatten. »Demnach hat dich dein Vater bei ParaGen erschaffen«, sagte Samm. »Er wusste genau wie deine Pflegemutter auf Long Island, dass du eine Partial warst.«
»Sie hat mir nie davon erzählt, sondern mich wie ein menschliches Mädchen aufgezogen«, erwiderte Kira. »Ich glaube, so hat es auch mein Vater gehalten. Zumindest habe ich keinerlei Erinnerungen, die einen anderen Schluss zulassen. Aber warum?«
»Er wollte eine Tochter haben«, meinte Samm.
»Du warst ein Teil ihres Plans«, warf Heron kopfschüttelnd ein. »Das waren wir alle. Leider wissen wir nicht, wie der Plan aussieht und welchen Anteil die einzelnen Mitglieder an der Planung hatten.« Sie hob eine andere ausgedruckte E -Mail hoch, die Kira schon am Vorabend gelesen hatte. »Hier heißt es, Doktor Morgan habe mit Leistungsfähigkeit und besonderen Anpassungen zu tun gehabt.«
»Das bedeutet vermutlich, dass sie eure Fähigkeiten als Supersoldaten programmiert hat«, erwiderte Kira. »Jedes Mitglied des Trusts hatte eine bestimmte Aufgabe bei der Erschaffung der Partials, und ihre Aufgabe bestand darin, die zusätzlichen Fähigkeiten beizusteuern, die euch zu echten Kampfmaschinen machen. Mit schnelleren Reflexen, verbessertem Sehsinn, beschleunigter Wundheilung, stärkeren Muskeln und so weiter. Die anderen Mitglieder ihres Teams haben euch so menschlich wie möglich gestaltet, während Doktor Morgan sich darauf konzentrierte, dass ihr … mehr als menschlich wurdet.«
»Damit beschäftigt sie sich noch immer«, sagte Samm. Er legte das Foto weg und betrachtete Kira mit ernstem Blick. »Ich habe gehört, dass Morgan an den Partialgenen herumgebastelt hat, und Heron sagt, sie habe es sogar persönlich beobachtet.«
Heron nickte und sah noch immer die Blätter auf dem Tisch durch. »Anscheinend kann sie die Pfuscherei nicht lassen.«
»Oder versucht sie nur, das Verfallsdatum aufzuheben?«, fragte Kira. »Vielleicht findet sie die Gene nicht, die euch nach zwanzig Jahren töten, und führt neue Modifikationen ein, um die Auswirkungen wenigstens einzudämmen.«
»Kann sein«, meinte Samm. »Sofern so etwas überhaupt möglich ist. Aber überwiegend befasst sie sich wohl mit einer gewissen Aufrüstung. Sie macht bestimmte Partials stärker und schneller. Angeblich hat sie einen ganzen Trupp geschaffen, der unter Wasser atmen kann. Sie entfernt sich immer weiter vom menschlichen Ebenbild.«
»Zweifellos hat sie den Menschen im Aufsichtsrat den Rücken gekehrt«, überlegte Kira. »Oder sie verhandelt nicht mehr mit ihnen.«
»Bei ParaGen hatte sie Hilfe.« Heron nahm einen neuen Stapel Dokumente in die Hand. »Schau an! Jerry Ryssdal wurde demselben Projekt zugeteilt, aber vielleicht einer anderen Abteilung.«
Kira nickte und staunte über Herons Fähigkeit, die auf dem Tisch verstreuten Informationen so rasch zu sichten. Kira hatte Tage gebraucht, um diese Verbindungen zu entdecken, aber Heron fügte binnen Minuten alles zusammen. »Ich weiß nicht genau, worin Ryssdals Beitrag bestand«, sagte Kira. »Ich glaube aber, du hast recht. Einige von ihnen haben immer zu zweit gearbeitet.«
»Aber nicht alle?«, wollte Samm wissen.
Kira zuckte mit den Achseln. »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Wir reden über die größten Geheimnisse einer unglaublich misstrauischen Firma und einen besonders geheimniskrämerischen inneren Zirkel, der teils für, teils gegen die Firma gearbeitet hat. Selbst die einfachsten Informationen verstecken sich hinter Sicherheitsvorkehrungen und in verschlüsselten E -Mails. Ich bin nicht einmal sicher, ob die gefundenen Hinweise tatsächlich brauchbar sind oder als gezielte Fehlinformationen neugierige Zeitgenossen in die Irre führen sollten. Afa hat schon vor dem Zusammenbruch Informationen gesammelt und auch danach viele Jahre damit verbracht, und trotzdem ist das Bild höchst unvollständig. Wir kennen die Antworten nicht. Er ist …« Kira hielt inne, weil sie nicht wusste, wie sie den
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