Frame, Janet
danke dem Himmel für die Waschmaschine. Arme Sharon. Ich muss jetzt lachen, wenn ich an Mark denke, wie ängstlich ich mit ihm war, weil er so winzig und schlüpfrig war, und wie sorgfältig ich ihm Ohren und Mund und Nase mit Watte ausgewischt und seinen Körper mit Öl eingerieben habe und wie ich mich nachts in sein Zimmer geschlichen und gehorcht habe, ob er auch noch atmete und nicht das Gesicht im Kissen vergraben hatte und erstickt war, wie man es immer in der Zeitung liest. Lieber Mark. Wie schrecklich, wenn eins von ihnen blind oder verkrüppelt oder als Idiot zur Welt gekommen wäre, der mit dem Kopf wackelt wie eine Raupe und niemals sprechen lernt.
Jetzt will ich für heute Abend aufhören mit meinem Bericht. Ich habe ja gesagt, dass ich müde bin.
Eben fällt mir ein, dass Herbert Bessick eine Zeit lang in Frankreich war und sehr gut Französisch sprechen soll. Wir haben ein bisschen Französisch in der Schule gelernt, bei einer französischen Lehrerin. Wie wäre das schön, wenn ich auf der Party mit ihm Französisch sprechen könnte.
Berichtigung: Es ist keine Party, nur ein ruhiger geselliger Abend.
24. Januar
Letzte Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Mir träumte, ich säße mitten in einer Zirkusarena und stillte einen kleinen schwarzen Panther, der mich dauernd kratzte und mit einer Kinderstimme und ausländischem Akzent sagte: – Ich kratze dir die Augen aus. Ich kratze dir die Augen aus.
Die Scheinwerfer des Zirkus umspielten mich, und ich wusste, dass man eine Vorführung von mir erwartete, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr an meine Rolle erinnern. Das Publikum in der großen Kuppel schrie und trampelte und pfiff und wartete, dass ich anfing. Plötzlich schleuderte ich den Panther von mir quer durch den Ring und begann zu weinen, und ich dachte, es ist ja nur ein Traum, du brauchst nicht zu weinen, es ist ja nur ein Traum. Dann ging langsam das Licht im Zirkus aus, und ich befand mich in Paris und ging an der Seine entlang. Es war Mitternacht. Ich hörte eine Uhr zwölf schlagen und ging immer weiter und schaute dabei auf meinen Schatten im Wasser, um mich zu vergewissern, dass er mit mir ging. Plötzlich war ich müde und wusste, dass ich schlafen musste, also zog ich meinen schwarzen Pelzmantel aus – wobei ich dachte, wie merkwürdig, ich habe gar nicht gemerkt, dass ich einen schwarzen Pelzmantel trage – und breitete ihn auf dem Boden aus und schlief darauf ein. Als ich aufwachte, war mein Pelzmantel verschwunden, mein Schatten war verschwunden, und ich stand da und starrte auf den Fluss, der ein dunkler Strudel war.
Ist das nicht ein unheimlicher Traum? Ich fragte Tim, ob er letzte Nacht etwas geträumt habe, und er sagte Nein, nur einmal habe er halb geträumt, er klettere auf einen Berg, um eine Orchidee zu suchen, habe aber nur eine Handvoll Schnee gefunden. Träume sind etwas Seltsames. Es heißt, dass Träume mehr bedeuten, als man glaubt.
Übrigens, als ich dieses Tagebuch anfing, habe ich gesagt, ich wollte einen Bericht meines Innenlebens geben. Jetzt frage ich mich, ob ich überhaupt schon etwas über mein Innenleben geschrieben habe. Wenn ich nun gar kein Innenleben habe? Ich sehe heute alles schwarz. Ich habe einen Brief von meiner Mutter in Waimaru bekommen. Sie schreibt in ihren Briefen immer und immer wieder dasselbe; dass alles gut ist und alle glücklich sind; und sie beteuert es so oft und so übertrieben, dass man nicht umhin kann zu merken, dass gar nichts gut ist und niemand glücklich ist. Manchmal frage ich mich, ob wir wirklich in den Süden ziehen sollen. Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.
Noch heute und morgen, und dann kommt der Tag meines kleinen geselligen Beisammenseins. Ich frage mich, ob ich tatsächlich eine Kaffeetorte machen soll, denn wir trinken ja schon Kaffee, und beides wird vielleicht zu viel. Ich werde es vergessen und in mein Unterbewusstsein sinken lassen, es noch einmal überschlafen und mich morgen entscheiden, ob ich Kaffee- oder Schokoladentorte mache. Für Schokoladentorte könnte ich entweder richtige Schokolade nehmen, dunkle oder Milchschokolade, geschmolzen, oder Kakao. Tim hat von Drinks gesprochen, einem Likör, Benediktiner oder Tia Maria, aber ich weiß nicht genau, wann man Likör reicht, und ich möchte mich nicht durch meine Unkenntnis blamieren.
Ich weiß nicht, ob ich schon erzählt habe, dass Terry und Josie am Samstag nicht kommen können, weil ihre Kinder Windpocken haben. Wir
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