Frame, Janet
müssen also die Bessicks allein unterhalten. Wie beängstigend! Ich verlasse mich darauf, dass Beethovens Fünfte Symphonie das Eis bricht.
25. Januar
Ich habe Angst vor morgen Abend.
Sonntag
So, jetzt ist es vorbei, und ich kann ruhig und gleichmütig darauf zurückblicken. Soll ich den gestrigen Abend beschreiben? Also, bevor sie kamen, hatte ich die Kinder zu Bett gebracht und dem Baby die Flasche gegeben und das Wohnzimmer gemütlich und, wie ich hoffe, geschmackvoll hergerichtet; die Sessel und Sofas (unsere Möbel stammen aus Schweden) so zurechtgerückt, dass sie, wie Tim und ich finden, im richtigen Winkel zueinander standen, um die Unterhaltung zu erleichtern und intimer zu gestalten. Ich staubte den Plattenspieler ab und blies die Flusen von der Langspielnadel und legte die Fünfte Symphonie auf den Plattenschrank. Ich konnte nicht anders, ich musste ein paar von unseren anspruchsvolleren Büchern achtlos umherliegen lassen, als ob wir jeden Tag darin läsen, ein paar davon halb aufgeschlagen, und zwar an möglichst schwierigen Stellen; außerdem eine Sammlung von Van-Gogh-Drucken und einen einzelnen Picasso, den ich auf das oberste Bord des Bücherregals stellte. Es war ein Bild von Picasso, mit dem ich überhaupt nichts anfangen kann, aber es macht Eindruck, und bestimmt, dachte ich, wird kein Besucher so unhöflich sein, mich zu fragen, was es bedeuten soll.
Tim hatte beschlossen, dass wir keinen Alkohol anbieten würden, sondern nur Kaffee, und dass ich der Abwechslung halber lieber Schokoladentorte mit Walnüssen machen sollte. Ich bereitete alles zum Toastmachen vor und legte die Sardinen und Tomatenscheiben bereit, die ich auf die Toastschnitten legen wollte. Vor allem wollte ich, dass unser Abend ganz natürlich wurde, ohne die Künstelei, die man so oft findet – alle sollten vergnügt sein und sich wohlfühlen.
Sie kamen um acht. Ich flog am ganzen Körper, als ich ihr Auto hörte – eins von den allerneuesten, mit dem Motor hinten. Ich raste ins Badezimmer, um mich schnell noch mal zu pudern und die Lippen nachzuziehen, und riss das Buffet auf, um mich zu vergewissern, dass die Kaffeetassen und Teller bereitstanden, und legte den Picasso, einem plötzlichen Einfall folgend, umgedreht auf den Kartentisch. Ich hatte auf einmal Angst, Dr. Bessick könne einfach sagen: «Und wie deuten Sie nun dieses Bild Mrs Harlow?» (Später, dachte ich, wenn wir befreundet sind, heißt es natürlich Tim und Teresa und Herbert und Alison.) Dann ging ich ganz kühl zur Tür, obwohl meine Stimme zitterte und ich mich räuspern musste.
Es sind sehr nette Leute. Wir waren vom ersten Moment an Tim und Teresa und Herbert und Alison, obwohl ich mich nicht erinnere, den Doktor tatsächlich mit seinem Vornamen angeredet zu haben; ich hatte Angst, es könne zu vertraulich klingen, obwohl er ja weit gereist ist und sich über so etwas keine Gedanken macht. Er nannte mich Teresa. Seine Stimme ist sehr weich, fast wie Samt, und er ist dunkel mit schütterem Haar und hat braune, manchmal beinahe schwarze Augen; und seine Frau ist das genaue Gegenteil, sehr dünn, mit hellem Haar und grauen Augen, die sehr groß sind, aber sonst nichts Besonderes. Sie hat eine vorstehende Oberlippe, was irgendwie mit ihren Zähnen zusammenhängt und ihr ein pferdeähnliches Aussehen gibt. Zugegeben, ansonsten sieht sie gut aus, ihre Augen zum Beispiel, aber ich verstehe, was Josie meint, wenn sie sie als Xanthippe bezeichnet. Man merkt es nicht gleich, aber im Grunde trifft es auf sie zu. Sie sprach von ihrem Mann dauernd als der Doktor. Ich merkte, dass sie sich etwas darauf einbildet, die Frau eines Arztes zu sein. Trotzdem habe ich den Abend genossen. Wir spielten die Fünfte Symphonie, und Herbert sagte sofort: Das Schicksal klopft an die Tür.
Und er lächelte mir auf eine ganz besondere Art zu. Herbert (verzeih mir, wenn es vertraut klingt) schlug den Takt mit der Hand auf die Armlehne und nickte mit dem Kopf zur Musik, mit verständnisvollem Augenausdruck, während seine Frau mit einem leichten Lächeln im Gesicht und träumerischen Augen dasaß, wodurch sie, wie ich zugeben muss, ziemlich ätherisch wirkten. Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, auch mit dem Kopf zu nicken und den Takt zu klopfen, um meine Vertrautheit mit dem Musikstück zu zeigen, aber nun musste ich mir etwas anderes ausdenken. Ich wiegte mich mit, wie ich hoffe, intelligentem Gesichtsausdruck im Takt der Musik. Tim sagte nachher, ich hätte
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