Frame, Janet
ihn getan wird, und er isst dies nicht und das nicht, wie ein verzogenes Kind, genauso, wie er sich zu Hause benimmt. Und ich habe Angst, dass er mir Schande macht und einen Anfall bekommt, wenn ich gerade Besuch habe. Ich werde dauernd in der Angst leben, dass jemand von meinen Freunden kommt und Toby mit seinen schmutzigen Fingernägeln und seinem fettigen Haar hier herumhängen sieht. Vielleicht müsste er mir leidtun. Aber sein Leben ist meinem so fern, er wühlt in Müllgruben nach Altmetall und Flaschen, und was er sonst noch verkauft, fast, als ob er noch ein Kind wäre. Er kehrt immer und immer wieder zu den Müllgruben zurück, wie ein Kind, das immer wieder das Pflaster von einer Wunde abreißt, sodass sie nie verheilen kann und immer weiter eitert. Ich weiß nicht, warum mir das eingefallen ist. Es ist mir eben eingefallen.
Montag, 11. Februar
Die Bessicks haben immer noch nicht angerufen, wie sie versprochen haben. Heute regnet es, und ich hätte am liebsten meine Zunge hinausgestreckt und den Regen direkt vom Himmel getrunken. Es war ein Regen, der vor Wärme dampfte. Wenn ich jetzt im Süden wäre, gäbe es schon erste Anzeichen von Herbst, die Blätter würden sich verfärben, und nachmittags würde es kühl, und an den geschützten und feuchteren Stellen kämen die Pilze. Hier scheint es nichts zu geben als Wärme und ewigen Sommer. Ich habe wieder einen Brief von Daphne bekommen, einen sehr merkwürdigen Brief. Ich weiß nicht, ob man sie jemals wird heilen können, selbst mit den neuen Behandlungsmethoden wie Elektroschock und Insulinschock und dieser neuen Hirnoperation, von der man in der Zeitung liest, bei der die Persönlichkeit verändert wird. Wie schrecklich, seiner Persönlichkeit beraubt zu werden.
Montag, 18. Februar
Alison Bessick hat einen Schuss durch die rechte Lunge bekommen, und man hat ihren Mann wegen Mordes verhaftet. Ist das nicht furchtbar? Ich kann es kaum glauben. Obwohl es heute in der Morgenzeitung steht, auf der zweiten Seite, mit einem Foto ihres Hauses und des Zimmers, in dem der Mord geschehen ist. Ich kann es kaum glauben. Ist es nicht furchtbar, einfach furchtbar?
Dienstag, 19. Februar
Der ganze Ort ist in Aufruhr wegen des Bessick-Mordes. Alle möglichen Gerüchte gehen um. Manche sagen, sie hatte ein Verhältnis mit einem Mann von einer Bucht an der Ostküste, andere wieder sagen, er hatte eins mit einer seiner Patientinnen, und Alison habe es entdeckt und ihn zur Rede gestellt, und er habe sie kaltblütig erschossen. Einige sagen, er sei durchgedreht, und sein Verteidiger wolle auf Freispruch wegen Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Wieder andere sagen, seine Frau habe es verdient. Man kann sich kein Bild machen, es gibt zu viele verschiedene Gerüchte. Wir waren mit die Letzten, die sie gemeinsam besuchten. Wenn man sich das vorstellt. Wenn ich an unseren Abend zurückdenke, sehe ich jetzt auch, dass zwischen ihnen nicht alles so war, wie es sein sollte. In seinem Benehmen schien eine berechnende Kälte zu liegen. Jetzt erst erkenne ich die Bedeutung.
MIT EINEM UNGEHEUER VERHEIRATET. Das ist der Titel eines Films, der in dieser Woche in der Stadt läuft, und ich glaube wirklich, er passt auf verschiedene Häuser, in denen die Frauen gezwungen sind, die Grausamkeit und Kälte ihrer Männer zu erdulden. Ich danke dem Himmel, dass Tim über jeden Vorwurf erhaben ist.
Mittwoch, 20. Februar
Ich habe gehört, dass Dr. Bessick gar nicht leugnet, seine Frau ermordet zu haben. Er habe es seit Monaten geplant, sagte er, und er sei glücklich, seinen Plan ausgeführt zu haben. Seine Frau sei rücksichtslos und unberechenbar gewesen, habe einen großen Teil des Haushaltsgeldes für Make-up, Parfums und Hüte ausgegeben und nie ordentliche Mahlzeiten gekocht, sondern immer nur Dosen aufgemacht. Alles das erzählt man sich. Aber mir tut Herbert leid. Ich muss immer an den Abend denken, an dem er so nett mit mir geredet hat, als würden wir uns schon jahrelang kennen. Ich wünschte nur, mir wäre an jenem Abend ein französischer Satz eingefallen.
Donnerstag
Die Aufregung über den Mord hat sich fast wieder gelegt. Tim und ich haben sehr an Prestige gewonnen, weil wir zu den Letzten gehören, bei denen die Bessicks zu Besuch waren. Ein anderer Arzt und seine Frau, die Broadfoots, haben uns für nächste Woche eingeladen, und obwohl ich diesmal nicht mitgehen kann, ist es doch ein angenehmes Gefühl, zu wissen, dass wir eingeladen worden sind. Was kann ich mehr vom
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