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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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bedeckt seien?
    Im Moment rief ihm der Dämon, der ihn durch so viele Gefahren hierher geführt, heimlich zu: »Nimm all das verheißene Gold Und überlaß den Mann und sein Reich dem Schicksale!«
    Gewiß waren ihm alle seine Spanier, von den Hauptleuten abwärts bis zu den Schreibern und Pfaffen, nur gefolgt des Goldes wegen. Es bot sich ihnen in märchenhafter Fülle! Und er? Er, der er vor der Mit- und Nachwelt ein zweiter Alexander, ein zweiter Julius Cäsar, zum mindesten ein zweiter Ferdinand Cortes sein wollte?
    »Ich werde das Gold nehmen!« entschloß er sich. »Und das Reich Perú dazu.«
    Blitzschnell sah er im Geist den Verlauf seines Planes. Das Gold sollte die Soldateska nur noch golddurstiger machen! Hundertmalmehr sollte ihm der gefangene Inka auftürmen, ohne selbst dann die heißersehnte Freiheit zu bekommen! Was brauchte ein abendländischer christlicher Ritter einem eingesperrten morgenländischen Heiden das Wort zu halten?
    Das Pakt ward geschlossen.
    Einer der Offiziere zog einen roten Strich in Reichhöhe an der Wand hin, und der Kaiserliche Notar setzte die Bedingungen des Vertrages umständlich und feierlich auf: den berüchtigten Fetzen Papier, der die Geschichte der Europäer zur endlosen Groteske macht!
    Nach den Angaben von Pizarros Geheimschreiber Xeres hatte das Zimmer eine Länge von 22 Fuß und eine Breite von 17 Fuß; die vereinbarte Höhe betrug 9 Fuß. Dieser Raum sollte mit goldnen Bechern, Krügen, Töpfen, Schüsseln, Platten usw. binnen acht Wochen angefüllt werden, ebenso ein anstoßendes kleineres Zimmer dreimal mit Silbergerät.
    Sofort sandte Atahuällpa Boten nach Kuzko und in die größeren Städte seines Landes mit dem Befehl, man solle alles goldne Gerät und Zierat aus den Königlichen Palästen, aus den Tempeln und Staatsgebäuden schleunigst fortnehmen, sammeln und nach Kaxamalka bringen.
    Der Inka verblieb in Pizarros Quartier. Wenngleich er scharf bewacht wurde, erfreute er sich doch ziemlicher Freiheit, und vor allem wurde er von jedermann seinem Range gemäß behandelt. Er trüg keine Fesseln, verfügte über mehrere Gemächer, hatte die Favoritin seines Harems bei sich und lebte völlig ungestört. Es bildete sich sogar ein kleiner Hofstaat um ihn. Er empfing Edelleute und Untertanen unter strenger Wahrung der peruanischen Etikette. Auch der Vornehmste zog vor der Audienz seine Schuhe aus und trug als Zeichen seiner Ehrfurcht eine symbolische kleine Last auf dem Rücken.
    Pater Valverde versuchte es mit Bekehrungsversuchen. Der Inka hörte ihm gelassen und aufmerksam zu. Eines soll ihn bewegt haben. Als der Dominikaner ihm vorhielt, der Gott der Peruaner habe ihn in Not und Gefahr verlassen; folglich könne er nicht der höchste Gott in der Welt sein, da gab er dies voll Ernst und Würde zu. Mehr aber erreichte der Priester nicht.
    Insgeheim beschäftigten ihn ganz andere Dinge.
    Der gefangene Huaskar hatte von der Gefangennahme Atahuallpas und seinem Vertrage mit den Spaniern erfahren. Um seine Freiheit wiederzuerlangen, bot er dem Statthalter ein weit größeres Lösegeld als sein Bruder an, wozu er sagen ließ, Atahuallpa kenne die Stadt Kuzko und ihre Schätze gar nicht. Er habe nur flüchtig in der Hauptstadt verweilt und wisse die Reichtümer des Landes nicht zu finden.
    Atahuallpa erfuhr Huaskas Angebot. Noch mehr beunruhigte ihn Pizarros Mitteilung, er wolle Huaskar nach Kaxamalka bringen lassen, um unparteiisch zu untersuchen, wer von beiden Brüdern wirklich Anspruch auf den Thron von Perú habe.
    In Wahrheit sah sich Pizarro als Herrn des Landes an, und es war ihm völlig gleichgültig, ob Atahuallpa oder Huaskar legitimer König war. Den großen Wert aber dieser Frage für die Spanier hatte er längst erkannt. Nur war ihm noch nicht klar, in wessen Wagschale er seinen Degen werfen sollte. War es vorteilhafter für seine eigenen Pläne, diesen oder jenen als rechtmäßigen Herrscher zu erklären, d. h. zu einem Werkzeug zu machen, durch das er selber schrankenlos im ganzen Lande schalten und walten konnte. Es galt zunächst festzustellen, welcher von beiden Nebenbuhlern den Herzen der Peruaner näherstand.
    Atahuallpa durchschaute den fremden Bedrücker, und er wußte auch, daß sich das breite Volk, vor eine Wahl gestellt, für den friedliebenden milden Huaskar erklären werde, ebenso die Mehrheit des übriggebliebenen alten Inka-Adels. Zu ihm hielten die neuerungssüchtigen Geister. Und vor allem die Armee. Es gab nur einen Weg, der ihn retten

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