Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
sogleich das nötige Gold einschmelzen, um die Schiffsmieten zu bezahlen, damit die Karavellen so bald als möglich zurück nach Panamá segeln könnten.
Pizarros Freude war echt. Gold hatte er in Hülle und Fülle, und gern gab er davon, was er zu geben hatte. 150 Mann Verstärkung waren ihm wichtiger als sonst etwas.
Almagros Geheimschreiber namens Perez hatte dem Schreiben Almagros an Pizarro ein Brieflein an Pizarros Geheimschreiber Xerez beigelegt. Intrigant, der er wie fast alle jene Abenteurer war, ließ er Pizarro vor Almagro warnen. Dieser sei durchaus nicht gekommen, um die zweite Rolle zu spielen. Pizarro kannte Almagros Eifersucht zur Genüge. Auch wußte er sehr wohl, daß persönliche Zwietracht unter den Truppenführern einer Kolonie immer nur gemeinsamen Schaden zur Folge hat. So übersandte er dem mißtrauischen Genossen den Brief des Verräters zum Beweise seiner eigenen Treue. Almagro war beruhigt, verfehlte aber nicht, seinen Sekretär auf der Stelle an den Galgen zu befördern.
XVI
Hernando Pizarros Zug verlief in folgender Weise. Aufgebrochen am Nachmittage des 6. Januars, eines Montags, erreicht der Trupp (20 Reiter und etliche Schützen mit Hakenbüchsen) am Abend einen kleinen Ort, fünf Leguas entfernt. Am folgenden Tage kam man über Jchoka bis Kuankasanga und am Vormittag des 8. Januar nach Huamachuko. Die kleine Stadt liegt, heute wie damals, in ihrem fruchtbaren Talkessel.
Der Hauptmann und seine Leute wurden bestens aufgenommen. Nirgends sahen sie auch nur die Spur einer vorbereiteten Volkserhebung. Man traf hier auf einen Halbbruder Atahuallpas, der von Süden her unterwegs war, um die Goldzufuhr zu beschleunigen. Offenbar hatte der gefangene Fürst tatsächlich alles getan, was er nur konnte, um die ersehnte Freiheit endlich wiederzuerringen. Von diesem Fürsten erfuhr Hernando, daß zwanzig Tagreisen hinter ihm der General Tschalkutschima mit einem ganzen Zuge von Goldträgern komme. Hernando vernahm einige angesehene Eingeborene, die er beiseite nahm, das heißt regelrecht foltern ließ, um festzustellen, was man über diesen Offizier wisse. Er erfuhr, was man den verängstigten Schelmen eintrichterte: Tschalkutschima stehe sieben Tagreisen weit an der Spitze von 20.000 Mann. Er rücke heran, um die weißen Männer in Kaxamalka umzubringen und den Inka zu befreien. Einer gestand sogar, er habe kürzlich mit Tschalkutschima getafelt und gezecht.
Das war alles Fabelei. Hernando tat aber, als glaube er den Unsinn, und erklärte seinen Leuten, es sei seine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen. Man müsse dem peruanischen General unverzüglich entgegenmarschieren.
Am 10. Januar begann der Weitermarsch. Am 11. kam man nach Andamarka. Abermals vernahm Hernando, man erwarte die Ankunft eines hohen Offiziers namens Tschalkutschima, der einen großen Goldzug führe. Zurzeit befände er sich in der Stadt Xauxa (Jauja). Nunmehr offenbarte Hernando seinen Leuten sein bis dahin verschleiertes Vorhaben: die große Moschee von Pachakamak aufzusuchen.
Dieses peruanische Heiligtum lag an der Meeresküste unweit der heutigen Hauptstadt Lima. Der Ort war von alters her gottgeweiht, ursprünglich dem Fischgotte, das heißt dem Teufel. Nach dem Einbruch der Inkas wurde oberhalb des alten am Gestade stehenden Tempel, auf drei breiten Terrassen, hoch über der Stadt, dem Sonnengott ein großartiges neues Heiligtum errichtet. Aus politischer Klugheit ließ man das alte hölzerne Gottesbild ruhig an seinem Ort. Mit der Zeit sollte es von selbst der Vernach- lässigkeit anheim fallen. Sogar das alte Orakel, in der Inkasprache »Rimak« (daß heißt: Der Sprecher) genannt, blieb unbeseitigt.
Pachakamak heißt »Weltschöpfer«; das war ein Beiname des Sonnengottes. Vermutlich haben die Inkas die nahe Stadt, deren älterer Name uns nicht bekannt ist, so umgetauft. Der Ort lag von Anda- marka über 500 km entfernt.
Am 14. Januar brach man auf. Etliche Eingeborene dienten als Führer. Am Abend blieb man nach Überschreiten von zwei Bächen in Totopamba. Überall empfingen die Indianer die Fremden gastlich und stellten ihnen Träger. Am 15. übernachtete man in Koronga. Auf der Mitte des Weges dahin kam der Zug durch einen schneegefüllten Engpass. Damit war die Cordillera blanca auf dem 4000 m hohen Paß von Condorhuasi (Kondorhaus) überschritten.
Am 15. Januar blieb man in Pinga, einem kleinen Orte, den seine Bewohner aus Furcht vor den Ankömmlingen verlassen hatten. Diese Tagreise war
Weitere Kostenlose Bücher